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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Ich ziehe jetzt die Leser an des Ministers
Tafel, nicht um ihnen die ministerialische auf
Habsucht eingeimpfte Pracht oder seinen zwi¬
schen das Parallellineal der Etiquette einge¬
sperrten Ehrentanz oder auch dessen Familien¬
wappen zu zeigen, das auf jedem Wärmteller
und Salzfaß und mit dem Eise und Senfe her¬
umgegeben wurde -- uns sey die Allgegenwart
des Wappenwerks auf seinen Blumentöpfen,
Hemden, Bettschirmen, Hunds-Kravatten und
Gedanken genug -- sondern der Leser soll jetzt
nur auf meinen Helden sehn.

Sehr sticht er hervor. Über einen solchen
Ankömmling hat man in einer Residenzstadt
noch früher als er dem Schwager das Trink¬
geld gegeben, schon alles mögliche Licht der
Natur und der Offenbarung; 19 Anwesende
waren als seine moralischen Schrittzähler an
ihm fest gemacht. Die Kühnheit seines Wesens
und sein Rang ersetzten bei ihm die Welt; und
diese vermißte man nirgends als darin, daß
er keinen andern Antheil nahm als den stärk¬
sten und daß er sich immer in allgemeine und
weltbürgerliche Betrachtungen verlief. Aber

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Ich ziehe jetzt die Leſer an des Miniſters
Tafel, nicht um ihnen die miniſterialiſche auf
Habſucht eingeimpfte Pracht oder ſeinen zwi¬
ſchen das Parallellineal der Etiquette einge¬
ſperrten Ehrentanz oder auch deſſen Familien¬
wappen zu zeigen, das auf jedem Wärmteller
und Salzfaß und mit dem Eiſe und Senfe her¬
umgegeben wurde — uns ſey die Allgegenwart
des Wappenwerks auf ſeinen Blumentöpfen,
Hemden, Bettſchirmen, Hunds-Kravatten und
Gedanken genug — ſondern der Leſer ſoll jetzt
nur auf meinen Helden ſehn.

Sehr ſticht er hervor. Über einen ſolchen
Ankömmling hat man in einer Reſidenzſtadt
noch früher als er dem Schwager das Trink¬
geld gegeben, ſchon alles mögliche Licht der
Natur und der Offenbarung; 19 Anweſende
waren als ſeine moraliſchen Schrittzähler an
ihm feſt gemacht. Die Kühnheit ſeines Weſens
und ſein Rang erſetzten bei ihm die Welt; und
dieſe vermißte man nirgends als darin, daß
er keinen andern Antheil nahm als den ſtärk¬
ſten und daß er ſich immer in allgemeine und
weltbürgerliche Betrachtungen verlief. Aber

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[384/0404] Ich ziehe jetzt die Leſer an des Miniſters Tafel, nicht um ihnen die miniſterialiſche auf Habſucht eingeimpfte Pracht oder ſeinen zwi¬ ſchen das Parallellineal der Etiquette einge¬ ſperrten Ehrentanz oder auch deſſen Familien¬ wappen zu zeigen, das auf jedem Wärmteller und Salzfaß und mit dem Eiſe und Senfe her¬ umgegeben wurde — uns ſey die Allgegenwart des Wappenwerks auf ſeinen Blumentöpfen, Hemden, Bettſchirmen, Hunds-Kravatten und Gedanken genug — ſondern der Leſer ſoll jetzt nur auf meinen Helden ſehn. Sehr ſticht er hervor. Über einen ſolchen Ankömmling hat man in einer Reſidenzſtadt noch früher als er dem Schwager das Trink¬ geld gegeben, ſchon alles mögliche Licht der Natur und der Offenbarung; 19 Anweſende waren als ſeine moraliſchen Schrittzähler an ihm feſt gemacht. Die Kühnheit ſeines Weſens und ſein Rang erſetzten bei ihm die Welt; und dieſe vermißte man nirgends als darin, daß er keinen andern Antheil nahm als den ſtärk¬ ſten und daß er ſich immer in allgemeine und weltbürgerliche Betrachtungen verlief. Aber ſeht

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/404>, abgerufen am 22.11.2024.