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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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fällt! Verweile auch nicht so lange, bis unsere Ju¬
gend-Auen abgemähet und eingeschneiet sind, bis
das Herz steifer und der Jahre und Leiden zu viele
geworden sind. -- -- -- Es wird auf einmal mei¬
nem Innern so wehe, so bitter . . . . Bist du viel¬
leicht schon gestorben, Theurer? -- Ach das betäubt
mein Herz -- wende dein Auge, wenn du selig bist,
von der verwaiseten Schwester und erblick' ihre
Schmerzen nicht -- ach ich frage mich schwer im
blutenden Innern: was hab' ich noch das mich
liebt
? und ich antworte nicht". . . .


Die Leser haben den Muth, daraus mehr zu
Gustavs Vortheil zu errathen als er selber. Ihm
als Helden diesen Buchs muß dieses Blatt willkom¬
men seyn; aber ich als sein bloßer Historiograph
hab' nichts davon als ein Paar schwere Szenen mehr,
die ich jedoch aus wahrer Liebe gegen den Leser gern
verfertige -- Billionen wollt' ich deren ihm zu Ge¬
fallen komponiren. Nur thut es meiner ganzen
Biographie schaden, daß die Personen, die ich hier
in Aktion setze, zugleich mich in Aktion setzen und
daß der Geschicht- oder Protokollschreiber selber
unter die Helden und Partheien gehört. Ich

faͤllt! Verweile auch nicht ſo lange, bis unſere Ju¬
gend-Auen abgemaͤhet und eingeſchneiet ſind, bis
das Herz ſteifer und der Jahre und Leiden zu viele
geworden ſind. — — — Es wird auf einmal mei¬
nem Innern ſo wehe, ſo bitter . . . . Biſt du viel¬
leicht ſchon geſtorben, Theurer? — Ach das betaͤubt
mein Herz — wende dein Auge, wenn du ſelig biſt,
von der verwaiſeten Schweſter und erblick' ihre
Schmerzen nicht — ach ich frage mich ſchwer im
blutenden Innern: was hab' ich noch das mich
liebt
? und ich antworte nicht“. . . .


Die Leſer haben den Muth, daraus mehr zu
Guſtavs Vortheil zu errathen als er ſelber. Ihm
als Helden dieſen Buchs muß dieſes Blatt willkom¬
men ſeyn; aber ich als ſein bloßer Hiſtoriograph
hab' nichts davon als ein Paar ſchwere Szenen mehr,
die ich jedoch aus wahrer Liebe gegen den Leſer gern
verfertige — Billionen wollt' ich deren ihm zu Ge¬
fallen komponiren. Nur thut es meiner ganzen
Biographie ſchaden, daß die Perſonen, die ich hier
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unter die Helden und Partheien gehoͤrt. Ich

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[295/0305] faͤllt! Verweile auch nicht ſo lange, bis unſere Ju¬ gend-Auen abgemaͤhet und eingeſchneiet ſind, bis das Herz ſteifer und der Jahre und Leiden zu viele geworden ſind. — — — Es wird auf einmal mei¬ nem Innern ſo wehe, ſo bitter . . . . Biſt du viel¬ leicht ſchon geſtorben, Theurer? — Ach das betaͤubt mein Herz — wende dein Auge, wenn du ſelig biſt, von der verwaiſeten Schweſter und erblick' ihre Schmerzen nicht — ach ich frage mich ſchwer im blutenden Innern: was hab' ich noch das mich liebt? und ich antworte nicht“. . . . Die Leſer haben den Muth, daraus mehr zu Guſtavs Vortheil zu errathen als er ſelber. Ihm als Helden dieſen Buchs muß dieſes Blatt willkom¬ men ſeyn; aber ich als ſein bloßer Hiſtoriograph hab' nichts davon als ein Paar ſchwere Szenen mehr, die ich jedoch aus wahrer Liebe gegen den Leſer gern verfertige — Billionen wollt' ich deren ihm zu Ge¬ fallen komponiren. Nur thut es meiner ganzen Biographie ſchaden, daß die Perſonen, die ich hier in Aktion ſetze, zugleich mich in Aktion ſetzen und daß der Geſchicht- oder Protokollſchreiber ſelber unter die Helden und Partheien gehoͤrt. Ich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/305>, abgerufen am 22.11.2024.