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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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ter herab und an allen ihren Schmerzen sind
noch Hoffnungen!

Das Volk wartete auf den Glanz und auf
die Musik. Der Fürst führte endlich seine
Braut dem Tempel des Traumes entgegen;
Karl, heute blind gegen, nicht für seine Rabet¬
te, nahm den brennenden Grafen mit. Am äus¬
sern Tempel ließ sich Nichts errathen, was sei¬
nem magischen Namen entsprach; bloß die Fen¬
ster giengen vom Dache dieses Pavillons bis
auf den Boden nieder und waren statt von
Rahmen und Fenstersteinen, in Zweige und
Blätter gefasset. Aber als die Fürstin durch
eine Glas-Thüre eingetreten war, schien ihr
der Pavillon verschwunden; man stand, schien
es, auf einem einsamen von einigen Baumstäm¬
men bewachten freien Platz, welchen alle Per¬
spektiven des Gartens durchkreuzten. Wunder¬
bar wie von spielenden Träumen, waren Li¬
lars Gegenden untereinandergeworfen und die
entgegengesetzten zusammengerückt -- neben dem
Berg mit dem Donnerhäuschen stand der mit
dem Altare und hart neben dem Zauberwald
bäumte sich der hohe, schwarze Tartarus auf --

ter herab und an allen ihren Schmerzen ſind
noch Hoffnungen!

Das Volk wartete auf den Glanz und auf
die Muſik. Der Fürſt führte endlich ſeine
Braut dem Tempel des Traumes entgegen;
Karl, heute blind gegen, nicht für ſeine Rabet¬
te, nahm den brennenden Grafen mit. Am äus¬
ſern Tempel ließ ſich Nichts errathen, was ſei¬
nem magiſchen Namen entſprach; bloß die Fen¬
ſter giengen vom Dache dieſes Pavillons bis
auf den Boden nieder und waren ſtatt von
Rahmen und Fenſterſteinen, in Zweige und
Blätter gefaſſet. Aber als die Fürſtin durch
eine Glas-Thüre eingetreten war, ſchien ihr
der Pavillon verſchwunden; man ſtand, ſchien
es, auf einem einſamen von einigen Baumſtäm¬
men bewachten freien Platz, welchen alle Per¬
ſpektiven des Gartens durchkreuzten. Wunder¬
bar wie von ſpielenden Träumen, waren Li¬
lars Gegenden untereinandergeworfen und die
entgegengeſetzten zuſammengerückt — neben dem
Berg mit dem Donnerhäuschen ſtand der mit
dem Altare und hart neben dem Zauberwald
bäumte ſich der hohe, ſchwarze Tartarus auf —

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[168/0180] ter herab und an allen ihren Schmerzen ſind noch Hoffnungen! Das Volk wartete auf den Glanz und auf die Muſik. Der Fürſt führte endlich ſeine Braut dem Tempel des Traumes entgegen; Karl, heute blind gegen, nicht für ſeine Rabet¬ te, nahm den brennenden Grafen mit. Am äus¬ ſern Tempel ließ ſich Nichts errathen, was ſei¬ nem magiſchen Namen entſprach; bloß die Fen¬ ſter giengen vom Dache dieſes Pavillons bis auf den Boden nieder und waren ſtatt von Rahmen und Fenſterſteinen, in Zweige und Blätter gefaſſet. Aber als die Fürſtin durch eine Glas-Thüre eingetreten war, ſchien ihr der Pavillon verſchwunden; man ſtand, ſchien es, auf einem einſamen von einigen Baumſtäm¬ men bewachten freien Platz, welchen alle Per¬ ſpektiven des Gartens durchkreuzten. Wunder¬ bar wie von ſpielenden Träumen, waren Li¬ lars Gegenden untereinandergeworfen und die entgegengeſetzten zuſammengerückt — neben dem Berg mit dem Donnerhäuschen ſtand der mit dem Altare und hart neben dem Zauberwald bäumte ſich der hohe, ſchwarze Tartarus auf —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/180>, abgerufen am 24.11.2024.