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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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und Tag verfolgten einander im mystischen
Hain. -- Er trat in den Fluß und gieng mit
ihm hinaus vor eine rege warme Ebene voll
Dörfer und aus ihnen klang der Sonntag und
aus den Ährenfeldern fuhren Lerchen und an
den Bergen krochen Menschen-Steige hinauf,
die Bäume regten sich als Lebendige und die
fernen Menschen schienen festzuwurzeln und
wurden nur Schößlinge an der tiefen Rinde
des ungeheuern Lebensbaumes. -- --

Die Seele des Jünglings wurde in das
heilige Feuer geworfen, wie Asbestpapier zog
er sie ausgelöscht und unbeschrieben heraus,
ihm war als wiss' er nichts, als sey er Ein
Gedanke und hier trat ihn auf eine wunderbar
neue Weise das Gefühl an, das ist die Welt,
du bist auf der Welt -- er war Ein Wesen
mit ihr -- alles war Ein Leben, Wolken und
Menschen und Bäume. -- Er fühlte sich von
unzähligen Polypenarmen ergriffen und zu¬
gleich mit ihnen verschlungen und doch fort¬
rinnend im unendlichen Herz.

Trunken kam er vor seine Wohnung, von
welcher sich ihm der kleine Pollux den Berg

her¬

und Tag verfolgten einander im myſtiſchen
Hain. — Er trat in den Fluß und gieng mit
ihm hinaus vor eine rege warme Ebene voll
Dörfer und aus ihnen klang der Sonntag und
aus den Ährenfeldern fuhren Lerchen und an
den Bergen krochen Menſchen-Steige hinauf,
die Bäume regten ſich als Lebendige und die
fernen Menſchen ſchienen feſtzuwurzeln und
wurden nur Schößlinge an der tiefen Rinde
des ungeheuern Lebensbaumes. — —

Die Seele des Jünglings wurde in das
heilige Feuer geworfen, wie Asbeſtpapier zog
er ſie ausgelöſcht und unbeſchrieben heraus,
ihm war als wiſſ' er nichts, als ſey er Ein
Gedanke und hier trat ihn auf eine wunderbar
neue Weiſe das Gefühl an, das iſt die Welt,
du biſt auf der Welt — er war Ein Weſen
mit ihr — alles war Ein Leben, Wolken und
Menſchen und Bäume. — Er fühlte ſich von
unzähligen Polypenarmen ergriffen und zu¬
gleich mit ihnen verſchlungen und doch fort¬
rinnend im unendlichen Herz.

Trunken kam er vor ſeine Wohnung, von
welcher ſich ihm der kleine Pollux den Berg

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[160/0168] und Tag verfolgten einander im myſtiſchen Hain. — Er trat in den Fluß und gieng mit ihm hinaus vor eine rege warme Ebene voll Dörfer und aus ihnen klang der Sonntag und aus den Ährenfeldern fuhren Lerchen und an den Bergen krochen Menſchen-Steige hinauf, die Bäume regten ſich als Lebendige und die fernen Menſchen ſchienen feſtzuwurzeln und wurden nur Schößlinge an der tiefen Rinde des ungeheuern Lebensbaumes. — — Die Seele des Jünglings wurde in das heilige Feuer geworfen, wie Asbeſtpapier zog er ſie ausgelöſcht und unbeſchrieben heraus, ihm war als wiſſ' er nichts, als ſey er Ein Gedanke und hier trat ihn auf eine wunderbar neue Weiſe das Gefühl an, das iſt die Welt, du biſt auf der Welt — er war Ein Weſen mit ihr — alles war Ein Leben, Wolken und Menſchen und Bäume. — Er fühlte ſich von unzähligen Polypenarmen ergriffen und zu¬ gleich mit ihnen verſchlungen und doch fort¬ rinnend im unendlichen Herz. Trunken kam er vor ſeine Wohnung, von welcher ſich ihm der kleine Pollux den Berg her¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/168>, abgerufen am 23.11.2024.