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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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widrigsten Befehle und Mortifikationen in die Sei¬
te sticht. Zweitens das der Armuth und der Ent¬
haltsamkeit, da sie nicht Kruditäten und übrige
Brocken sondern Hunger von einem Tage zum an¬
dern aufheben und übertragen; und Karminati
vermöchte ganze Invalidenhäuser mit dem Super¬
numerär-Magensaft der Konvictorien und Alumneen
auszuheilen. Das Gelübde der Keuschheit thut
sich nachher von selbst, sobald ein Mensch den gan¬
zen Tag zu laufen und zu fasten hat und keine Be¬
wegungen entbehrt als die peristaltischen. Zu wich¬
tigen Aemtern muß der Staatsbürger erst gehän¬
selt werden. Verdient denn aber bloß der katholi¬
sche Novize zum Mönch geprügelt, oder ein elen¬
der Ladenjunge in Bremen zum Kaufmannsdiener
geräuchert, oder ein sittenloser Südamerikaner zum
Kaziken durch beides und durch mehrere in meinen
Excerpten stehende Qualen appretirt und sublimirt
zu werden? Ist ein lutherischer Pfarrer nicht eben
so wichtig und sind seiner künftigen Bestimmung
nicht eben so gut solche übende Martern nöthig?
Zum Glück hat er sie; vielleicht mauerte die Vor¬
welt die Schulpforten, deren Konklavisten insge¬
sammt wahre Knechte der Knechte sind, bloß seinetwe¬

gen

widrigſten Befehle und Mortifikationen in die Sei¬
te ſticht. Zweitens das der Armuth und der Ent¬
haltſamkeit, da ſie nicht Kruditaͤten und uͤbrige
Brocken ſondern Hunger von einem Tage zum an¬
dern aufheben und uͤbertragen; und Karminati
vermoͤchte ganze Invalidenhaͤuſer mit dem Super¬
numeraͤr-Magenſaft der Konvictorien und Alumneen
auszuheilen. Das Geluͤbde der Keuſchheit thut
ſich nachher von ſelbſt, ſobald ein Menſch den gan¬
zen Tag zu laufen und zu faſten hat und keine Be¬
wegungen entbehrt als die periſtaltiſchen. Zu wich¬
tigen Aemtern muß der Staatsbuͤrger erſt gehaͤn¬
ſelt werden. Verdient denn aber bloß der katholi¬
ſche Novize zum Moͤnch gepruͤgelt, oder ein elen¬
der Ladenjunge in Bremen zum Kaufmannsdiener
geraͤuchert, oder ein ſittenloſer Suͤdamerikaner zum
Kaziken durch beides und durch mehrere in meinen
Excerpten ſtehende Qualen appretirt und ſublimirt
zu werden? Iſt ein lutheriſcher Pfarrer nicht eben
ſo wichtig und ſind ſeiner kuͤnftigen Beſtimmung
nicht eben ſo gut ſolche uͤbende Martern noͤthig?
Zum Gluͤck hat er ſie; vielleicht mauerte die Vor¬
welt die Schulpforten, deren Konklaviſten insge¬
ſammt wahre Knechte der Knechte ſind, bloß ſeinetwe¬

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[384/0394] widrigſten Befehle und Mortifikationen in die Sei¬ te ſticht. Zweitens das der Armuth und der Ent¬ haltſamkeit, da ſie nicht Kruditaͤten und uͤbrige Brocken ſondern Hunger von einem Tage zum an¬ dern aufheben und uͤbertragen; und Karminati vermoͤchte ganze Invalidenhaͤuſer mit dem Super¬ numeraͤr-Magenſaft der Konvictorien und Alumneen auszuheilen. Das Geluͤbde der Keuſchheit thut ſich nachher von ſelbſt, ſobald ein Menſch den gan¬ zen Tag zu laufen und zu faſten hat und keine Be¬ wegungen entbehrt als die periſtaltiſchen. Zu wich¬ tigen Aemtern muß der Staatsbuͤrger erſt gehaͤn¬ ſelt werden. Verdient denn aber bloß der katholi¬ ſche Novize zum Moͤnch gepruͤgelt, oder ein elen¬ der Ladenjunge in Bremen zum Kaufmannsdiener geraͤuchert, oder ein ſittenloſer Suͤdamerikaner zum Kaziken durch beides und durch mehrere in meinen Excerpten ſtehende Qualen appretirt und ſublimirt zu werden? Iſt ein lutheriſcher Pfarrer nicht eben ſo wichtig und ſind ſeiner kuͤnftigen Beſtimmung nicht eben ſo gut ſolche uͤbende Martern noͤthig? Zum Gluͤck hat er ſie; vielleicht mauerte die Vor¬ welt die Schulpforten, deren Konklaviſten insge¬ ſammt wahre Knechte der Knechte ſind, bloß ſeinetwe¬ gen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/394>, abgerufen am 22.11.2024.