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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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ben und gleich Schmetterlingen an der Umarmung
der Musen sterben -- aber keine Kreuzer-Piece,
nicht eine Zeile solten wir edieren für solche gewissen¬
lose Stoßvögel: wer dankt mirs, daß ich Scenen
ausmahle, die den Dekorationsmahler beinahe um¬
bringen und biographische Seiten schreibe, die auf
mich nicht viel besser wirken als vergiftete Briefe?
Wer weiß es -- nach Scheerau komm' ich jezt selten
-- als meine Schwester, daß ich in diesem biographi¬
schen Lustschloß, das mein Mausoläum werden wird,
oft Zimmer und Wände übermale, die mir Puls und
Athem dergestallt benehmen, daß man mich einmal
todt neben meiner Mahlerei liegen finden muß? Muß
ich nicht, wenn ich so in die Athmosphäre des Todes
gerathe, aufspringen, durch die Stube zirkulieren
und mitten in den zärtlichsten oder erhabensten Stel¬
len abschnappen und die Stiefeln an meinem Beine
wixen oder den Hut und Hosen auskehren, damit es
mir nur den Athem nicht versetzt, und doch wieder
mich daran machen und so auf eine verdammte Art
zwischen Empfindsamkeit und Stiefelwixen wechseln?
-- Ihr verdammten Kunstrichter alzumal!"

Dazu gesellen sich noch tausend Plakereien, die
mich seit einiger Zeit viel öfter zwicken, weil sie

ben und gleich Schmetterlingen an der Umarmung
der Muſen ſterben — aber keine Kreuzer-Piece,
nicht eine Zeile ſolten wir edieren fuͤr ſolche gewiſſen¬
loſe Stoßvoͤgel: wer dankt mirs, daß ich Scenen
ausmahle, die den Dekorationsmahler beinahe um¬
bringen und biographiſche Seiten ſchreibe, die auf
mich nicht viel beſſer wirken als vergiftete Briefe?
Wer weiß es — nach Scheerau komm' ich jezt ſelten
— als meine Schweſter, daß ich in dieſem biographi¬
ſchen Luſtſchloß, das mein Mauſolaͤum werden wird,
oft Zimmer und Waͤnde uͤbermale, die mir Puls und
Athem dergeſtallt benehmen, daß man mich einmal
todt neben meiner Mahlerei liegen finden muß? Muß
ich nicht, wenn ich ſo in die Athmoſphaͤre des Todes
gerathe, aufſpringen, durch die Stube zirkulieren
und mitten in den zaͤrtlichſten oder erhabenſten Stel¬
len abſchnappen und die Stiefeln an meinem Beine
wixen oder den Hut und Hoſen auskehren, damit es
mir nur den Athem nicht verſetzt, und doch wieder
mich daran machen und ſo auf eine verdammte Art
zwiſchen Empfindſamkeit und Stiefelwixen wechſeln?
— Ihr verdammten Kunſtrichter alzumal!”

Dazu geſellen ſich noch tauſend Plakereien, die
mich ſeit einiger Zeit viel oͤfter zwicken, weil ſie

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[248/0258] ben und gleich Schmetterlingen an der Umarmung der Muſen ſterben — aber keine Kreuzer-Piece, nicht eine Zeile ſolten wir edieren fuͤr ſolche gewiſſen¬ loſe Stoßvoͤgel: wer dankt mirs, daß ich Scenen ausmahle, die den Dekorationsmahler beinahe um¬ bringen und biographiſche Seiten ſchreibe, die auf mich nicht viel beſſer wirken als vergiftete Briefe? Wer weiß es — nach Scheerau komm' ich jezt ſelten — als meine Schweſter, daß ich in dieſem biographi¬ ſchen Luſtſchloß, das mein Mauſolaͤum werden wird, oft Zimmer und Waͤnde uͤbermale, die mir Puls und Athem dergeſtallt benehmen, daß man mich einmal todt neben meiner Mahlerei liegen finden muß? Muß ich nicht, wenn ich ſo in die Athmoſphaͤre des Todes gerathe, aufſpringen, durch die Stube zirkulieren und mitten in den zaͤrtlichſten oder erhabenſten Stel¬ len abſchnappen und die Stiefeln an meinem Beine wixen oder den Hut und Hoſen auskehren, damit es mir nur den Athem nicht verſetzt, und doch wieder mich daran machen und ſo auf eine verdammte Art zwiſchen Empfindſamkeit und Stiefelwixen wechſeln? — Ihr verdammten Kunſtrichter alzumal!” Dazu geſellen ſich noch tauſend Plakereien, die mich ſeit einiger Zeit viel oͤfter zwicken, weil ſie

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/258>, abgerufen am 22.11.2024.