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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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wie die Schalken die Pagen, die Burgpfaffen
die Hofprediger und der Raubadel die Poin¬
teurs? --

Ich kehre zu meinem Gesandten von Ha¬
fenreffer zurück. Am obgedachten ansehnlichen
Hofe sitzt dieser trefliche Herr, und fertigt
mir -- seinen Nebenarbeiten unbeschadet --
von Monat zu Monat so viele Personalien
von meinem Hohenfliessischen Helden zu, als
er durch sieben Legazions-Zeichendeuter oder
Clairvoyants erwischen kann -- die kleinsten
Lappalien sind ihm erheblich genug für eine
Depesche. Wahrhaftig eine ganz andre Denk¬
weise als die andrer Gesandten, die nur für
Ereignisse, die nachher in die Universalhistorie
einrücken, Platz in ihren Berichten machen! --
Hafenreffer hat in jeder Sackgasse, Bedienten¬
stube und Mansarde, in jedem Schornstein und
Wirthschaftsgebäude seinen Operngucker von
Spion, der oft, um Eine Tugend meines Hel¬
den auszumitteln, sich zehn Sünden unterzie¬
het. Freilich bei solchen Hand- und Spanndien¬
sten des Glücks muß es keinen von uns Wun¬
der nehmen, ich meine nämlich bei einem sol¬

wie die Schalken die Pagen, die Burgpfaffen
die Hofprediger und der Raubadel die Poin¬
teurs? —

Ich kehre zu meinem Geſandten von Ha¬
fenreffer zurück. Am obgedachten anſehnlichen
Hofe ſitzt dieſer trefliche Herr, und fertigt
mir — ſeinen Nebenarbeiten unbeſchadet —
von Monat zu Monat ſo viele Perſonalien
von meinem Hohenflieſſiſchen Helden zu, als
er durch ſieben Legazions-Zeichendeuter oder
Clairvoyants erwiſchen kann — die kleinſten
Lappalien ſind ihm erheblich genug für eine
Depeſche. Wahrhaftig eine ganz andre Denk¬
weiſe als die andrer Geſandten, die nur für
Ereigniſſe, die nachher in die Univerſalhiſtorie
einrücken, Platz in ihren Berichten machen! —
Hafenreffer hat in jeder Sackgaſſe, Bedienten¬
ſtube und Manſarde, in jedem Schornſtein und
Wirthſchaftsgebäude ſeinen Operngucker von
Spion, der oft, um Eine Tugend meines Hel¬
den auszumitteln, ſich zehn Sünden unterzie¬
het. Freilich bei ſolchen Hand- und Spanndien¬
ſten des Glücks muß es keinen von uns Wun¬
der nehmen, ich meine nämlich bei einem ſol¬

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[105/0125] wie die Schalken die Pagen, die Burgpfaffen die Hofprediger und der Raubadel die Poin¬ teurs? — Ich kehre zu meinem Geſandten von Ha¬ fenreffer zurück. Am obgedachten anſehnlichen Hofe ſitzt dieſer trefliche Herr, und fertigt mir — ſeinen Nebenarbeiten unbeſchadet — von Monat zu Monat ſo viele Perſonalien von meinem Hohenflieſſiſchen Helden zu, als er durch ſieben Legazions-Zeichendeuter oder Clairvoyants erwiſchen kann — die kleinſten Lappalien ſind ihm erheblich genug für eine Depeſche. Wahrhaftig eine ganz andre Denk¬ weiſe als die andrer Geſandten, die nur für Ereigniſſe, die nachher in die Univerſalhiſtorie einrücken, Platz in ihren Berichten machen! — Hafenreffer hat in jeder Sackgaſſe, Bedienten¬ ſtube und Manſarde, in jedem Schornſtein und Wirthſchaftsgebäude ſeinen Operngucker von Spion, der oft, um Eine Tugend meines Hel¬ den auszumitteln, ſich zehn Sünden unterzie¬ het. Freilich bei ſolchen Hand- und Spanndien¬ ſten des Glücks muß es keinen von uns Wun¬ der nehmen, ich meine nämlich bei einem ſol¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/125>, abgerufen am 21.11.2024.