Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.Eilfter Sektor. Amandus Augen -- das Blindekuhspiel. Die Sympathie, die Erwachsene in der ersten Eilfter Sektor. Amandus Augen — das Blindekuhſpiel. Die Sympathie, die Erwachſene in der erſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0173" n="137"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilfter Sektor.</hi><lb/> </head> <argument> <p rendition="#c">Amandus Augen — das Blindekuhſpiel.</p> </argument><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Sympathie, die Erwachſene in der erſten<lb/> Viertelſtunde <hi rendition="#g">ablaktirt</hi>, fuͤgt auch oft Kinder<lb/> an einander. Unſer Paar lief einander taͤglich uͤber<lb/> 40mal in die Arme und herzte ſich. Ihr guten<lb/> Kinder! ſeid froh, daß ihr eure Liebe noch ſtaͤrker<lb/> ausdruͤcken duͤrfet als durch Briefe. Denn die Kul¬<lb/> tur ſchneidet dem Ausdruck der Liebe das Gebiet des<lb/> Koͤrpers immer kleiner vor — dieſe hagere Gouver¬<lb/> nante nahm uns erſtlich den ganzen Koͤrper deſſen<lb/> weg, den wir lieben — dann die Hand, die wir<lb/> nicht mehr druͤcken duͤrfen — dann die Knoͤpfe und<lb/> die Achſeln, die wir nicht mehr beruͤhren duͤrfen —<lb/> und von einer ganzen Frau gab ſie uns nichts zum<lb/> Kuͤſſen zuruͤck als (wie ein <hi rendition="#g">Gewoͤlle</hi>) den Hand¬<lb/> ſchuh: — wir manipuliren einander jetzt alle von<lb/> ferne. — Amandus hieng mit ſeinem mehr weibli¬<lb/> chen Herzen an Guſtavs mehr maͤnnlichem mit al¬<lb/> ler der Liebe, die der Schwaͤchere dem Staͤrkern<lb/> reichlicher giebt als er ſie ihm abgewinnt. Daher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0173]
Eilfter Sektor.
Amandus Augen — das Blindekuhſpiel.
Die Sympathie, die Erwachſene in der erſten
Viertelſtunde ablaktirt, fuͤgt auch oft Kinder
an einander. Unſer Paar lief einander taͤglich uͤber
40mal in die Arme und herzte ſich. Ihr guten
Kinder! ſeid froh, daß ihr eure Liebe noch ſtaͤrker
ausdruͤcken duͤrfet als durch Briefe. Denn die Kul¬
tur ſchneidet dem Ausdruck der Liebe das Gebiet des
Koͤrpers immer kleiner vor — dieſe hagere Gouver¬
nante nahm uns erſtlich den ganzen Koͤrper deſſen
weg, den wir lieben — dann die Hand, die wir
nicht mehr druͤcken duͤrfen — dann die Knoͤpfe und
die Achſeln, die wir nicht mehr beruͤhren duͤrfen —
und von einer ganzen Frau gab ſie uns nichts zum
Kuͤſſen zuruͤck als (wie ein Gewoͤlle) den Hand¬
ſchuh: — wir manipuliren einander jetzt alle von
ferne. — Amandus hieng mit ſeinem mehr weibli¬
chen Herzen an Guſtavs mehr maͤnnlichem mit al¬
ler der Liebe, die der Schwaͤchere dem Staͤrkern
reichlicher giebt als er ſie ihm abgewinnt. Daher
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |