Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite
Letzter Sektor.


Wir unglücklichen Brunnengäste! es ist vorbei
mit den Freuden in Lilienbad. -- Die obige Ue¬
berschrift konnte noch mein Bruder machen, eh'
er nach Maußenbach forteilte! denn Gustav liegt
da im Gefängnis. Es ist alles unbegreiflich.
Meine Freundin Beata unterliegt den Nachrichten,
die wir haben und die im folgenden Briefe vom H.
Doktor Fenk heute ankamen. Es ist schmerzhaft
für eine Schwester, daß sie allzeit bloß in Trauer¬
fällen die Feder für den Bruder nehmen muß.
Wahrscheinlich wird die folgende Hiobspost dieses
ganze Buch so wie unsere bisherigen schönen Tage
beschließen.


Ich will dich, mein theuerer Freund, nicht
wie ein Weib schonen sondern dir auf einmal den
ganzen außerordentlichen Schlag erzählen, der un¬
sere glücklichen Stunden getroffen hat und am mei¬
sten die unserer beiden Freunde.

Letzter Sektor.


Wir ungluͤcklichen Brunnengaͤſte! es iſt vorbei
mit den Freuden in Lilienbad. — Die obige Ue¬
berſchrift konnte noch mein Bruder machen, eh'
er nach Maußenbach forteilte! denn Guſtav liegt
da im Gefaͤngnis. Es iſt alles unbegreiflich.
Meine Freundin Beata unterliegt den Nachrichten,
die wir haben und die im folgenden Briefe vom H.
Doktor Fenk heute ankamen. Es iſt ſchmerzhaft
fuͤr eine Schweſter, daß ſie allzeit bloß in Trauer¬
faͤllen die Feder fuͤr den Bruder nehmen muß.
Wahrſcheinlich wird die folgende Hiobspoſt dieſes
ganze Buch ſo wie unſere bisherigen ſchoͤnen Tage
beſchließen.


Ich will dich, mein theuerer Freund, nicht
wie ein Weib ſchonen ſondern dir auf einmal den
ganzen außerordentlichen Schlag erzaͤhlen, der un¬
ſere gluͤcklichen Stunden getroffen hat und am mei¬
ſten die unſerer beiden Freunde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0372" n="362"/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Letzter Sektor.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>ir unglu&#x0364;cklichen Brunnenga&#x0364;&#x017F;te! es i&#x017F;t vorbei<lb/>
mit den Freuden in Lilienbad. &#x2014; Die obige Ue¬<lb/>
ber&#x017F;chrift konnte noch mein Bruder machen, eh'<lb/>
er nach Maußenbach forteilte! denn Gu&#x017F;tav liegt<lb/>
da im <hi rendition="#g">Gefa&#x0364;ngnis</hi>. Es i&#x017F;t alles unbegreiflich.<lb/>
Meine Freundin Beata unterliegt den Nachrichten,<lb/>
die wir haben und die im folgenden Briefe vom H.<lb/>
Doktor Fenk heute ankamen. Es i&#x017F;t &#x017F;chmerzhaft<lb/>
fu&#x0364;r eine Schwe&#x017F;ter, daß &#x017F;ie allzeit bloß in Trauer¬<lb/>
fa&#x0364;llen die Feder fu&#x0364;r den Bruder nehmen muß.<lb/>
Wahr&#x017F;cheinlich wird die folgende Hiobspo&#x017F;t die&#x017F;es<lb/>
ganze Buch &#x017F;o wie un&#x017F;ere bisherigen &#x017F;cho&#x0364;nen Tage<lb/>
be&#x017F;chließen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Ich will dich, mein theuerer Freund, nicht<lb/>
wie ein Weib &#x017F;chonen &#x017F;ondern dir auf einmal den<lb/>
ganzen außerordentlichen Schlag erza&#x0364;hlen, der un¬<lb/>
&#x017F;ere glu&#x0364;cklichen Stunden getroffen hat und am mei¬<lb/>
&#x017F;ten die un&#x017F;erer beiden Freunde.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0372] Letzter Sektor. Wir ungluͤcklichen Brunnengaͤſte! es iſt vorbei mit den Freuden in Lilienbad. — Die obige Ue¬ berſchrift konnte noch mein Bruder machen, eh' er nach Maußenbach forteilte! denn Guſtav liegt da im Gefaͤngnis. Es iſt alles unbegreiflich. Meine Freundin Beata unterliegt den Nachrichten, die wir haben und die im folgenden Briefe vom H. Doktor Fenk heute ankamen. Es iſt ſchmerzhaft fuͤr eine Schweſter, daß ſie allzeit bloß in Trauer¬ faͤllen die Feder fuͤr den Bruder nehmen muß. Wahrſcheinlich wird die folgende Hiobspoſt dieſes ganze Buch ſo wie unſere bisherigen ſchoͤnen Tage beſchließen. Ich will dich, mein theuerer Freund, nicht wie ein Weib ſchonen ſondern dir auf einmal den ganzen außerordentlichen Schlag erzaͤhlen, der un¬ ſere gluͤcklichen Stunden getroffen hat und am mei¬ ſten die unſerer beiden Freunde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/372
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/372>, abgerufen am 22.11.2024.