"(prallt' er staunend zurück) Schwarz? -- "Schwarz ist Reisefarbe und Brautfarbe "und Gallafarbe und in Rom Fürstenkinder¬ "farbe und in Spanien ists ein Reichsgesetz, "daß die Hofleute wie in Marocko die Ju¬ "den*) schwarz erscheinen."
"Pestalozzi, Madam -- aber Malz, ver¬ "steht Er mich denn?" fuhr Schoppe herum und munterte den Menschen, der seine Trom¬ mel anhatte und sie heimlich unter dem Zuge rühren wollte, um etwas vom gedämpften Lei¬ chentrommeln zu vernehmen, zum Schlägel auf, damit er vom Diskurse profitirte. -- "Malz, "sagt' er lauter, Pestalozzi bemerkt ganz gut, "daß die Großen unsrer Zeit sich in Gesicht, "Kleidung, Stellung, Bilderdienst, Aberglau¬ "ben und Liebe zu (Charlatanen den Asiaten "täglich nähern; -- es spricht für Pestalozzi, "daß sie den Sinesern, die sich für die Freude "schwarz und für die Trauer weiß anziehen, "nicht bloß Tempel und Gärten und Fratzen¬
*) Nach Lempriere.
„(prallt' er ſtaunend zurück) Schwarz? — „Schwarz iſt Reiſefarbe und Brautfarbe „und Gallafarbe und in Rom Fürſtenkinder¬ „farbe und in Spanien iſts ein Reichsgeſetz, „daß die Hofleute wie in Marocko die Ju¬ „den*) ſchwarz erſcheinen.“
„Peſtalozzi, Madam — aber Malz, ver¬ „ſteht Er mich denn?“ fuhr Schoppe herum und munterte den Menſchen, der ſeine Trom¬ mel anhatte und ſie heimlich unter dem Zuge rühren wollte, um etwas vom gedämpften Lei¬ chentrommeln zu vernehmen, zum Schlägel auf, damit er vom Diskurſe profitirte. — „Malz, „ſagt' er lauter, Peſtalozzi bemerkt ganz gut, „daß die Großen unſrer Zeit ſich in Geſicht, „Kleidung, Stellung, Bilderdienſt, Aberglau¬ „ben und Liebe zu (Charlatanen den Aſiaten „täglich nähern; — es ſpricht für Peſtalozzi, „daß ſie den Sineſern, die ſich für die Freude „ſchwarz und für die Trauer weiß anziehen, „nicht bloß Tempel und Gärten und Fratzen¬
*) Nach Lempriere.
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„(prallt' er ſtaunend zurück) Schwarz? —
„Schwarz iſt Reiſefarbe und Brautfarbe
„und Gallafarbe und in Rom Fürſtenkinder¬
„farbe und in Spanien iſts ein Reichsgeſetz,
„daß die Hofleute wie in Marocko die Ju¬
„den *) ſchwarz erſcheinen.“
„Peſtalozzi, Madam — aber Malz, ver¬
„ſteht Er mich denn?“ fuhr Schoppe herum
und munterte den Menſchen, der ſeine Trom¬
mel anhatte und ſie heimlich unter dem Zuge
rühren wollte, um etwas vom gedämpften Lei¬
chentrommeln zu vernehmen, zum Schlägel
auf, damit er vom Diskurſe profitirte. — „Malz,
„ſagt' er lauter, Peſtalozzi bemerkt ganz gut,
„daß die Großen unſrer Zeit ſich in Geſicht,
„Kleidung, Stellung, Bilderdienſt, Aberglau¬
„ben und Liebe zu (Charlatanen den Aſiaten
„täglich nähern; — es ſpricht für Peſtalozzi,
„daß ſie den Sineſern, die ſich für die Freude
„ſchwarz und für die Trauer weiß anziehen,
„nicht bloß Tempel und Gärten und Fratzen¬
*) Nach Lempriere.
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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