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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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chen; aber als die bewegte Fürstin fortrief:
soeur cherie! und sie heftig in die Arme schloß
so vergaß sie Alles und weinte nur ihr Herz
an einem andern Herzen aus, weil ihr das
fremde, vergebliche Schmachten nach einer Schwe¬
ster so rührend war. -- Albano stand nahe an
der erhebenden Szene; der Verband von allen
Wunden wurd' ihm abgerissen und ihr Blut
floß warm aus allen nieder. O, nie war sie
oder irgend eine Gestalt so ätherisch-schön, so
himmlisch blühend und so demüthig gewesen! --

Als sie die Augen aus der Umarmung auf¬
hob, fielen sie auf Albano's bleiches Gesicht.
Es war bleich nicht vor Krankheit sondern vor
Bewegung, Sie fuhr zuckend zurück, umarmte
die Fürsten wieder; der bleiche Mensch hatte
ihr bewegtes Herz in Eine Thräne nach der
andern zerrissen; aber beide grüßten sich nicht --
und so fieng ihr Abend an.

Während der Täuschung und Umarmung
waren auf einen Wink des Fürsten alle Zweige
und Thore des Gartens in einen glänzenden
Brand gesteckt-- alle Wasserwerke des Zauber¬
waldes flatterten mit goldnen Flügeln aufge¬

chen; aber als die bewegte Fürſtin fortrief:
soeur cherie! und ſie heftig in die Arme ſchloß
ſo vergaß ſie Alles und weinte nur ihr Herz
an einem andern Herzen aus, weil ihr das
fremde, vergebliche Schmachten nach einer Schwe¬
ſter ſo rührend war. — Albano ſtand nahe an
der erhebenden Szene; der Verband von allen
Wunden wurd' ihm abgeriſſen und ihr Blut
floß warm aus allen nieder. O, nie war ſie
oder irgend eine Geſtalt ſo ätheriſch-ſchön, ſo
himmliſch blühend und ſo demüthig geweſen! —

Als ſie die Augen aus der Umarmung auf¬
hob, fielen ſie auf Albano's bleiches Geſicht.
Es war bleich nicht vor Krankheit ſondern vor
Bewegung, Sie fuhr zuckend zurück, umarmte
die Fürſten wieder; der bleiche Menſch hatte
ihr bewegtes Herz in Eine Thräne nach der
andern zerriſſen; aber beide grüßten ſich nicht —
und ſo fieng ihr Abend an.

Während der Täuſchung und Umarmung
waren auf einen Wink des Fürſten alle Zweige
und Thore des Gartens in einen glänzenden
Brand geſteckt— alle Waſſerwerke des Zauber¬
waldes flatterten mit goldnen Flügeln aufge¬

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[170/0182] chen; aber als die bewegte Fürſtin fortrief: soeur cherie! und ſie heftig in die Arme ſchloß ſo vergaß ſie Alles und weinte nur ihr Herz an einem andern Herzen aus, weil ihr das fremde, vergebliche Schmachten nach einer Schwe¬ ſter ſo rührend war. — Albano ſtand nahe an der erhebenden Szene; der Verband von allen Wunden wurd' ihm abgeriſſen und ihr Blut floß warm aus allen nieder. O, nie war ſie oder irgend eine Geſtalt ſo ätheriſch-ſchön, ſo himmliſch blühend und ſo demüthig geweſen! — Als ſie die Augen aus der Umarmung auf¬ hob, fielen ſie auf Albano's bleiches Geſicht. Es war bleich nicht vor Krankheit ſondern vor Bewegung, Sie fuhr zuckend zurück, umarmte die Fürſten wieder; der bleiche Menſch hatte ihr bewegtes Herz in Eine Thräne nach der andern zerriſſen; aber beide grüßten ſich nicht — und ſo fieng ihr Abend an. Während der Täuſchung und Umarmung waren auf einen Wink des Fürſten alle Zweige und Thore des Gartens in einen glänzenden Brand geſteckt— alle Waſſerwerke des Zauber¬ waldes flatterten mit goldnen Flügeln aufge¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/182>, abgerufen am 24.11.2024.