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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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als ein Schieshaus mit einer Wachtstube für
eine abgedankte Soldatenfrau, mit einem Schies¬
stand im untern Stock, und mit einem Som¬
merstübchen im obern, worin der alte Wehr¬
friz in jedem Sommer eine Landpartie und ein
Vogelschießen haben wollte, es aber nie hatte,
weil der arme Mann sich in der Arbeitsstube
wie andere im Tafelzimmer, entmastete und ab¬
takelte. Denn obgleich der Staat seine Diener
wie Hunde zum zehntenmal wieder herlockt,
um sie blos zum eilften wieder abzuprügeln;
und ob Wehrfriz gleich an jedem Landtage alle
Staatsgeschäfte und Verdienste verschwur --
weil ein redlicher Mann wie er, am Staats¬
körper überall so viel wie an denen antiken
Statuen zu ergänzen findet, wovon nur noch
die steinerne Drapperie geblieben --: so kannt'
er doch kein weicheres Faul- und Lotterbette
zum Ausruhen als eine noch höhere Ruderbank,
und er strebte jetzt vor allen Dingen, Land¬
schaftsdirektor zu werden.

Die deutschen Höfe werden das Ihrige da¬
bei denken, daß ich ihnen die folgende Knaben-
Idylle anbiete. Mein schwarzäugiger Schäfer

als ein Schieshaus mit einer Wachtſtube für
eine abgedankte Soldatenfrau, mit einem Schies¬
ſtand im untern Stock, und mit einem Som¬
merſtübchen im obern, worin der alte Wehr¬
friz in jedem Sommer eine Landpartie und ein
Vogelſchießen haben wollte, es aber nie hatte,
weil der arme Mann ſich in der Arbeitsſtube
wie andere im Tafelzimmer, entmaſtete und ab¬
takelte. Denn obgleich der Staat ſeine Diener
wie Hunde zum zehntenmal wieder herlockt,
um ſie blos zum eilften wieder abzuprügeln;
und ob Wehrfriz gleich an jedem Landtage alle
Staatsgeſchäfte und Verdienſte verſchwur —
weil ein redlicher Mann wie er, am Staats¬
körper überall ſo viel wie an denen antiken
Statuen zu ergänzen findet, wovon nur noch
die ſteinerne Drapperie geblieben —: ſo kannt'
er doch kein weicheres Faul- und Lotterbette
zum Ausruhen als eine noch höhere Ruderbank,
und er ſtrebte jetzt vor allen Dingen, Land¬
ſchaftsdirektor zu werden.

Die deutſchen Höfe werden das Ihrige da¬
bei denken, daß ich ihnen die folgende Knaben-
Idylle anbiete. Mein ſchwarzäugiger Schäfer

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[133/0153] als ein Schieshaus mit einer Wachtſtube für eine abgedankte Soldatenfrau, mit einem Schies¬ ſtand im untern Stock, und mit einem Som¬ merſtübchen im obern, worin der alte Wehr¬ friz in jedem Sommer eine Landpartie und ein Vogelſchießen haben wollte, es aber nie hatte, weil der arme Mann ſich in der Arbeitsſtube wie andere im Tafelzimmer, entmaſtete und ab¬ takelte. Denn obgleich der Staat ſeine Diener wie Hunde zum zehntenmal wieder herlockt, um ſie blos zum eilften wieder abzuprügeln; und ob Wehrfriz gleich an jedem Landtage alle Staatsgeſchäfte und Verdienſte verſchwur — weil ein redlicher Mann wie er, am Staats¬ körper überall ſo viel wie an denen antiken Statuen zu ergänzen findet, wovon nur noch die ſteinerne Drapperie geblieben —: ſo kannt' er doch kein weicheres Faul- und Lotterbette zum Ausruhen als eine noch höhere Ruderbank, und er ſtrebte jetzt vor allen Dingen, Land¬ ſchaftsdirektor zu werden. Die deutſchen Höfe werden das Ihrige da¬ bei denken, daß ich ihnen die folgende Knaben- Idylle anbiete. Mein ſchwarzäugiger Schäfer

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/153>, abgerufen am 22.11.2024.