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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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schen Wandel, ihrer Erhabenheit über alles,
was sie je gesehen und sie hatte gleichviel Scheu
und Sehnsucht empfunden, einer zu begegnen.
Daher gieng sie aus diesem kolossalischen Nym¬
phäum ihrer Phantasie so leicht geblendet und
mit solcher feurigen Herzens-Achtung reinen
Freundinnen, und der Gräfin Romeiro entge¬
gen. Gewisse Gemälde führten nun diese Altar¬
blätter wie Kopien zurück. Die Gute dachte
nicht daran, aber wohl ihr Freund, daß man die¬
ser liebend niedersehenden Marie die Augen blos
lebendig zu regen und diese Lippen blos mit
Lauten zu erwärmen brauche -- dann hatte
man Liane.

Der deutsche Herr fuhr fort und legte
nun Raphaels Joseph, der den Brüdern einen
Traum erzählt, und den ältern Joseph, der
dem König einen erklärt, neben einander und
fieng an, die drei Raphaele in Worte zu über¬
setzen und das mit so vielem Glück und nicht
nur mit so vieler Einsicht ins Mechanische und
Genialische, sondern auch mit einer so bestimm¬
ten Hervorhebung jedes menschlichen und mo¬
ralischen Zugs, daß -- Alban ihn für einen

ſchen Wandel, ihrer Erhabenheit über alles,
was ſie je geſehen und ſie hatte gleichviel Scheu
und Sehnſucht empfunden, einer zu begegnen.
Daher gieng ſie aus dieſem koloſſaliſchen Nym¬
phäum ihrer Phantaſie ſo leicht geblendet und
mit ſolcher feurigen Herzens-Achtung reinen
Freundinnen, und der Gräfin Romeiro entge¬
gen. Gewiſſe Gemälde führten nun dieſe Altar¬
blätter wie Kopien zurück. Die Gute dachte
nicht daran, aber wohl ihr Freund, daß man die¬
ſer liebend niederſehenden Marie die Augen blos
lebendig zu regen und dieſe Lippen blos mit
Lauten zu erwärmen brauche — dann hatte
man Liane.

Der deutſche Herr fuhr fort und legte
nun Raphaels Joſeph, der den Brüdern einen
Traum erzählt, und den ältern Joſeph, der
dem König einen erklärt, neben einander und
fieng an, die drei Raphaele in Worte zu über¬
ſetzen und das mit ſo vielem Glück und nicht
nur mit ſo vieler Einſicht ins Mechaniſche und
Genialiſche, ſondern auch mit einer ſo beſtimm¬
ten Hervorhebung jedes menſchlichen und mo¬
raliſchen Zugs, daß — Alban ihn für einen

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[139/0147] ſchen Wandel, ihrer Erhabenheit über alles, was ſie je geſehen und ſie hatte gleichviel Scheu und Sehnſucht empfunden, einer zu begegnen. Daher gieng ſie aus dieſem koloſſaliſchen Nym¬ phäum ihrer Phantaſie ſo leicht geblendet und mit ſolcher feurigen Herzens-Achtung reinen Freundinnen, und der Gräfin Romeiro entge¬ gen. Gewiſſe Gemälde führten nun dieſe Altar¬ blätter wie Kopien zurück. Die Gute dachte nicht daran, aber wohl ihr Freund, daß man die¬ ſer liebend niederſehenden Marie die Augen blos lebendig zu regen und dieſe Lippen blos mit Lauten zu erwärmen brauche — dann hatte man Liane. Der deutſche Herr fuhr fort und legte nun Raphaels Joſeph, der den Brüdern einen Traum erzählt, und den ältern Joſeph, der dem König einen erklärt, neben einander und fieng an, die drei Raphaele in Worte zu über¬ ſetzen und das mit ſo vielem Glück und nicht nur mit ſo vieler Einſicht ins Mechaniſche und Genialiſche, ſondern auch mit einer ſo beſtimm¬ ten Hervorhebung jedes menſchlichen und mo¬ raliſchen Zugs, daß — Alban ihn für einen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/147>, abgerufen am 21.11.2024.