Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

die letzten nur zerstreuet um den Freudenbecher
hängenden Tropfen konserviren, die so süß wie
italienische Weine waren, voll deutschem Feuer¬
stoff ohne deutschen Sauerstoff. Unter Sauer¬
stoff meint' er Abschiednehmen und Rührung:
"Thut das Schicksal," sagt' er "irgend einen Re¬
"traiteschuß, beim Himmel! so wend' ich ge¬
"lassen den Gaul um und reite pfeifend zurück.
"Der Henker müßte darin (oder darauf) sitzen,
"wenn ein geschickter Bereiter nicht sein Trau¬
"erroß so zureiten wollte, daß es sich recht
"gut zu einem Handgaul des Freudenpfer¬
"des anstellte; ich schule sowohl mein Son¬
"nenroß als mein Bagageroß viel anders."

Vor allen Dingen nahmen sie jetzt die
Otaheiti-Insel durch Märsche ein und jede
Provinz derselben mußte ihnen wie eine persi¬
sche dem Kaiser ein anderes Vergnügen ent¬
richten. -- "Die untern Terrassen (sagte Schop¬
"pe) müssen uns Majoratsherren den Obst- und
"Sackzehend in Zitronen- und Orangendüften
"abliefern -- die oberste trägt die Reichssteuer
"in Aussichten ab -- die Grotte drunten zah¬
"let hoff' ich Judenschutz in Wellen-Gemur¬

die letzten nur zerſtreuet um den Freudenbecher
hängenden Tropfen konſerviren, die ſo ſüß wie
italieniſche Weine waren, voll deutſchem Feuer¬
ſtoff ohne deutſchen Sauerſtoff. Unter Sauer¬
ſtoff meint' er Abſchiednehmen und Rührung:
„Thut das Schickſal,“ ſagt' er „irgend einen Re¬
„traiteſchuß, beim Himmel! ſo wend' ich ge¬
„laſſen den Gaul um und reite pfeifend zurück.
„Der Henker müßte darin (oder darauf) ſitzen,
„wenn ein geſchickter Bereiter nicht ſein Trau¬
erroß ſo zureiten wollte, daß es ſich recht
„gut zu einem Handgaul des Freudenpfer¬
des anſtellte; ich ſchule ſowohl mein Son¬
„nenroß als mein Bagageroß viel anders.“

Vor allen Dingen nahmen ſie jetzt die
Otaheiti-Inſel durch Märſche ein und jede
Provinz derſelben mußte ihnen wie eine perſi¬
ſche dem Kaiſer ein anderes Vergnügen ent¬
richten. — „Die untern Terraſſen (ſagte Schop¬
„pe) müſſen uns Majoratsherren den Obſt- und
„Sackzehend in Zitronen- und Orangendüften
„abliefern — die oberſte trägt die Reichsſteuer
„in Ausſichten ab — die Grotte drunten zah¬
„let hoff' ich Judenſchutz in Wellen-Gemur¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0045" n="25"/>
die letzten nur zer&#x017F;treuet um den Freudenbecher<lb/>
hängenden Tropfen kon&#x017F;erviren, die &#x017F;o &#x017F;üß wie<lb/>
italieni&#x017F;che Weine waren, voll deut&#x017F;chem Feuer¬<lb/>
&#x017F;toff ohne deut&#x017F;chen Sauer&#x017F;toff. Unter Sauer¬<lb/>
&#x017F;toff meint' er Ab&#x017F;chiednehmen und Rührung:<lb/>
&#x201E;Thut das Schick&#x017F;al,&#x201C; &#x017F;agt' er &#x201E;irgend einen Re¬<lb/>
&#x201E;traite&#x017F;chuß, beim Himmel! &#x017F;o wend' ich ge¬<lb/>
&#x201E;la&#x017F;&#x017F;en den Gaul um und reite pfeifend zurück.<lb/>
&#x201E;Der Henker müßte darin (oder darauf) &#x017F;itzen,<lb/>
&#x201E;wenn ein ge&#x017F;chickter Bereiter nicht &#x017F;ein <hi rendition="#g">Trau¬</hi><lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">erroß</hi> &#x017F;o zureiten wollte, daß es &#x017F;ich recht<lb/>
&#x201E;gut zu einem Handgaul des <hi rendition="#g">Freudenpfer¬</hi><lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">des</hi> an&#x017F;tellte; ich &#x017F;chule &#x017F;owohl mein Son¬<lb/>
&#x201E;nenroß als mein Bagageroß viel anders.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Vor allen Dingen nahmen &#x017F;ie jetzt die<lb/>
Otaheiti-In&#x017F;el durch Mär&#x017F;che ein und jede<lb/>
Provinz der&#x017F;elben mußte ihnen wie eine per&#x017F;<lb/>
&#x017F;che dem Kai&#x017F;er ein anderes Vergnügen ent¬<lb/>
richten. &#x2014; &#x201E;Die untern Terra&#x017F;&#x017F;en (&#x017F;agte Schop¬<lb/>
&#x201E;pe) mü&#x017F;&#x017F;en uns Majoratsherren den Ob&#x017F;t- und<lb/>
&#x201E;Sackzehend in Zitronen- und Orangendüften<lb/>
&#x201E;abliefern &#x2014; die ober&#x017F;te trägt die Reichs&#x017F;teuer<lb/>
&#x201E;in <hi rendition="#g">Aus&#x017F;ichten</hi> ab &#x2014; die Grotte drunten zah¬<lb/>
&#x201E;let hoff' ich Juden&#x017F;chutz in Wellen-<hi rendition="#g">Gemur¬</hi><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0045] die letzten nur zerſtreuet um den Freudenbecher hängenden Tropfen konſerviren, die ſo ſüß wie italieniſche Weine waren, voll deutſchem Feuer¬ ſtoff ohne deutſchen Sauerſtoff. Unter Sauer¬ ſtoff meint' er Abſchiednehmen und Rührung: „Thut das Schickſal,“ ſagt' er „irgend einen Re¬ „traiteſchuß, beim Himmel! ſo wend' ich ge¬ „laſſen den Gaul um und reite pfeifend zurück. „Der Henker müßte darin (oder darauf) ſitzen, „wenn ein geſchickter Bereiter nicht ſein Trau¬ „erroß ſo zureiten wollte, daß es ſich recht „gut zu einem Handgaul des Freudenpfer¬ „des anſtellte; ich ſchule ſowohl mein Son¬ „nenroß als mein Bagageroß viel anders.“ Vor allen Dingen nahmen ſie jetzt die Otaheiti-Inſel durch Märſche ein und jede Provinz derſelben mußte ihnen wie eine perſi¬ ſche dem Kaiſer ein anderes Vergnügen ent¬ richten. — „Die untern Terraſſen (ſagte Schop¬ „pe) müſſen uns Majoratsherren den Obſt- und „Sackzehend in Zitronen- und Orangendüften „abliefern — die oberſte trägt die Reichsſteuer „in Ausſichten ab — die Grotte drunten zah¬ „let hoff' ich Judenſchutz in Wellen-Gemur¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/45
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/45>, abgerufen am 21.11.2024.