sowohl empfangen als verabschiedet -- wie gesagt, des musikalischen Ehepaars wegen hätt' ich den Wa¬ gen gar nicht zugeschlossen; aber der Todesgefahr wegen; denn ein freudiges Piquet Frohnbauern schoß mir aus 17 Vogelflinten und einem Paar Taschen¬ puffern sowohl Ehrensalven als einige Ladstöcke ent¬ gegen.
Sitzt ein Graf einmal ohne vier nicht natürli¬ che Dinge da: so darf er an das fünfte gar nicht denken, an Evacuation. Der Sphinkter aller, selbst der größten Poren bleibt samt der Wagen¬ thüre zu; es war also kein Wunder, da ich gar kein Hephate zu irgend einem Porus sagen konnte, daß ich auffuhr: "den Henker hab' ich davon von "meinem Sitzen auf der Grafenbank in Regensburg, "wenn ich hier auf dem Kutschkissen hocken muß "und nichts -- verrichten kann, nicht einmal...."
Aechte Leidenschaft, die das 6te nicht natür¬ liche Ding des Menschen ist, wird von nichts so leicht erstickt als von einem atlassenen Hundekissen, auf dem die Pfarrer, Schuldiener und Amtleute, die ein Reichs-Erb-Kasperl hat, ihm die Carmina überreichen, die sie auf ihn haben fertigen lassen: denn darüber ist weder zu lachen, noch zu grei¬
ſowohl empfangen als verabſchiedet — wie geſagt, des muſikaliſchen Ehepaars wegen haͤtt' ich den Wa¬ gen gar nicht zugeſchloſſen; aber der Todesgefahr wegen; denn ein freudiges Piquet Frohnbauern ſchoß mir aus 17 Vogelflinten und einem Paar Taſchen¬ puffern ſowohl Ehrenſalven als einige Ladſtoͤcke ent¬ gegen.
Sitzt ein Graf einmal ohne vier nicht natuͤrli¬ che Dinge da: ſo darf er an das fuͤnfte gar nicht denken, an Evacuation. Der Sphinkter aller, ſelbſt der groͤßten Poren bleibt ſamt der Wagen¬ thuͤre zu; es war alſo kein Wunder, da ich gar kein Hephate zu irgend einem Porus ſagen konnte, daß ich auffuhr: „den Henker hab' ich davon von „meinem Sitzen auf der Grafenbank in Regensburg, „wenn ich hier auf dem Kutſchkiſſen hocken muß „und nichts — verrichten kann, nicht einmal....”
Aechte Leidenſchaft, die das 6te nicht natuͤr¬ liche Ding des Menſchen iſt, wird von nichts ſo leicht erſtickt als von einem atlaſſenen Hundekiſſen, auf dem die Pfarrer, Schuldiener und Amtleute, die ein Reichs-Erb-Kaſperl hat, ihm die Carmina uͤberreichen, die ſie auf ihn haben fertigen laſſen: denn daruͤber iſt weder zu lachen, noch zu grei¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0073"n="37"/>ſowohl empfangen als verabſchiedet — wie geſagt,<lb/>
des muſikaliſchen Ehepaars wegen haͤtt' ich den Wa¬<lb/>
gen gar nicht zugeſchloſſen; aber der Todesgefahr<lb/>
wegen; denn ein freudiges Piquet Frohnbauern ſchoß<lb/>
mir aus 17 Vogelflinten und einem Paar Taſchen¬<lb/>
puffern ſowohl Ehrenſalven als einige Ladſtoͤcke ent¬<lb/>
gegen.</p><lb/><p>Sitzt ein Graf einmal ohne vier nicht natuͤrli¬<lb/>
che Dinge da: ſo darf er an das fuͤnfte gar nicht<lb/>
denken, an <hirendition="#g">Evacuation</hi>. Der Sphinkter aller,<lb/>ſelbſt der <hirendition="#g">groͤßten</hi> Poren bleibt ſamt der Wagen¬<lb/>
thuͤre zu; es war alſo kein Wunder, da ich gar<lb/>
kein Hephate zu irgend einem Porus ſagen konnte,<lb/>
daß ich auffuhr: „den Henker hab' ich davon von<lb/>„meinem Sitzen auf der Grafenbank in Regensburg,<lb/>„wenn ich hier auf dem Kutſchkiſſen hocken muß<lb/>„und nichts — verrichten kann, nicht einmal....”</p><lb/><p>Aechte <hirendition="#g">Leiden</hi>ſchaft, die das 6te nicht natuͤr¬<lb/>
liche Ding des Menſchen iſt, wird von nichts ſo<lb/>
leicht erſtickt als von einem atlaſſenen Hundekiſſen,<lb/>
auf dem die Pfarrer, Schuldiener und Amtleute,<lb/>
die ein Reichs-Erb-Kaſperl hat, ihm die Carmina<lb/>
uͤberreichen, die ſie auf ihn haben fertigen laſſen:<lb/>
denn daruͤber iſt weder zu lachen, noch zu grei¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[37/0073]
ſowohl empfangen als verabſchiedet — wie geſagt,
des muſikaliſchen Ehepaars wegen haͤtt' ich den Wa¬
gen gar nicht zugeſchloſſen; aber der Todesgefahr
wegen; denn ein freudiges Piquet Frohnbauern ſchoß
mir aus 17 Vogelflinten und einem Paar Taſchen¬
puffern ſowohl Ehrenſalven als einige Ladſtoͤcke ent¬
gegen.
Sitzt ein Graf einmal ohne vier nicht natuͤrli¬
che Dinge da: ſo darf er an das fuͤnfte gar nicht
denken, an Evacuation. Der Sphinkter aller,
ſelbſt der groͤßten Poren bleibt ſamt der Wagen¬
thuͤre zu; es war alſo kein Wunder, da ich gar
kein Hephate zu irgend einem Porus ſagen konnte,
daß ich auffuhr: „den Henker hab' ich davon von
„meinem Sitzen auf der Grafenbank in Regensburg,
„wenn ich hier auf dem Kutſchkiſſen hocken muß
„und nichts — verrichten kann, nicht einmal....”
Aechte Leidenſchaft, die das 6te nicht natuͤr¬
liche Ding des Menſchen iſt, wird von nichts ſo
leicht erſtickt als von einem atlaſſenen Hundekiſſen,
auf dem die Pfarrer, Schuldiener und Amtleute,
die ein Reichs-Erb-Kaſperl hat, ihm die Carmina
uͤberreichen, die ſie auf ihn haben fertigen laſſen:
denn daruͤber iſt weder zu lachen, noch zu grei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/73>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.