Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.Monat in ihrer Ferne -- traten die reiseferti¬ Sie hieng heute mit zärtlicher Schwärmerei Monat in ihrer Ferne — traten die reiſeferti¬ Sie hieng heute mit zärtlicher Schwärmerei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0181" n="173"/> Monat in ihrer Ferne — traten die reiſeferti¬<lb/> gen Mädchen im ſchwarzen Schmucke der<lb/> Bräute herein. Wie reizend, ſtehen Rabetten<lb/> die Roſen im dunkeln Haar und der dunkle<lb/> Spitzen-Saum auf dem weißen Hals und die<lb/> furchtſamen Flammen ihres reinen Auges und<lb/> die anfliegenden Erröthungen! — Und Liane<lb/> — ich rede nicht von dieſer Heiligen. Sogar<lb/> der gute alte Direktor mußte, als ihn das<lb/> fromme Angeſicht unter dem blos einfach und<lb/> nonnenhaft herübergelegten weißen Kopfſchleier<lb/> von indiſcher mit Goldlahn beſprengter Mouſ¬<lb/> ſeline kindlich anblickte, ſeinem Wohlgefallen<lb/> die Worte geben: wie eine Nonne, wie ein<lb/> Engel! — Sie antwortete: „ich wollte auch<lb/> „einmal eine werden mit einer Freundinn; aber<lb/> „nun nehm' ich den Schleier ſpäter als ſie“ ſetzte<lb/> ſie mit wunderbarem Ton dazu.</p><lb/> <p>Sie hieng heute mit zärtlicher Schwärmerei<lb/> an Rabette, vielleicht aus ſiecher Weichheit, viel¬<lb/> leicht aus Liebe zu Albano und zu den Eltern<lb/> und vielleicht, weil Rabette durch die Liebe ſo<lb/> gut und ſchön war und weil ſie ſelber nichts<lb/> war als Herz. Sie hatte den heiligen Fehler<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0181]
Monat in ihrer Ferne — traten die reiſeferti¬
gen Mädchen im ſchwarzen Schmucke der
Bräute herein. Wie reizend, ſtehen Rabetten
die Roſen im dunkeln Haar und der dunkle
Spitzen-Saum auf dem weißen Hals und die
furchtſamen Flammen ihres reinen Auges und
die anfliegenden Erröthungen! — Und Liane
— ich rede nicht von dieſer Heiligen. Sogar
der gute alte Direktor mußte, als ihn das
fromme Angeſicht unter dem blos einfach und
nonnenhaft herübergelegten weißen Kopfſchleier
von indiſcher mit Goldlahn beſprengter Mouſ¬
ſeline kindlich anblickte, ſeinem Wohlgefallen
die Worte geben: wie eine Nonne, wie ein
Engel! — Sie antwortete: „ich wollte auch
„einmal eine werden mit einer Freundinn; aber
„nun nehm' ich den Schleier ſpäter als ſie“ ſetzte
ſie mit wunderbarem Ton dazu.
Sie hieng heute mit zärtlicher Schwärmerei
an Rabette, vielleicht aus ſiecher Weichheit, viel¬
leicht aus Liebe zu Albano und zu den Eltern
und vielleicht, weil Rabette durch die Liebe ſo
gut und ſchön war und weil ſie ſelber nichts
war als Herz. Sie hatte den heiligen Fehler
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