Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Visitenbräune grassiert wie jede andre am
meisten im Herbste und Winter unter den Win¬
terlustbarkeiten und Wintergästen. -- Die Vi¬
sitenbräune schreibt der Witz zwei Gründen zu:
erstlich den äußern Schaalverdiensten (innern nie)
so glaubt auch Unzer, daß Schaalthiere auf
den Hals am meisten wirken, daher z. B. Austern
schweres Schlucken, kalzinierte Krebse gegen Was¬
serscheu, Dunst von Krebsen Stummheit, Skor¬
pion Zungenlähmung wirken. -- Der zweite Grund
ist, daß Damen in einer Stadt wie auf einem
Isolatorium wohnen und daß wenn eine Fremde,
die mit ihnen sich nicht in Rapport gesetzt, die
manipulierten Klairvoyanten berührt, oder nur in
der Ferne von ihnen bleibt, diese lauter häßliche
Empfindungen in allen Gliedern spüren.

Ende der Extrazeilen.

Beim Weggehen merkte Fenk im Vorbeigehen
an: "die zwei Kinder hätten den Reisewagen zur
Wiege gehabt -- er sei Pestilenziarius und Medizi¬
nalrath geworden und kurire nur Weiber und ehe¬
liche mit der Zeit eines."

Wenn die Unterscheerauer etwas, das süß,
sauer und toll zugleich scheint, vorbekommen: so

Die Viſitenbraͤune graſſiert wie jede andre am
meiſten im Herbſte und Winter unter den Win¬
terluſtbarkeiten und Wintergaͤſten. — Die Vi¬
ſitenbraͤune ſchreibt der Witz zwei Gruͤnden zu:
erſtlich den aͤußern Schaalverdienſten (innern nie)
ſo glaubt auch Unzer, daß Schaalthiere auf
den Hals am meiſten wirken, daher z. B. Auſtern
ſchweres Schlucken, kalzinierte Krebſe gegen Waſ¬
ſerſcheu, Dunſt von Krebſen Stummheit, Skor¬
pion Zungenlaͤhmung wirken. — Der zweite Grund
iſt, daß Damen in einer Stadt wie auf einem
Iſolatorium wohnen und daß wenn eine Fremde,
die mit ihnen ſich nicht in Rapport geſetzt, die
manipulierten Klairvoyanten beruͤhrt, oder nur in
der Ferne von ihnen bleibt, dieſe lauter haͤßliche
Empfindungen in allen Gliedern ſpuͤren.

Ende der Extrazeilen.

Beim Weggehen merkte Fenk im Vorbeigehen
an: „die zwei Kinder haͤtten den Reiſewagen zur
Wiege gehabt — er ſei Peſtilenziarius und Medizi¬
nalrath geworden und kurire nur Weiber und ehe¬
liche mit der Zeit eines.“

Wenn die Unterſcheerauer etwas, das ſuͤß,
ſauer und toll zugleich ſcheint, vorbekommen: ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0166" n="130"/>
          <p>Die Vi&#x017F;itenbra&#x0364;une gra&#x017F;&#x017F;iert wie jede andre am<lb/>
mei&#x017F;ten im Herb&#x017F;te und Winter unter den Win¬<lb/>
terlu&#x017F;tbarkeiten und Winterga&#x0364;&#x017F;ten. &#x2014; Die Vi¬<lb/>
&#x017F;itenbra&#x0364;une &#x017F;chreibt der Witz zwei Gru&#x0364;nden zu:<lb/>
er&#x017F;tlich den <hi rendition="#g">a&#x0364;ußern</hi> Schaalverdien&#x017F;ten (innern nie)<lb/>
&#x017F;o glaubt auch <hi rendition="#g">Unzer</hi>, daß <hi rendition="#g">Schaalthiere</hi> auf<lb/>
den <hi rendition="#g">Hals</hi> am mei&#x017F;ten wirken, daher z. B. Au&#x017F;tern<lb/>
&#x017F;chweres Schlucken, kalzinierte Kreb&#x017F;e gegen Wa&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;er&#x017F;cheu, Dun&#x017F;t von Kreb&#x017F;en Stummheit, Skor¬<lb/>
pion Zungenla&#x0364;hmung wirken. &#x2014; Der zweite Grund<lb/>
i&#x017F;t, daß Damen in einer Stadt wie auf einem<lb/>
I&#x017F;olatorium wohnen und daß wenn eine Fremde,<lb/>
die mit ihnen &#x017F;ich nicht in Rapport ge&#x017F;etzt, die<lb/>
manipulierten Klairvoyanten beru&#x0364;hrt, oder nur in<lb/>
der Ferne von ihnen bleibt, die&#x017F;e lauter ha&#x0364;ßliche<lb/>
Empfindungen in allen Gliedern &#x017F;pu&#x0364;ren.</p><lb/>
          <p rendition="#c">Ende der Extrazeilen.</p><lb/>
          <p>Beim Weggehen merkte Fenk im Vorbeigehen<lb/>
an: &#x201E;die zwei Kinder ha&#x0364;tten den Rei&#x017F;ewagen zur<lb/>
Wiege gehabt &#x2014; er &#x017F;ei Pe&#x017F;tilenziarius und Medizi¬<lb/>
nalrath geworden und kurire nur Weiber und ehe¬<lb/>
liche mit der Zeit eines.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Wenn die Unter&#x017F;cheerauer etwas, das &#x017F;u&#x0364;ß,<lb/>
&#x017F;auer und toll zugleich &#x017F;cheint, vorbekommen: &#x017F;o<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0166] Die Viſitenbraͤune graſſiert wie jede andre am meiſten im Herbſte und Winter unter den Win¬ terluſtbarkeiten und Wintergaͤſten. — Die Vi¬ ſitenbraͤune ſchreibt der Witz zwei Gruͤnden zu: erſtlich den aͤußern Schaalverdienſten (innern nie) ſo glaubt auch Unzer, daß Schaalthiere auf den Hals am meiſten wirken, daher z. B. Auſtern ſchweres Schlucken, kalzinierte Krebſe gegen Waſ¬ ſerſcheu, Dunſt von Krebſen Stummheit, Skor¬ pion Zungenlaͤhmung wirken. — Der zweite Grund iſt, daß Damen in einer Stadt wie auf einem Iſolatorium wohnen und daß wenn eine Fremde, die mit ihnen ſich nicht in Rapport geſetzt, die manipulierten Klairvoyanten beruͤhrt, oder nur in der Ferne von ihnen bleibt, dieſe lauter haͤßliche Empfindungen in allen Gliedern ſpuͤren. Ende der Extrazeilen. Beim Weggehen merkte Fenk im Vorbeigehen an: „die zwei Kinder haͤtten den Reiſewagen zur Wiege gehabt — er ſei Peſtilenziarius und Medizi¬ nalrath geworden und kurire nur Weiber und ehe¬ liche mit der Zeit eines.“ Wenn die Unterſcheerauer etwas, das ſuͤß, ſauer und toll zugleich ſcheint, vorbekommen: ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/166
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/166>, abgerufen am 15.05.2024.