Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800."res Gewitter, wie ein langer Drache, von ver¬ „res Gewitter, wie ein langer Drache, von ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0102" n="82"/> „res Gewitter, wie ein langer Drache, von ver¬<lb/> „ſchlungnen Sternbildern aufgeſchwollen aus;<lb/> „nahe darunter hieng ein helles Wölkchen vom<lb/> „Gewitter gezogen — durch den lichten Nebel<lb/> „des Wölkchens quoll ein dunkles Roth entwe¬<lb/> „der von zwei Roſenknoſpen oder von zwei<lb/> „Lippen und ein grüner Streif von einem<lb/> „Schleier oder von einem Oelzweige und ein<lb/> „Ring von milchblauen Perlen, oder von Ver¬<lb/> „gißmeinnicht — endlich zerfloß ein wenig<lb/> „Duft über dem Roth, und blos ein off¬<lb/> „nes blaues Auge blickte unendlich mild und<lb/> „flehend auf Albano nieder; und er ſtreckte die<lb/> „Hände aus nach der umwölkten Geſtalt, aber<lb/> „die Waſſerſäule war zu niedrig. Da warf<lb/> „das ſchwarze Gewitter Hagelkörner, aber ſie<lb/> „wurden im Fallen Schnee und dann Thau¬<lb/> „tropfen und endlich im Wölkchen ſilbernes<lb/> „Licht, und der grüne Schleier wallte erleuch¬<lb/> „tet im Dunſt. Da rief Albano: ich will alle<lb/> „meine Thränen vergießen und die Säule auf¬<lb/> „ſchwellen, damit ich dich erreiche, ſchönes Au¬<lb/> „ge! — Und das blaue Auge wurde feucht von<lb/> „Sehnen, und ſank vor Liebe zu. Die Säule<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0102]
„res Gewitter, wie ein langer Drache, von ver¬
„ſchlungnen Sternbildern aufgeſchwollen aus;
„nahe darunter hieng ein helles Wölkchen vom
„Gewitter gezogen — durch den lichten Nebel
„des Wölkchens quoll ein dunkles Roth entwe¬
„der von zwei Roſenknoſpen oder von zwei
„Lippen und ein grüner Streif von einem
„Schleier oder von einem Oelzweige und ein
„Ring von milchblauen Perlen, oder von Ver¬
„gißmeinnicht — endlich zerfloß ein wenig
„Duft über dem Roth, und blos ein off¬
„nes blaues Auge blickte unendlich mild und
„flehend auf Albano nieder; und er ſtreckte die
„Hände aus nach der umwölkten Geſtalt, aber
„die Waſſerſäule war zu niedrig. Da warf
„das ſchwarze Gewitter Hagelkörner, aber ſie
„wurden im Fallen Schnee und dann Thau¬
„tropfen und endlich im Wölkchen ſilbernes
„Licht, und der grüne Schleier wallte erleuch¬
„tet im Dunſt. Da rief Albano: ich will alle
„meine Thränen vergießen und die Säule auf¬
„ſchwellen, damit ich dich erreiche, ſchönes Au¬
„ge! — Und das blaue Auge wurde feucht von
„Sehnen, und ſank vor Liebe zu. Die Säule
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/102>, abgerufen am 16.02.2025. |