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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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von sinnlicher Liebe bleibt er von sentimentali¬
scher und weinerlicher, zumal da er besorgt,
daß diese ihn am Ende in jene verflechte, weil
sie wie ein Mollton eine ganz andere Tonleiter
hat rückwärts als hinaufwärtssteigend. Das
Ironische und Stachliche am Mann machte
ihm wie andern Weltleuten jede Vermählung
-- auch die der Seelen -- am Ende so sauer
als den Igeln die Stacheln die ihrige. Er
hebt also in Zukunft für die Fürstin nur eine
kalte, politische, kokette, höfliche Liebe auf, wie
sie wol selber hat und wie er braucht, um
weniger sie als von ihr zu erobern, und zuerst
den ganzen Fürsten. Ich verspreche mir Welt-
Leser, die hoffentlich keine Beleidigung für die¬
sen in Froulays Neigung für jene finden; denn
sobald nur einmal der Hofprediger die kopu¬
lirende Hand auf die Fürstin gelegt, so hat
dieser Haushofmeister gleichsam den Schnitt *)

*) Bekanntlich wird ein Schnitt in einen ganzge¬
bliebnen Vogel etc. zum Zeichen gemacht, daß er
auf der fürstlichen Tafel gewesen, damit er nicht
wieder aufgesetzt werde, sondern sonst genossen.

von ſinnlicher Liebe bleibt er von ſentimentali¬
ſcher und weinerlicher, zumal da er beſorgt,
daß dieſe ihn am Ende in jene verflechte, weil
ſie wie ein Mollton eine ganz andere Tonleiter
hat rückwärts als hinaufwärtsſteigend. Das
Ironiſche und Stachliche am Mann machte
ihm wie andern Weltleuten jede Vermählung
— auch die der Seelen — am Ende ſo ſauer
als den Igeln die Stacheln die ihrige. Er
hebt alſo in Zukunft für die Fürſtin nur eine
kalte, politiſche, kokette, höfliche Liebe auf, wie
ſie wol ſelber hat und wie er braucht, um
weniger ſie als von ihr zu erobern, und zuerſt
den ganzen Fürſten. Ich verſpreche mir Welt-
Leſer, die hoffentlich keine Beleidigung für die¬
ſen in Froulays Neigung für jene finden; denn
ſobald nur einmal der Hofprediger die kopu¬
lirende Hand auf die Fürſtin gelegt, ſo hat
dieſer Haushofmeiſter gleichſam den Schnitt *)

*) Bekanntlich wird ein Schnitt in einen ganzge¬
bliebnen Vogel ꝛc. zum Zeichen gemacht, daß er
auf der fürſtlichen Tafel geweſen, damit er nicht
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[98/0110] von ſinnlicher Liebe bleibt er von ſentimentali¬ ſcher und weinerlicher, zumal da er beſorgt, daß dieſe ihn am Ende in jene verflechte, weil ſie wie ein Mollton eine ganz andere Tonleiter hat rückwärts als hinaufwärtsſteigend. Das Ironiſche und Stachliche am Mann machte ihm wie andern Weltleuten jede Vermählung — auch die der Seelen — am Ende ſo ſauer als den Igeln die Stacheln die ihrige. Er hebt alſo in Zukunft für die Fürſtin nur eine kalte, politiſche, kokette, höfliche Liebe auf, wie ſie wol ſelber hat und wie er braucht, um weniger ſie als von ihr zu erobern, und zuerſt den ganzen Fürſten. Ich verſpreche mir Welt- Leſer, die hoffentlich keine Beleidigung für die¬ ſen in Froulays Neigung für jene finden; denn ſobald nur einmal der Hofprediger die kopu¬ lirende Hand auf die Fürſtin gelegt, ſo hat dieſer Haushofmeiſter gleichſam den Schnitt *) *) Bekanntlich wird ein Schnitt in einen ganzge¬ bliebnen Vogel ꝛc. zum Zeichen gemacht, daß er auf der fürſtlichen Tafel geweſen, damit er nicht wieder aufgeſetzt werde, ſondern ſonſt genoſſen.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/110>, abgerufen am 27.11.2024.