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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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tenwurf ihre Waden vorzeigen, -- welches sie
in Paris thun, um sehen zu lassen, daß sie
nicht unter die Herren gehören, die bekanntlich
auf Steckenbeinen gehen -- diese wird (denn
auf eine einzige Dame kommt es an) morgen
oder übermorgen gewißlich eingeführt. Doch
ahmen die Flachsenfingerinnen diese Mode aus
dem ganz andern Grunde nach -- denn uns
Herren fehlet nichts --, weil sie zu beweisen
wünschen, daß sie Menschen und keine Affen
(geschweige weniger) sind, da nach Camper
und andern nur der Mensch allein Waden an¬
hat. -- Derselbe Beweis wurde vor einem
Jahrzehend, nur mit höhern Gründen geführt.
Denn da nach Haller sich der Mensch in
nichts von einem Affen trennt, als durch den
Besitz eines Steisses: so suchten damals die
weiblichen Kronbeamten, die Putzjungfern, an
ihren Gebieterinnen diesen Geschlechtskarakter,
der sie unterscheidet, durch Kunst -- durch den
sogenannten cul de Paris -- so sehr als mög¬
lich zu vergrößern, und bei einer solchen Pe¬
nultima der Ultima war es damals schon auf
200 Schritte weit ein Spaß und ein Spiel.

tenwurf ihre Waden vorzeigen, — welches ſie
in Paris thun, um ſehen zu laſſen, daß ſie
nicht unter die Herren gehören, die bekanntlich
auf Steckenbeinen gehen — dieſe wird (denn
auf eine einzige Dame kommt es an) morgen
oder übermorgen gewißlich eingeführt. Doch
ahmen die Flachſenfingerinnen dieſe Mode aus
dem ganz andern Grunde nach — denn uns
Herren fehlet nichts —, weil ſie zu beweiſen
wünſchen, daß ſie Menſchen und keine Affen
(geſchweige weniger) ſind, da nach Camper
und andern nur der Menſch allein Waden an¬
hat. — Derſelbe Beweis wurde vor einem
Jahrzehend, nur mit höhern Gründen geführt.
Denn da nach Haller ſich der Menſch in
nichts von einem Affen trennt, als durch den
Beſitz eines Steiſſes: ſo ſuchten damals die
weiblichen Kronbeamten, die Putzjungfern, an
ihren Gebieterinnen dieſen Geſchlechtskarakter,
der ſie unterſcheidet, durch Kunſt — durch den
ſogenannten cul de Paris — ſo ſehr als mög¬
lich zu vergrößern, und bei einer ſolchen Pe¬
nultima der Ultima war es damals ſchon auf
200 Schritte weit ein Spaß und ein Spiel.

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[108/0128] tenwurf ihre Waden vorzeigen, — welches ſie in Paris thun, um ſehen zu laſſen, daß ſie nicht unter die Herren gehören, die bekanntlich auf Steckenbeinen gehen — dieſe wird (denn auf eine einzige Dame kommt es an) morgen oder übermorgen gewißlich eingeführt. Doch ahmen die Flachſenfingerinnen dieſe Mode aus dem ganz andern Grunde nach — denn uns Herren fehlet nichts —, weil ſie zu beweiſen wünſchen, daß ſie Menſchen und keine Affen (geſchweige weniger) ſind, da nach Camper und andern nur der Menſch allein Waden an¬ hat. — Derſelbe Beweis wurde vor einem Jahrzehend, nur mit höhern Gründen geführt. Denn da nach Haller ſich der Menſch in nichts von einem Affen trennt, als durch den Beſitz eines Steiſſes: ſo ſuchten damals die weiblichen Kronbeamten, die Putzjungfern, an ihren Gebieterinnen dieſen Geſchlechtskarakter, der ſie unterſcheidet, durch Kunſt — durch den ſogenannten cul de Paris — ſo ſehr als mög¬ lich zu vergrößern, und bei einer ſolchen Pe¬ nultima der Ultima war es damals ſchon auf 200 Schritte weit ein Spaß und ein Spiel.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/128>, abgerufen am 21.11.2024.