hier ließ er ihn im Hause eines biedern Edel[¬] mannes so lange erziehen, oder deutlicher und allegorischer, er ließ hier die pädagogischen Kunstgärtner so lange mit Gießkannen, Inoku¬ liermessern und Gartenscheeren um ihn laufen, bis sie an den hohen schlanken Palmbaum voll Sagomark und Schirmstacheln mit ihren Kan¬ nen und Scheeren nicht mehr langen konnten.
Jetzt soll er nach der Rückreise von der In¬ sel, aus dem Feldbeete des Landes in den Loh- und Treibkübel der Stadt und auf das Gestelle des Hofgartens kommen, mit einem Worte nach Pestiz, der Universität und Residenzstadt von Hohenflies, deren Anblick sogar bisher sein Va¬ ter ihm hart verboten hatte.
Und morgen sieht er diesen Vater zum -- erstenmal! -- Er mußte brennen vor Verlan¬ gen, da sein ganzes Leben eine Anstalt zu die¬ ser gemeinschaftlichen Landung war, und seine Pflegeeltern und Lehrer eine chalkographische Gesellschaft waren, die den Autor seines Lebens¬ buches so herrlich vor das Titelblatt in Kupfer stach. Sein Vater, Gaspard de Cesara, Rit¬ ter des goldnen Vlieses (ob spanischer oder
hier ließ er ihn im Hauſe eines biedern Edel[¬] mannes ſo lange erziehen, oder deutlicher und allegoriſcher, er ließ hier die pädagogiſchen Kunſtgärtner ſo lange mit Gießkannen, Inoku¬ liermeſſern und Gartenſcheeren um ihn laufen, bis ſie an den hohen ſchlanken Palmbaum voll Sagomark und Schirmſtacheln mit ihren Kan¬ nen und Scheeren nicht mehr langen konnten.
Jetzt ſoll er nach der Rückreiſe von der In¬ ſel, aus dem Feldbeete des Landes in den Loh- und Treibkübel der Stadt und auf das Geſtelle des Hofgartens kommen, mit einem Worte nach Peſtiz, der Univerſität und Reſidenzſtadt von Hohenflies, deren Anblick ſogar bisher ſein Va¬ ter ihm hart verboten hatte.
Und morgen ſieht er dieſen Vater zum — erſtenmal! — Er mußte brennen vor Verlan¬ gen, da ſein ganzes Leben eine Anſtalt zu die¬ ſer gemeinſchaftlichen Landung war, und ſeine Pflegeeltern und Lehrer eine chalkographiſche Geſellſchaft waren, die den Autor ſeines Lebens¬ buches ſo herrlich vor das Titelblatt in Kupfer ſtach. Sein Vater, Gaſpard de Ceſara, Rit¬ ter des goldnen Vlieſes (ob ſpaniſcher oder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0025"n="5"/>
hier ließ er ihn im Hauſe eines biedern Edel<supplied>¬</supplied><lb/>
mannes ſo lange erziehen, oder deutlicher und<lb/>
allegoriſcher, er ließ hier die pädagogiſchen<lb/>
Kunſtgärtner ſo lange mit Gießkannen, Inoku¬<lb/>
liermeſſern und Gartenſcheeren um ihn laufen,<lb/>
bis ſie an den hohen ſchlanken Palmbaum voll<lb/>
Sagomark und Schirmſtacheln mit ihren Kan¬<lb/>
nen und Scheeren nicht mehr langen konnten.</p><lb/><p>Jetzt ſoll er nach der Rückreiſe von der In¬<lb/>ſel, aus dem Feldbeete des Landes in den Loh-<lb/>
und Treibkübel der Stadt und auf das Geſtelle<lb/>
des Hofgartens kommen, mit einem Worte nach<lb/><hirendition="#g">Peſtiz</hi>, der Univerſität und Reſidenzſtadt von<lb/>
Hohenflies, deren Anblick ſogar bisher ſein Va¬<lb/>
ter ihm hart verboten hatte.</p><lb/><p>Und morgen ſieht er dieſen Vater zum —<lb/>
erſtenmal! — Er mußte brennen vor Verlan¬<lb/>
gen, da ſein ganzes Leben eine Anſtalt zu die¬<lb/>ſer gemeinſchaftlichen Landung war, und ſeine<lb/>
Pflegeeltern und Lehrer eine chalkographiſche<lb/>
Geſellſchaft waren, die den Autor ſeines Lebens¬<lb/>
buches ſo herrlich vor das Titelblatt in Kupfer<lb/>ſtach. Sein Vater, <hirendition="#g">Gaſpard</hi> de Ceſara, Rit¬<lb/>
ter des goldnen <choice><sic>Vlieſſes</sic><corr>Vlieſes</corr></choice> (ob ſpaniſcher oder<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[5/0025]
hier ließ er ihn im Hauſe eines biedern Edel¬
mannes ſo lange erziehen, oder deutlicher und
allegoriſcher, er ließ hier die pädagogiſchen
Kunſtgärtner ſo lange mit Gießkannen, Inoku¬
liermeſſern und Gartenſcheeren um ihn laufen,
bis ſie an den hohen ſchlanken Palmbaum voll
Sagomark und Schirmſtacheln mit ihren Kan¬
nen und Scheeren nicht mehr langen konnten.
Jetzt ſoll er nach der Rückreiſe von der In¬
ſel, aus dem Feldbeete des Landes in den Loh-
und Treibkübel der Stadt und auf das Geſtelle
des Hofgartens kommen, mit einem Worte nach
Peſtiz, der Univerſität und Reſidenzſtadt von
Hohenflies, deren Anblick ſogar bisher ſein Va¬
ter ihm hart verboten hatte.
Und morgen ſieht er dieſen Vater zum —
erſtenmal! — Er mußte brennen vor Verlan¬
gen, da ſein ganzes Leben eine Anſtalt zu die¬
ſer gemeinſchaftlichen Landung war, und ſeine
Pflegeeltern und Lehrer eine chalkographiſche
Geſellſchaft waren, die den Autor ſeines Lebens¬
buches ſo herrlich vor das Titelblatt in Kupfer
ſtach. Sein Vater, Gaſpard de Ceſara, Rit¬
ter des goldnen Vlieſes (ob ſpaniſcher oder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/25>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.