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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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mählung höchstens!" sagt' er rechnend. -- Ja,
guter Augusti!-- "Ach, wir leiden ja Alle" sag¬
te sie und setzte vertraulich und aus weinender
Brust hinzu: "es geht Ihm aber wohl?" --
"Er ist fleißig" versetzt' er.

So brachte er sie, mit zwei Geheimnissen
beladen und für jetzt eine Interims-Absonde¬
rung bejahend, zur Mutter zurück; aber die¬
se zahlte nur dem Lektor den Lohn eines
freundlichen Blickes aus. Er verlangte indeß
-- nach seiner Karthäuser-Manier -- keinen
andern als das gütigste Schweigen gegen den
Minister über seine Einmischung, da dieser sein
Verdienst dabei etwan für größer halten könnte
als es wäre.

Dem Minister wurde die achttägige Besse¬
rung und Enthaltung angesagt. Er glaubte --
sich Mißtrauen in die Frau vorbehaltend --
doch weiter in Feindes Land einzudringen mit
seinen Waffen; auch ließ er sich die neue Frist
und Lianens Entkerkerung mit darum gefallen,
um seine Tochter bei dem Vermählungsfest blü¬
hend und gesund als eine glänzende Pfauhenne
an seine Geliebte und vor sich herzutreiben.

Titan III. K

mählung höchſtens!“ ſagt' er rechnend. — Ja,
guter Auguſti!— „Ach, wir leiden ja Alle“ ſag¬
te ſie und ſetzte vertraulich und aus weinender
Bruſt hinzu: „es geht Ihm aber wohl?“ —
„Er iſt fleißig“ verſetzt' er.

So brachte er ſie, mit zwei Geheimniſſen
beladen und für jetzt eine Interims-Abſonde¬
rung bejahend, zur Mutter zurück; aber die¬
ſe zahlte nur dem Lektor den Lohn eines
freundlichen Blickes aus. Er verlangte indeß
— nach ſeiner Karthäuſer-Manier — keinen
andern als das gütigſte Schweigen gegen den
Miniſter über ſeine Einmiſchung, da dieſer ſein
Verdienſt dabei etwan für größer halten könnte
als es wäre.

Dem Miniſter wurde die achttägige Beſſe¬
rung und Enthaltung angeſagt. Er glaubte —
ſich Mißtrauen in die Frau vorbehaltend —
doch weiter in Feindes Land einzudringen mit
ſeinen Waffen; auch ließ er ſich die neue Friſt
und Lianens Entkerkerung mit darum gefallen,
um ſeine Tochter bei dem Vermählungsfeſt blü¬
hend und geſund als eine glänzende Pfauhenne
an ſeine Geliebte und vor ſich herzutreiben.

Titan III. K
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[145/0157] mählung höchſtens!“ ſagt' er rechnend. — Ja, guter Auguſti!— „Ach, wir leiden ja Alle“ ſag¬ te ſie und ſetzte vertraulich und aus weinender Bruſt hinzu: „es geht Ihm aber wohl?“ — „Er iſt fleißig“ verſetzt' er. So brachte er ſie, mit zwei Geheimniſſen beladen und für jetzt eine Interims-Abſonde¬ rung bejahend, zur Mutter zurück; aber die¬ ſe zahlte nur dem Lektor den Lohn eines freundlichen Blickes aus. Er verlangte indeß — nach ſeiner Karthäuſer-Manier — keinen andern als das gütigſte Schweigen gegen den Miniſter über ſeine Einmiſchung, da dieſer ſein Verdienſt dabei etwan für größer halten könnte als es wäre. Dem Miniſter wurde die achttägige Beſſe¬ rung und Enthaltung angeſagt. Er glaubte — ſich Mißtrauen in die Frau vorbehaltend — doch weiter in Feindes Land einzudringen mit ſeinen Waffen; auch ließ er ſich die neue Friſt und Lianens Entkerkerung mit darum gefallen, um ſeine Tochter bei dem Vermählungsfeſt blü¬ hend und geſund als eine glänzende Pfauhenne an ſeine Geliebte und vor ſich herzutreiben. Titan III. K

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/157>, abgerufen am 24.11.2024.