Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.unsern Tagen Damenuhren und Fächer (wenn Nie faßte Schoppe seine pulsirende Hand unſern Tagen Damenuhren und Fächer (wenn Nie faßte Schoppe ſeine pulſirende Hand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0315" n="295"/> unſern Tagen Damenuhren und Fächer (wenn<lb/> ſie geſchmackvoll ſind), Gemälde tragen, gegen<lb/> die Albano wieder Fächer nehmen würde. Die<lb/> zwei Flammen des Zorns und der Schaam<lb/> überdeckten ſein Angeſicht mit einem glühenden<lb/> Wiederſcheine; aber ſein unbehülflicher Trotz<lb/> kontraſtirte gegen die Gewandtheit des Lektors,<lb/> der mit ſeinem kalten eben ſo beſtimmten als<lb/> leichten Tone Selbſtſtändigkeit bewahrte und<lb/> Reinheit ſchützte. „Sie gefallen mir alle nicht<lb/> „(ſagt' er barſch) ich gäbe ſie für ein einziges<lb/> „Gewitter von Tempeſta weg.“ <hi rendition="#aq">Luigi</hi> lä¬<lb/> chelte über ſein ſchülerhaftes Auge und Gefühl.<lb/> Als ſie in das zweite Bilder-Zimmer traten,<lb/> hörte Albano die Prinzeſſinn fortgehen. Da<lb/> ihm dieſes Gemach mit noch mehrern zerriſſe¬<lb/> nen Vorhängen des <hi rendition="#g">Allerunheiligſten</hi><lb/> drohte: ſo nahm er ſeinen Abſchied ohne ſon¬<lb/> derliche Zeremonie und gieng ohne den Lektor<lb/> zurück, der heute vorzuleſen hatte.</p><lb/> <p>Nie faßte Schoppe ſeine pulſirende Hand<lb/> herzlicher an als dieſesmal; der Anblick eines<lb/> verſchämten Jünglings iſt faſt holder (ſelte¬<lb/> ner zumal) als der einer verſchämten Jung¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [295/0315]
unſern Tagen Damenuhren und Fächer (wenn
ſie geſchmackvoll ſind), Gemälde tragen, gegen
die Albano wieder Fächer nehmen würde. Die
zwei Flammen des Zorns und der Schaam
überdeckten ſein Angeſicht mit einem glühenden
Wiederſcheine; aber ſein unbehülflicher Trotz
kontraſtirte gegen die Gewandtheit des Lektors,
der mit ſeinem kalten eben ſo beſtimmten als
leichten Tone Selbſtſtändigkeit bewahrte und
Reinheit ſchützte. „Sie gefallen mir alle nicht
„(ſagt' er barſch) ich gäbe ſie für ein einziges
„Gewitter von Tempeſta weg.“ Luigi lä¬
chelte über ſein ſchülerhaftes Auge und Gefühl.
Als ſie in das zweite Bilder-Zimmer traten,
hörte Albano die Prinzeſſinn fortgehen. Da
ihm dieſes Gemach mit noch mehrern zerriſſe¬
nen Vorhängen des Allerunheiligſten
drohte: ſo nahm er ſeinen Abſchied ohne ſon¬
derliche Zeremonie und gieng ohne den Lektor
zurück, der heute vorzuleſen hatte.
Nie faßte Schoppe ſeine pulſirende Hand
herzlicher an als dieſesmal; der Anblick eines
verſchämten Jünglings iſt faſt holder (ſelte¬
ner zumal) als der einer verſchämten Jung¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/315 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/315>, abgerufen am 16.07.2024. |