tigallen in den Augarten werfen, damit man da was hörte.
Nro. 2 war der Fürst, der in seinem kurzen Leben mehr Weiber gesehen als der Ochs Apis, dessen Leben doch so lang war wie das ägyptische Alphabet. Er war an dieser Tafel, was er auf seinen Reisen an mancher table d'hote nicht zu seyn vermochte, der Bruder Redner und der Haupt¬ wind unter 63 andern Nebenwinden. Seine Kro¬ ne hatten sämtliche Damen auf.
Nro. 3 war sein appanagirter Bruder, den der gekrönte haßte, nicht weil er zuviel Volksliebe hatte und verdiente, sondern weil er einmal todt¬ krank war und nicht starb, sondern von der Ap¬ panage fortlebte. Das Gerippe dieses Bruders wür¬ de den Fürsten, wie ein jedes Gerippe Aegypter und Griechen, zu einem freudigern Genuß des Gastmahls überredet haben.
Nro. 4 war ein Michaelisritter aus Spaa (H. v. D.), dessen Ordensstern in Scheerau noch Stra¬ len abschickte, nachdem er in Paris längst vernich¬ tet war. So sagt Jerusalem und Euler, daß ein Fixstern am Himmel noch wegen seiner Entfer¬ nung sein Schimmern fortsetzen kann, ob er gleich längst eingeäschert worden.
tigallen in den Augarten werfen, damit man da was hoͤrte.
Nro. 2 war der Fuͤrſt, der in ſeinem kurzen Leben mehr Weiber geſehen als der Ochs Apis, deſſen Leben doch ſo lang war wie das aͤgyptiſche Alphabet. Er war an dieſer Tafel, was er auf ſeinen Reiſen an mancher table d'hôte nicht zu ſeyn vermochte, der Bruder Redner und der Haupt¬ wind unter 63 andern Nebenwinden. Seine Kro¬ ne hatten ſaͤmtliche Damen auf.
Nro. 3 war ſein appanagirter Bruder, den der gekroͤnte haßte, nicht weil er zuviel Volksliebe hatte und verdiente, ſondern weil er einmal todt¬ krank war und nicht ſtarb, ſondern von der Ap¬ panage fortlebte. Das Gerippe dieſes Bruders wuͤr¬ de den Fuͤrſten, wie ein jedes Gerippe Aegypter und Griechen, zu einem freudigern Genuß des Gaſtmahls uͤberredet haben.
Nro. 4 war ein Michaelisritter aus Spaa (H. v. D.), deſſen Ordensſtern in Scheerau noch Stra¬ len abſchickte, nachdem er in Paris laͤngſt vernich¬ tet war. So ſagt Jeruſalem und Euler, daß ein Fixſtern am Himmel noch wegen ſeiner Entfer¬ nung ſein Schimmern fortſetzen kann, ob er gleich laͤngſt eingeaͤſchert worden.
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tigallen in den Augarten werfen, damit man da
was hoͤrte.
Nro. 2 war der Fuͤrſt, der in ſeinem kurzen
Leben mehr Weiber geſehen als der Ochs Apis,
deſſen Leben doch ſo lang war wie das aͤgyptiſche
Alphabet. Er war an dieſer Tafel, was er auf
ſeinen Reiſen an mancher table d'hôte nicht zu ſeyn
vermochte, der Bruder Redner und der Haupt¬
wind unter 63 andern Nebenwinden. Seine Kro¬
ne hatten ſaͤmtliche Damen auf.
Nro. 3 war ſein appanagirter Bruder, den
der gekroͤnte haßte, nicht weil er zuviel Volksliebe
hatte und verdiente, ſondern weil er einmal todt¬
krank war und nicht ſtarb, ſondern von der Ap¬
panage fortlebte. Das Gerippe dieſes Bruders wuͤr¬
de den Fuͤrſten, wie ein jedes Gerippe Aegypter
und Griechen, zu einem freudigern Genuß des
Gaſtmahls uͤberredet haben.
Nro. 4 war ein Michaelisritter aus Spaa (H.
v. D.), deſſen Ordensſtern in Scheerau noch Stra¬
len abſchickte, nachdem er in Paris laͤngſt vernich¬
tet war. So ſagt Jeruſalem und Euler, daß ein
Fixſtern am Himmel noch wegen ſeiner Entfer¬
nung ſein Schimmern fortſetzen kann, ob er gleich
laͤngſt eingeaͤſchert worden.
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/76>, abgerufen am 22.11.2024.
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