Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

chen Gütern und die schwerere an geistigen, an
Verstand etc. erträgt, so viel gerade zu, er habe
an Gustav die Neigung zur -- Residentin vielleicht
eher entdeckt als die zwei Interessenten selbst. Je¬
de Gustavische Verneinung war ein neues Blatt in
seinen Lorbeerkranz. "Ich will aufrichtiger seyn,
sagt' er; ich will mein eigner Verräther werden,
weil ich keinen fremden habe." Im Zimmer wo
sie einen Altar haben, steht einer für mich; es
ist ein Pantheon; *) sie knien mehr vor einem Gott
als einer Göttin -- ich finde da meine Venus
(Beata.) Ihr mangelt zu einer medizeischen nichts
als die -- Stellung; ich weiß aber nicht, wel¬
che
Hand ich ihr dann in dieser Stellung küssen
würde . . . "Vor Gustavs reiner Seele flog zum
Glück dieser Klumpe von boue de Paris vorbei, in
die an Höfen sogar gute Menschen ohne Bedenken
treten; selbst Schriftstellern aus dieser Zone hängt
dieser Schmutz noch an.

Ihm gefiel an Beaten (und an jedem Mädgen)
nichts als das, daß er wie er dachte ihr gefiel;

*) Im Römischen Pantheon standen nur zwei Götter, der
Mars und die Venus.

chen Guͤtern und die ſchwerere an geiſtigen, an
Verſtand ꝛc. ertraͤgt, ſo viel gerade zu, er habe
an Guſtav die Neigung zur — Reſidentin vielleicht
eher entdeckt als die zwei Intereſſenten ſelbſt. Je¬
de Guſtaviſche Verneinung war ein neues Blatt in
ſeinen Lorbeerkranz. „Ich will aufrichtiger ſeyn,
ſagt' er; ich will mein eigner Verraͤther werden,
weil ich keinen fremden habe.“ Im Zimmer wo
ſie einen Altar haben, ſteht einer fuͤr mich; es
iſt ein Pantheon; *) ſie knien mehr vor einem Gott
als einer Goͤttin — ich finde da meine Venus
(Beata.) Ihr mangelt zu einer medizeiſchen nichts
als die — Stellung; ich weiß aber nicht, wel¬
che
Hand ich ihr dann in dieſer Stellung kuͤſſen
wuͤrde . . . „Vor Guſtavs reiner Seele flog zum
Gluͤck dieſer Klumpe von boue de Paris vorbei, in
die an Hoͤfen ſogar gute Menſchen ohne Bedenken
treten; ſelbſt Schriftſtellern aus dieſer Zone haͤngt
dieſer Schmutz noch an.

Ihm gefiel an Beaten (und an jedem Maͤdgen)
nichts als das, daß er wie er dachte ihr gefiel;

*) Im Römiſchen Pantheon ſtanden nur zwei Götter, der
Mars und die Venus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055" n="45"/>
chen Gu&#x0364;tern und die &#x017F;chwerere an gei&#x017F;tigen, an<lb/>
Ver&#x017F;tand &#xA75B;c. ertra&#x0364;gt, &#x017F;o viel gerade zu, er habe<lb/>
an Gu&#x017F;tav die Neigung zur &#x2014; Re&#x017F;identin vielleicht<lb/>
eher entdeckt als die zwei Intere&#x017F;&#x017F;enten &#x017F;elb&#x017F;t. Je¬<lb/>
de Gu&#x017F;tavi&#x017F;che Verneinung war ein neues Blatt in<lb/>
&#x017F;einen Lorbeerkranz. &#x201E;Ich will aufrichtiger &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;agt' er; ich will mein eigner Verra&#x0364;ther werden,<lb/>
weil ich keinen fremden habe.&#x201C; Im Zimmer wo<lb/>
&#x017F;ie einen Altar haben, &#x017F;teht einer fu&#x0364;r mich; es<lb/>
i&#x017F;t ein Pantheon; <note place="foot" n="*)">Im Römi&#x017F;chen Pantheon &#x017F;tanden nur <hi rendition="#g">zwei</hi> Götter, der<lb/>
Mars und die Venus.<lb/></note> &#x017F;ie knien mehr vor einem Gott<lb/>
als einer Go&#x0364;ttin &#x2014; ich finde da meine Venus<lb/>
(Beata.) Ihr mangelt zu einer medizei&#x017F;chen nichts<lb/>
als die &#x2014; <hi rendition="#g">Stellung</hi>; ich weiß aber nicht, <hi rendition="#g">wel¬<lb/>
che</hi> Hand ich ihr dann in die&#x017F;er Stellung ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wu&#x0364;rde . . . &#x201E;Vor Gu&#x017F;tavs reiner Seele flog zum<lb/>
Glu&#x0364;ck die&#x017F;er Klumpe von <hi rendition="#aq">boue de Paris</hi> vorbei, in<lb/>
die an Ho&#x0364;fen &#x017F;ogar gute Men&#x017F;chen ohne Bedenken<lb/>
treten; &#x017F;elb&#x017F;t Schrift&#x017F;tellern aus die&#x017F;er Zone ha&#x0364;ngt<lb/>
die&#x017F;er Schmutz noch an.</p><lb/>
          <p>Ihm gefiel an Beaten (und an jedem Ma&#x0364;dgen)<lb/>
nichts als das, daß er wie er dachte ihr gefiel;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0055] chen Guͤtern und die ſchwerere an geiſtigen, an Verſtand ꝛc. ertraͤgt, ſo viel gerade zu, er habe an Guſtav die Neigung zur — Reſidentin vielleicht eher entdeckt als die zwei Intereſſenten ſelbſt. Je¬ de Guſtaviſche Verneinung war ein neues Blatt in ſeinen Lorbeerkranz. „Ich will aufrichtiger ſeyn, ſagt' er; ich will mein eigner Verraͤther werden, weil ich keinen fremden habe.“ Im Zimmer wo ſie einen Altar haben, ſteht einer fuͤr mich; es iſt ein Pantheon; *) ſie knien mehr vor einem Gott als einer Goͤttin — ich finde da meine Venus (Beata.) Ihr mangelt zu einer medizeiſchen nichts als die — Stellung; ich weiß aber nicht, wel¬ che Hand ich ihr dann in dieſer Stellung kuͤſſen wuͤrde . . . „Vor Guſtavs reiner Seele flog zum Gluͤck dieſer Klumpe von boue de Paris vorbei, in die an Hoͤfen ſogar gute Menſchen ohne Bedenken treten; ſelbſt Schriftſtellern aus dieſer Zone haͤngt dieſer Schmutz noch an. Ihm gefiel an Beaten (und an jedem Maͤdgen) nichts als das, daß er wie er dachte ihr gefiel; *) Im Römiſchen Pantheon ſtanden nur zwei Götter, der Mars und die Venus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/55
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/55>, abgerufen am 22.11.2024.