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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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terscheerau machen wirs nicht anders. Aber jezt
kömmt der Zufall, der uns alle eher daraus weg¬
trieb.

Der Professor hatte nämlich wie die meisten
Leute keinen Geschmack in Meublen; am liebsten
stellte er die besten unter die elendesten, die fein¬
ste Pißwase unter ein Großvatersbett und gegen¬
über einem sandigen Waschgefäß, eine geputzte
Livree seines Bedienten hinter versäumtem Anzug
seiner Kinder u. s. w. Nun begieng er allemal ei¬
nen Friedensbruch an seiner Frau dadurch, daß
er nie leer heim kam; er hatte immer etwas erhan¬
delt, das nichts taugte: er hatte die Schwachheit
unzähliger Männer sich weiß zu machen, er ver¬
stände die Hauhaltungskunst so gut wie die Frau,
wenn er nur anfangen wollte -- Sachen, die man
lange treiben sieht, glanbt man zuletzt selber trei¬
ben zu können -- Sie hatte die Schwachheit un¬
zähliger Weiber, sich vorzuschmeicheln, der Ehe¬
herr sei ein wahrer Ignorant im Haushalten und
könn' es nicht einmal erlernen wenn er auch woll¬
te. "Red' ich in deine Büchersachen auch?" fragte
die sehr grob verkörperte Professorin. Man konnt'
es also bei jeder Meublenauktion oder auf jeden
Jahrmarkt in einer Kalenderpraktika neben der

terſcheerau machen wirs nicht anders. Aber jezt
koͤmmt der Zufall, der uns alle eher daraus weg¬
trieb.

Der Profeſſor hatte naͤmlich wie die meiſten
Leute keinen Geſchmack in Meublen; am liebſten
ſtellte er die beſten unter die elendeſten, die fein¬
ſte Pißwaſe unter ein Großvatersbett und gegen¬
uͤber einem ſandigen Waſchgefaͤß, eine geputzte
Livree ſeines Bedienten hinter verſaͤumtem Anzug
ſeiner Kinder u. ſ. w. Nun begieng er allemal ei¬
nen Friedensbruch an ſeiner Frau dadurch, daß
er nie leer heim kam; er hatte immer etwas erhan¬
delt, das nichts taugte: er hatte die Schwachheit
unzaͤhliger Maͤnner ſich weiß zu machen, er ver¬
ſtaͤnde die Hauhaltungskunſt ſo gut wie die Frau,
wenn er nur anfangen wollte — Sachen, die man
lange treiben ſieht, glanbt man zuletzt ſelber trei¬
ben zu koͤnnen — Sie hatte die Schwachheit un¬
zaͤhliger Weiber, ſich vorzuſchmeicheln, der Ehe¬
herr ſei ein wahrer Ignorant im Haushalten und
koͤnn' es nicht einmal erlernen wenn er auch woll¬
te. „Red' ich in deine Buͤcherſachen auch?” fragte
die ſehr grob verkoͤrperte Profeſſorin. Man konnt'
es alſo bei jeder Meublenauktion oder auf jeden
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[164/0200] terſcheerau machen wirs nicht anders. Aber jezt koͤmmt der Zufall, der uns alle eher daraus weg¬ trieb. Der Profeſſor hatte naͤmlich wie die meiſten Leute keinen Geſchmack in Meublen; am liebſten ſtellte er die beſten unter die elendeſten, die fein¬ ſte Pißwaſe unter ein Großvatersbett und gegen¬ uͤber einem ſandigen Waſchgefaͤß, eine geputzte Livree ſeines Bedienten hinter verſaͤumtem Anzug ſeiner Kinder u. ſ. w. Nun begieng er allemal ei¬ nen Friedensbruch an ſeiner Frau dadurch, daß er nie leer heim kam; er hatte immer etwas erhan¬ delt, das nichts taugte: er hatte die Schwachheit unzaͤhliger Maͤnner ſich weiß zu machen, er ver¬ ſtaͤnde die Hauhaltungskunſt ſo gut wie die Frau, wenn er nur anfangen wollte — Sachen, die man lange treiben ſieht, glanbt man zuletzt ſelber trei¬ ben zu koͤnnen — Sie hatte die Schwachheit un¬ zaͤhliger Weiber, ſich vorzuſchmeicheln, der Ehe¬ herr ſei ein wahrer Ignorant im Haushalten und koͤnn' es nicht einmal erlernen wenn er auch woll¬ te. „Red' ich in deine Buͤcherſachen auch?” fragte die ſehr grob verkoͤrperte Profeſſorin. Man konnt' es alſo bei jeder Meublenauktion oder auf jeden Jahrmarkt in einer Kalenderpraktika neben der

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/200>, abgerufen am 21.11.2024.