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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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die Tugend und eine Schöne mit gleichem Feuer
umfasset -- auch den bloßen großen Menschen von
Genie mein' ich nicht unter dem hohen und schon
die Metapher deutet dort horizontale und hier
perpendikulare Ausdehnung an.

Sondern den mein' ich, der zum größern oder
geringern Grade aller dieser Vorzüge noch etwas
setzt, was die Erde so selten hat -- die Erhebung
über die Erde, das Gefühl der Geringfügigkeit
alles irdischen Thuns und der Unförmlichkeit zwi¬
schen unserem Herzen und unserem Orte, das über
das verwirrende Gebüsch und den ekelhaften Köder
unsers Fußbodens aufgerichtete Angesicht, den
Wunsch des Todes und den Blick über die Wolken.
Wenn ein Engel sich über unsere Atmosphäre stellte
und durch dieses trübe mit Wolkenschaum und
schwimmendem Koth verfinsterte Meer hernieder
sähe auf den Meeresgrund, auf dem wir liegen
und kleben -- wenn er die tausend Augen und
Händen sähe, die gerade aus horizontal nach
dem Inhalt der Luft nach Gepränge, fangen und
starren, wenn er die schlimmern sähe, die schief
niedergebückt werden gegen den Fraß und Gold¬
glimmer im morastigen Boden, und endlich die

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die Tugend und eine Schoͤne mit gleichem Feuer
umfaſſet — auch den bloßen großen Menſchen von
Genie mein' ich nicht unter dem hohen und ſchon
die Metapher deutet dort horizontale und hier
perpendikulare Ausdehnung an.

Sondern den mein' ich, der zum groͤßern oder
geringern Grade aller dieſer Vorzuͤge noch etwas
ſetzt, was die Erde ſo ſelten hat — die Erhebung
uͤber die Erde, das Gefuͤhl der Geringfuͤgigkeit
alles irdiſchen Thuns und der Unfoͤrmlichkeit zwi¬
ſchen unſerem Herzen und unſerem Orte, das uͤber
das verwirrende Gebuͤſch und den ekelhaften Koͤder
unſers Fußbodens aufgerichtete Angeſicht, den
Wunſch des Todes und den Blick uͤber die Wolken.
Wenn ein Engel ſich uͤber unſere Atmoſphaͤre ſtellte
und durch dieſes truͤbe mit Wolkenſchaum und
ſchwimmendem Koth verfinſterte Meer hernieder
ſaͤhe auf den Meeresgrund, auf dem wir liegen
und kleben — wenn er die tauſend Augen und
Haͤnden ſaͤhe, die gerade aus horizontal nach
dem Inhalt der Luft nach Gepraͤnge, fangen und
ſtarren, wenn er die ſchlimmern ſaͤhe, die ſchief
niedergebuͤckt werden gegen den Fraß und Gold¬
glimmer im moraſtigen Boden, und endlich die

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[371/0407] die Tugend und eine Schoͤne mit gleichem Feuer umfaſſet — auch den bloßen großen Menſchen von Genie mein' ich nicht unter dem hohen und ſchon die Metapher deutet dort horizontale und hier perpendikulare Ausdehnung an. Sondern den mein' ich, der zum groͤßern oder geringern Grade aller dieſer Vorzuͤge noch etwas ſetzt, was die Erde ſo ſelten hat — die Erhebung uͤber die Erde, das Gefuͤhl der Geringfuͤgigkeit alles irdiſchen Thuns und der Unfoͤrmlichkeit zwi¬ ſchen unſerem Herzen und unſerem Orte, das uͤber das verwirrende Gebuͤſch und den ekelhaften Koͤder unſers Fußbodens aufgerichtete Angeſicht, den Wunſch des Todes und den Blick uͤber die Wolken. Wenn ein Engel ſich uͤber unſere Atmoſphaͤre ſtellte und durch dieſes truͤbe mit Wolkenſchaum und ſchwimmendem Koth verfinſterte Meer hernieder ſaͤhe auf den Meeresgrund, auf dem wir liegen und kleben — wenn er die tauſend Augen und Haͤnden ſaͤhe, die gerade aus horizontal nach dem Inhalt der Luft nach Gepraͤnge, fangen und ſtarren, wenn er die ſchlimmern ſaͤhe, die ſchief niedergebuͤckt werden gegen den Fraß und Gold¬ glimmer im moraſtigen Boden, und endlich die A a 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/407>, abgerufen am 24.11.2024.