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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Neuigkeit, die insofern hier einen Platz verdient,
weil einer da ist und ich den Sektor gern voll ha¬
ben möchte, indem ich bloß abschriebe.

"Der Professor Hoppedizel, der ausser dem
Philosophiren und Prügeln nichts so liebt als Spas¬
machen, will so bald der Mond wieder später auf¬
geht, den machen, daß er ein Spitzbube ist. Ich
traf ihn vor einigen Tagen an, daß er sich einen
langen Bart zurecht sott, ferner Brecheisen ver¬
steckte und Masken wählte. Ich fragte ihn, auf
welcher Redoute er stehlen wolle? Er sagte, in der
Maussenbachschen -- kurz er will deinen Gerichts¬
prinzipal, dadurch daß er mit einer kleinen Bande
einbricht und statt Beute Spaß macht, in einen
theatralischen Kunst[-]Schrecken jagen. Zu wünschen
wäre, dieser artistische und satyrische Räuberhaupt¬
mann würde für einen wahren genommen, und
mit seinen Brech-Apparat auf Arrestanten-
Wagen gebracht und öffentlich hereingefahren --
nicht etwan, damit der gute Hoppedizel dabei ver¬
sehret würde -- sondern nur damit dieser korsarische
Stoiker auf die Folter käme und dadurch drei Men¬
schen auf einmal ins Licht setzte, erstlich sich, in¬
dem er weniger das Verbrechen als seine stoischen

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Neuigkeit, die inſofern hier einen Platz verdient,
weil einer da iſt und ich den Sektor gern voll ha¬
ben moͤchte, indem ich bloß abſchriebe.

„Der Profeſſor Hoppedizel, der auſſer dem
Philoſophiren und Pruͤgeln nichts ſo liebt als Spas¬
machen, will ſo bald der Mond wieder ſpaͤter auf¬
geht, den machen, daß er ein Spitzbube iſt. Ich
traf ihn vor einigen Tagen an, daß er ſich einen
langen Bart zurecht ſott, ferner Brecheiſen ver¬
ſteckte und Maſken waͤhlte. Ich fragte ihn, auf
welcher Redoute er ſtehlen wolle? Er ſagte, in der
Mauſſenbachſchen — kurz er will deinen Gerichts¬
prinzipal, dadurch daß er mit einer kleinen Bande
einbricht und ſtatt Beute Spaß macht, in einen
theatraliſchen Kunſt[-]Schrecken jagen. Zu wuͤnſchen
waͤre, dieſer artiſtiſche und ſatyriſche Raͤuberhaupt¬
mann wuͤrde fuͤr einen wahren genommen, und
mit ſeinen Brech-Apparat auf Arreſtanten-
Wagen gebracht und oͤffentlich hereingefahren —
nicht etwan, damit der gute Hoppedizel dabei ver¬
ſehret wuͤrde — ſondern nur damit dieſer korſariſche
Stoiker auf die Folter kaͤme und dadurch drei Men¬
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dem er weniger das Verbrechen als ſeine ſtoiſchen

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[323/0333] Neuigkeit, die inſofern hier einen Platz verdient, weil einer da iſt und ich den Sektor gern voll ha¬ ben moͤchte, indem ich bloß abſchriebe. „Der Profeſſor Hoppedizel, der auſſer dem Philoſophiren und Pruͤgeln nichts ſo liebt als Spas¬ machen, will ſo bald der Mond wieder ſpaͤter auf¬ geht, den machen, daß er ein Spitzbube iſt. Ich traf ihn vor einigen Tagen an, daß er ſich einen langen Bart zurecht ſott, ferner Brecheiſen ver¬ ſteckte und Maſken waͤhlte. Ich fragte ihn, auf welcher Redoute er ſtehlen wolle? Er ſagte, in der Mauſſenbachſchen — kurz er will deinen Gerichts¬ prinzipal, dadurch daß er mit einer kleinen Bande einbricht und ſtatt Beute Spaß macht, in einen theatraliſchen Kunſt-Schrecken jagen. Zu wuͤnſchen waͤre, dieſer artiſtiſche und ſatyriſche Raͤuberhaupt¬ mann wuͤrde fuͤr einen wahren genommen, und mit ſeinen Brech-Apparat auf Arreſtanten- Wagen gebracht und oͤffentlich hereingefahren — nicht etwan, damit der gute Hoppedizel dabei ver¬ ſehret wuͤrde — ſondern nur damit dieſer korſariſche Stoiker auf die Folter kaͤme und dadurch drei Men¬ ſchen auf einmal ins Licht ſetzte, erſtlich ſich, in¬ dem er weniger das Verbrechen als ſeine ſtoiſchen X 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/333>, abgerufen am 22.11.2024.