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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Graf, den ohnehin eine Menge feurig so wie
Schoppen trübe machte, glühte begeistert von
Bruderliebe und Thatendurst; er sah die Für¬
sten wie Allmächtige auf ihren Höhen walten
und sah die blühenden Landschaften und die
heitern Städte eines weise regierten Landes
aufgedeckt -- er stellte es sich vor wie er, wär'
er ein Fürst, mit dem schlagenden Funken aus
der Zepterspitze in Millionen verknüpfter Her¬
zen auf einmal belebend und erschütternd stra¬
len könnte, indeß er jetzt so mühsam einige
nächste entzünde -- er sah seinen Thron als
einen Berg in Morgenlicht, der schiffbare
Ströme statt der Lawa in die Länder herab¬
gießet und die Stürme bricht und um dessen
Fuß Ernten und Feste rauschen -- er dachte
sichs, wie weit er von einer so hohen Stelle
das Licht umherstreuen könnte, gleichsam ein
Mond, der nicht die Sonne am Tage ver¬
bauet sondern ihr fernes Licht aus seiner Höhe
der Nacht zuwirft -- und wie er die Freiheit
statt sie nur zu vertheidigen erschaffen und
erziehen und ein Regent seyn wollte, um

Graf, den ohnehin eine Menge feurig ſo wie
Schoppen trübe machte, glühte begeiſtert von
Bruderliebe und Thatendurſt; er ſah die Für¬
ſten wie Allmächtige auf ihren Höhen walten
und ſah die blühenden Landſchaften und die
heitern Städte eines weiſe regierten Landes
aufgedeckt — er ſtellte es ſich vor wie er, wär'
er ein Fürſt, mit dem ſchlagenden Funken aus
der Zepterſpitze in Millionen verknüpfter Her¬
zen auf einmal belebend und erſchütternd ſtra¬
len könnte, indeß er jetzt ſo mühſam einige
nächſte entzünde — er ſah ſeinen Thron als
einen Berg in Morgenlicht, der ſchiffbare
Ströme ſtatt der Lawa in die Länder herab¬
gießet und die Stürme bricht und um deſſen
Fuß Ernten und Feſte rauſchen — er dachte
ſichs, wie weit er von einer ſo hohen Stelle
das Licht umherſtreuen könnte, gleichſam ein
Mond, der nicht die Sonne am Tage ver¬
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[486/0506] Graf, den ohnehin eine Menge feurig ſo wie Schoppen trübe machte, glühte begeiſtert von Bruderliebe und Thatendurſt; er ſah die Für¬ ſten wie Allmächtige auf ihren Höhen walten und ſah die blühenden Landſchaften und die heitern Städte eines weiſe regierten Landes aufgedeckt — er ſtellte es ſich vor wie er, wär' er ein Fürſt, mit dem ſchlagenden Funken aus der Zepterſpitze in Millionen verknüpfter Her¬ zen auf einmal belebend und erſchütternd ſtra¬ len könnte, indeß er jetzt ſo mühſam einige nächſte entzünde — er ſah ſeinen Thron als einen Berg in Morgenlicht, der ſchiffbare Ströme ſtatt der Lawa in die Länder herab¬ gießet und die Stürme bricht und um deſſen Fuß Ernten und Feſte rauſchen — er dachte ſichs, wie weit er von einer ſo hohen Stelle das Licht umherſtreuen könnte, gleichſam ein Mond, der nicht die Sonne am Tage ver¬ bauet ſondern ihr fernes Licht aus ſeiner Höhe der Nacht zuwirft — und wie er die Freiheit ſtatt ſie nur zu vertheidigen erſchaffen und erziehen und ein Regent ſeyn wollte, um

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/506>, abgerufen am 27.11.2024.