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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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heit selber. Dazu kam, daß er ritt; der Sat¬
tel war für ihn ein Rittersitz der Seeligen, wie
eine Sattelkammer eine Regensburger Grafen¬
bank, und jeder Gaul sein Pegasus. Auf der
Insel war ihm in jener geistigen und körperli¬
chen Ermattung, worin die Seele sich lieber in
helldunkle Schäferwelten als in heiße staubige
Kriegs- und Fechtschulen begeben will, die Aus¬
sicht in die nahen Räthsel und Kämpfe seines
Lebens zuwider gewesen; aber jetzt mit dem
Herzen voll Reise- und Frühlingsblut streckte
er die jungen Arme eben so sehr nach einem
Gegner als nach einer Freundinn aus, gleich¬
sam nach einem Doppelsiege.

Je weiter die Insel zurücktrat, desto mehr
fiel der Zauberrauch um die nächtliche Erschei¬
nung zu Boden und hinterließ ihm bloß einen
unerklärlichen Gaukler aufgedeckt. Jetzt erst
vertrauete er die Spukgeschichte seinen Gefähr¬
ten. Schoppe und Augusti schüttelten Köpfe
voll Gedanken, aber jeder über etwas anders;
der Bibliothekar suchte eine physikalische
Auflösung des akustischen und optischen Betrugs;
der Lektor suchte eine politische, er konnte

heit ſelber. Dazu kam, daß er ritt; der Sat¬
tel war für ihn ein Ritterſitz der Seeligen, wie
eine Sattelkammer eine Regensburger Grafen¬
bank, und jeder Gaul ſein Pegaſus. Auf der
Inſel war ihm in jener geiſtigen und körperli¬
chen Ermattung, worin die Seele ſich lieber in
helldunkle Schäferwelten als in heiße ſtaubige
Kriegs- und Fechtſchulen begeben will, die Aus¬
ſicht in die nahen Räthſel und Kämpfe ſeines
Lebens zuwider geweſen; aber jetzt mit dem
Herzen voll Reiſe- und Frühlingsblut ſtreckte
er die jungen Arme eben ſo ſehr nach einem
Gegner als nach einer Freundinn aus, gleich¬
ſam nach einem Doppelſiege.

Je weiter die Inſel zurücktrat, deſto mehr
fiel der Zauberrauch um die nächtliche Erſchei¬
nung zu Boden und hinterließ ihm bloß einen
unerklärlichen Gaukler aufgedeckt. Jetzt erſt
vertrauete er die Spukgeſchichte ſeinen Gefähr¬
ten. Schoppe und Auguſti ſchüttelten Köpfe
voll Gedanken, aber jeder über etwas anders;
der Bibliothekar ſuchte eine phyſikaliſche
Auflöſung des akuſtiſchen und optiſchen Betrugs;
der Lektor ſuchte eine politiſche, er konnte

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[119/0139] heit ſelber. Dazu kam, daß er ritt; der Sat¬ tel war für ihn ein Ritterſitz der Seeligen, wie eine Sattelkammer eine Regensburger Grafen¬ bank, und jeder Gaul ſein Pegaſus. Auf der Inſel war ihm in jener geiſtigen und körperli¬ chen Ermattung, worin die Seele ſich lieber in helldunkle Schäferwelten als in heiße ſtaubige Kriegs- und Fechtſchulen begeben will, die Aus¬ ſicht in die nahen Räthſel und Kämpfe ſeines Lebens zuwider geweſen; aber jetzt mit dem Herzen voll Reiſe- und Frühlingsblut ſtreckte er die jungen Arme eben ſo ſehr nach einem Gegner als nach einer Freundinn aus, gleich¬ ſam nach einem Doppelſiege. Je weiter die Inſel zurücktrat, deſto mehr fiel der Zauberrauch um die nächtliche Erſchei¬ nung zu Boden und hinterließ ihm bloß einen unerklärlichen Gaukler aufgedeckt. Jetzt erſt vertrauete er die Spukgeſchichte ſeinen Gefähr¬ ten. Schoppe und Auguſti ſchüttelten Köpfe voll Gedanken, aber jeder über etwas anders; der Bibliothekar ſuchte eine phyſikaliſche Auflöſung des akuſtiſchen und optiſchen Betrugs; der Lektor ſuchte eine politiſche, er konnte

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/139>, abgerufen am 24.11.2024.