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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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himmel gehabt und tief in den verbotnen
Reichsapfel gebissen, daher opferte er willig
auf (nicht andern, sondern andre) und ließ
sich als eine Heiligenstatue mit Votivglieder
behängen, ohne seine zu regen, und wie der
h. Franziskus zu Oporto, mit Dank- und Bitt¬
schriften, die er niemals erbricht.

Froulay kam und war -- wie immer,
außer den Geschäften -- so höflich wie ein
Perser. Denn Augusti war sein Hausfreund --
d. h. die Ministerinn war dessen Hausfreun¬
dinn -- und Albano war nicht gut vor den
Kopf zu stoßen; weil man dessen Pflegevater
in Landschafts-Votis brauchte und weil Don
Gaspard viel bei dem Fürsten galt und weil
der Jüngling durch einen ihm eignen anstän¬
digen Stolz gebot. -- Es giebt einen gewissen
edlen, durch welchen mehr als durch Beschei¬
denheit Verdienste heller glänzen. -- Fronlay
hatte für die Zukunft nicht die bequemste Rolle;
denn der Haarhaarsche Hof war dem Vließ-Rit¬
ter so ungewogen wie dieser jenem*); Haarhaar

*) Dieser hatte früher dem spanischen Ritter die
Prinzessinn abgeschlagen; es sind mir aber über

himmel gehabt und tief in den verbotnen
Reichsapfel gebiſſen, daher opferte er willig
auf (nicht andern, ſondern andre) und ließ
ſich als eine Heiligenſtatue mit Votivglieder
behängen, ohne ſeine zu regen, und wie der
h. Franziſkus zu Oporto, mit Dank- und Bitt¬
ſchriften, die er niemals erbricht.

Froulay kam und war — wie immer,
außer den Geſchäften — ſo höflich wie ein
Perſer. Denn Auguſti war ſein Hausfreund —
d. h. die Miniſterinn war deſſen Hausfreun¬
dinn — und Albano war nicht gut vor den
Kopf zu ſtoßen; weil man deſſen Pflegevater
in Landſchafts-Votis brauchte und weil Don
Gaſpard viel bei dem Fürſten galt und weil
der Jüngling durch einen ihm eignen anſtän¬
digen Stolz gebot. — Es giebt einen gewiſſen
edlen, durch welchen mehr als durch Beſchei¬
denheit Verdienſte heller glänzen. — Fronlay
hatte für die Zukunft nicht die bequemſte Rolle;
denn der Haarhaarſche Hof war dem Vließ-Rit¬
ter ſo ungewogen wie dieſer jenem*); Haarhaar

*) Dieſer hatte früher dem ſpaniſchen Ritter die
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[335/0355] himmel gehabt und tief in den verbotnen Reichsapfel gebiſſen, daher opferte er willig auf (nicht andern, ſondern andre) und ließ ſich als eine Heiligenſtatue mit Votivglieder behängen, ohne ſeine zu regen, und wie der h. Franziſkus zu Oporto, mit Dank- und Bitt¬ ſchriften, die er niemals erbricht. Froulay kam und war — wie immer, außer den Geſchäften — ſo höflich wie ein Perſer. Denn Auguſti war ſein Hausfreund — d. h. die Miniſterinn war deſſen Hausfreun¬ dinn — und Albano war nicht gut vor den Kopf zu ſtoßen; weil man deſſen Pflegevater in Landſchafts-Votis brauchte und weil Don Gaſpard viel bei dem Fürſten galt und weil der Jüngling durch einen ihm eignen anſtän¬ digen Stolz gebot. — Es giebt einen gewiſſen edlen, durch welchen mehr als durch Beſchei¬ denheit Verdienſte heller glänzen. — Fronlay hatte für die Zukunft nicht die bequemſte Rolle; denn der Haarhaarſche Hof war dem Vließ-Rit¬ ter ſo ungewogen wie dieſer jenem *); Haarhaar *) Dieſer hatte früher dem ſpaniſchen Ritter die Prinzeſſinn abgeſchlagen; es ſind mir aber über

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/355>, abgerufen am 22.11.2024.