Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.Ein u. funfzigster oder 3ter Freuden-Sektor. Sonntagsmorgen -- ofne Tafel -- Gewitter -- Liebe. Welch ein Sonntag! -- Heut ist Montag. Ich Vor Tags machten wir uns gestern aus dem Ein u. funfzigſter oder 3ter Freuden-Sektor. Sonntagsmorgen — ofne Tafel — Gewitter — Liebe. Welch ein Sonntag! — Heut iſt Montag. Ich Vor Tags machten wir uns geſtern aus dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0307" n="297"/> </div> </div> <div n="2"> <head>Ein u. funfzigſter oder 3ter Freuden-Sektor. </head><lb/> <argument> <p rendition="#c">Sonntagsmorgen — ofne Tafel — Gewitter — Liebe.</p> </argument><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">W</hi>elch ein Sonntag! — Heut iſt Montag. Ich<lb/> weiß kein Mittel, mich der ich (wie wir alle durch<lb/> unſer Iſoliren) ein Freuden-Elektrophor gewor¬<lb/> den, auszuladen als durch Schreiben, ich muͤßte<lb/> denn tanzen. Guſtav hoͤr' ich heruͤber: der hat<lb/> zum Auslader einen Fluͤgel und ſpielt ihn. Der<lb/> Fluͤgel wird mir dieſen Sektor ſehr erleichtern und<lb/> mir manchen funkelnden Gedanken zuwerfen. Ich<lb/> hab' mir oft gewuͤnſcht, nur ſo reich zu werden,<lb/> daß ich mir (wie die Grachen thaten) einen eignen<lb/> Kerl halten koͤnnte, der ſo lange muſicirte als ich<lb/> ſchriebe. — Himmel! welche <hi rendition="#aq">opera omnia</hi> ſproͤſſen<lb/> heraus! Die Welt erlebte doch das Vergnuͤgen,<lb/> daß da bisher ſo viele poetiſche Flickwerke (z. B.<lb/> die Medea) der Anlaß zu muſikaliſchen Meiſterwer¬<lb/> ken waren, ſich der Fall umkehrte und daß mu¬<lb/> ſikaliſche Nieten poetiſche Treffer gaͤben. —</p><lb/> <p>Vor Tags machten wir uns geſtern aus dem<lb/> Bette, ich und mein muſikaliſcher Soufleur. „Wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [297/0307]
Ein u. funfzigſter oder 3ter Freuden-Sektor.
Sonntagsmorgen — ofne Tafel — Gewitter — Liebe.
Welch ein Sonntag! — Heut iſt Montag. Ich
weiß kein Mittel, mich der ich (wie wir alle durch
unſer Iſoliren) ein Freuden-Elektrophor gewor¬
den, auszuladen als durch Schreiben, ich muͤßte
denn tanzen. Guſtav hoͤr' ich heruͤber: der hat
zum Auslader einen Fluͤgel und ſpielt ihn. Der
Fluͤgel wird mir dieſen Sektor ſehr erleichtern und
mir manchen funkelnden Gedanken zuwerfen. Ich
hab' mir oft gewuͤnſcht, nur ſo reich zu werden,
daß ich mir (wie die Grachen thaten) einen eignen
Kerl halten koͤnnte, der ſo lange muſicirte als ich
ſchriebe. — Himmel! welche opera omnia ſproͤſſen
heraus! Die Welt erlebte doch das Vergnuͤgen,
daß da bisher ſo viele poetiſche Flickwerke (z. B.
die Medea) der Anlaß zu muſikaliſchen Meiſterwer¬
ken waren, ſich der Fall umkehrte und daß mu¬
ſikaliſche Nieten poetiſche Treffer gaͤben. —
Vor Tags machten wir uns geſtern aus dem
Bette, ich und mein muſikaliſcher Soufleur. „Wir
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