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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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und dessen Kapitalbuch eine schmierige Stubenthür
und dessen Kaufmannsgüter nicht zu Schiffe son¬
dern als Landfracht unter dem Arme, oder auf
der Achse, d. h. an einem Stocke auf der Achsel
gebracht werden -- in beiden Fällen käuet der
scheerauische Leser Produkte aus Molucken, die vor
seiner Nase sind. --

Einer, der das beurtheilen kann, fället nach¬
her dem Gewürz-Inspektor von Herzen bei, der
im scheerauischen Intelligenzblatt schreibt, 1) das
jezt das Land Pfeffer und Ingwer um niedrigern
Preiß erhalten könnte, weil bloß der Fiskus im
Stande wäre, sie in grössern, mithin in wohlfei¬
lern Parthien zu beziehen -- 2) daß der Regent
jezt vermögend wäre, diese Leckereien, die unsern
Beutel über Indien leeren, unter allen Deutschen
zuerst den Scheerauern abzugewöhnen, indem er
bloß den Preiß enorm zu steigern brauchte -- 3)
daß eine neue Dienerschaft jezt ihr Brodt hätte.

Ich brauch' es nicht zu vertheidigen, daß un¬
ser Fürst -- da die Russische Kaiserin Dörfern das
Stadtrecht giebt -- Schutt-Hügeln das Inselnrecht
ertheilt, oder daß er ihnen ostindische Namen
schenkt, da jeder Tropf von Schiffer bei der grös¬

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und deſſen Kapitalbuch eine ſchmierige Stubenthuͤr
und deſſen Kaufmannsguͤter nicht zu Schiffe ſon¬
dern als Landfracht unter dem Arme, oder auf
der Achſe, d. h. an einem Stocke auf der Achſel
gebracht werden — in beiden Faͤllen kaͤuet der
ſcheerauiſche Leſer Produkte aus Molucken, die vor
ſeiner Naſe ſind. —

Einer, der das beurtheilen kann, faͤllet nach¬
her dem Gewuͤrz-Inſpektor von Herzen bei, der
im ſcheerauiſchen Intelligenzblatt ſchreibt, 1) das
jezt das Land Pfeffer und Ingwer um niedrigern
Preiß erhalten koͤnnte, weil bloß der Fiſkus im
Stande waͤre, ſie in groͤſſern, mithin in wohlfei¬
lern Parthien zu beziehen — 2) daß der Regent
jezt vermoͤgend waͤre, dieſe Leckereien, die unſern
Beutel uͤber Indien leeren, unter allen Deutſchen
zuerſt den Scheerauern abzugewoͤhnen, indem er
bloß den Preiß enorm zu ſteigern brauchte — 3)
daß eine neue Dienerſchaft jezt ihr Brodt haͤtte.

Ich brauch' es nicht zu vertheidigen, daß un¬
ſer Fuͤrſt — da die Ruſſiſche Kaiſerin Doͤrfern das
Stadtrecht giebt — Schutt-Huͤgeln das Inſelnrecht
ertheilt, oder daß er ihnen oſtindiſche Namen
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[227/0263] und deſſen Kapitalbuch eine ſchmierige Stubenthuͤr und deſſen Kaufmannsguͤter nicht zu Schiffe ſon¬ dern als Landfracht unter dem Arme, oder auf der Achſe, d. h. an einem Stocke auf der Achſel gebracht werden — in beiden Faͤllen kaͤuet der ſcheerauiſche Leſer Produkte aus Molucken, die vor ſeiner Naſe ſind. — Einer, der das beurtheilen kann, faͤllet nach¬ her dem Gewuͤrz-Inſpektor von Herzen bei, der im ſcheerauiſchen Intelligenzblatt ſchreibt, 1) das jezt das Land Pfeffer und Ingwer um niedrigern Preiß erhalten koͤnnte, weil bloß der Fiſkus im Stande waͤre, ſie in groͤſſern, mithin in wohlfei¬ lern Parthien zu beziehen — 2) daß der Regent jezt vermoͤgend waͤre, dieſe Leckereien, die unſern Beutel uͤber Indien leeren, unter allen Deutſchen zuerſt den Scheerauern abzugewoͤhnen, indem er bloß den Preiß enorm zu ſteigern brauchte — 3) daß eine neue Dienerſchaft jezt ihr Brodt haͤtte. Ich brauch' es nicht zu vertheidigen, daß un¬ ſer Fuͤrſt — da die Ruſſiſche Kaiſerin Doͤrfern das Stadtrecht giebt — Schutt-Huͤgeln das Inſelnrecht ertheilt, oder daß er ihnen oſtindiſche Namen ſchenkt, da jeder Tropf von Schiffer bei der groͤſ¬ P 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/263>, abgerufen am 09.06.2024.