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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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der des Bogens eingeschlummert. Aber wie an¬
ders war die verehrte Gestalt als er sie sich
nach der des verstorbnen Fürsten vorgemalt!
Die unter dem Quäkerhute reichvorwallenden
weißen Locken, die weiblich und poetisch runde
Stirn, die gebogne Nase und die jugendliche
Lippe, die noch nicht im späten Leben einwelkte,
und das Kindliche des sanften Gesichts verkün¬
digten ein Herz, das in der Dämmerung des
Alters ausruht und nach Sternen blickt. Wie
einsam ist der heilige Schlaf! Der Todesengel
hat den Menschen aus der lichten Welt in die
finster überbauete Einsiedelei geführt, seine
Freunde stehen draussen neben der Klause; drin¬
nen redet der Einsiedler mit sich und sein Dun¬
kel wird immer heller und Edelsteine und Auen
und ganze Frühlingstage entglimmen endlich --
und alles ist hell und weit! -- Albano stand
vor dem Schlaf mit einer ernsten Seele, die
das Leben und seine Räthsel anschauet, -- --
nicht nur der Ein- und Ausgang des Lebens
ist vielfach überschleiert, auch die kurze Bahn
selber; wie um ägyptische Tempel, so liegen
Sphinxe um den größten Tempel und anders

der des Bogens eingeſchlummert. Aber wie an¬
ders war die verehrte Geſtalt als er ſie ſich
nach der des verſtorbnen Fürſten vorgemalt!
Die unter dem Quäkerhute reichvorwallenden
weißen Locken, die weiblich und poetiſch runde
Stirn, die gebogne Naſe und die jugendliche
Lippe, die noch nicht im ſpäten Leben einwelkte,
und das Kindliche des ſanften Geſichts verkün¬
digten ein Herz, das in der Dämmerung des
Alters ausruht und nach Sternen blickt. Wie
einſam iſt der heilige Schlaf! Der Todesengel
hat den Menſchen aus der lichten Welt in die
finſter überbauete Einſiedelei geführt, ſeine
Freunde ſtehen drauſſen neben der Klauſe; drin¬
nen redet der Einſiedler mit ſich und ſein Dun¬
kel wird immer heller und Edelſteine und Auen
und ganze Frühlingstage entglimmen endlich —
und alles iſt hell und weit! — Albano ſtand
vor dem Schlaf mit einer ernſten Seele, die
das Leben und ſeine Räthſel anſchauet, — —
nicht nur der Ein- und Ausgang des Lebens
iſt vielfach überſchleiert, auch die kurze Bahn
ſelber; wie um ägyptiſche Tempel, ſo liegen
Sphinxe um den größten Tempel und anders

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[111/0119] der des Bogens eingeſchlummert. Aber wie an¬ ders war die verehrte Geſtalt als er ſie ſich nach der des verſtorbnen Fürſten vorgemalt! Die unter dem Quäkerhute reichvorwallenden weißen Locken, die weiblich und poetiſch runde Stirn, die gebogne Naſe und die jugendliche Lippe, die noch nicht im ſpäten Leben einwelkte, und das Kindliche des ſanften Geſichts verkün¬ digten ein Herz, das in der Dämmerung des Alters ausruht und nach Sternen blickt. Wie einſam iſt der heilige Schlaf! Der Todesengel hat den Menſchen aus der lichten Welt in die finſter überbauete Einſiedelei geführt, ſeine Freunde ſtehen drauſſen neben der Klauſe; drin¬ nen redet der Einſiedler mit ſich und ſein Dun¬ kel wird immer heller und Edelſteine und Auen und ganze Frühlingstage entglimmen endlich — und alles iſt hell und weit! — Albano ſtand vor dem Schlaf mit einer ernſten Seele, die das Leben und ſeine Räthſel anſchauet, — — nicht nur der Ein- und Ausgang des Lebens iſt vielfach überſchleiert, auch die kurze Bahn ſelber; wie um ägyptiſche Tempel, ſo liegen Sphinxe um den größten Tempel und anders

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/119>, abgerufen am 24.11.2024.