Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.Er war daher zweifelhaft, ob er ihm den Sobald Karl zu ihm kam, sagt' er ihm zu¬ Unter dem Lesen wurde Roquairols gan¬ Er war daher zweifelhaft, ob er ihm den Sobald Karl zu ihm kam, ſagt' er ihm zu¬ Unter dem Leſen wurde Roquairols gan¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0273" n="261"/> Er war daher zweifelhaft, ob er ihm den<lb/> Inhalt des Briefs entdecken dürfe, aber doch<lb/> nicht lange; „ſoll ich dem Freund (ſagt' er,) ver¬<lb/> „hehlen und vorgaukeln? Darf ich ihn als<lb/> „ſchwach vorausſetzen und die Beſchleunigung<lb/> „der Verhältniſſe ſcheuen, die doch mit Ihr<lb/> „kommen?“ —</p><lb/> <p>Sobald Karl zu ihm kam, ſagt' er ihm zu¬<lb/> erſt die Abreiſe und ſogar die Bitte um deſſen<lb/> Mitreiſe; bewegt von der erſten Trennung ſei¬<lb/> nes Jugendfreundes. Der Hauptmann — des¬<lb/> ſen Herz immer den Sangboden der Phantaſie<lb/> zum Anklang brauchte — war auf der Stelle<lb/> nicht vermögend, beträchtliche Empfindungen<lb/> über den Abſchied zu haben und zu mahlen.<lb/> Da gab ihm Albano — über die Lippe konnt'<lb/> ers nicht bringen — den ganzen Brief.</p><lb/> <p>Unter dem Leſen wurde Roquairols gan¬<lb/> zes Geſicht häßlich, ſogar in des Freundes Au¬<lb/> ge. — Er ſchleuderte dann ein ſo flammendes<lb/> Zornauge gegen Albano, daß dieſer es erwi¬<lb/> derte unwillkührlich und unwiſſend. „O, wahrlich,<lb/> ich verſteh' Alles (ſagte Karl). So mußt' es ſich<lb/> löſen. Warte nur bis Morgen!“ Alle Mus¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [261/0273]
Er war daher zweifelhaft, ob er ihm den
Inhalt des Briefs entdecken dürfe, aber doch
nicht lange; „ſoll ich dem Freund (ſagt' er,) ver¬
„hehlen und vorgaukeln? Darf ich ihn als
„ſchwach vorausſetzen und die Beſchleunigung
„der Verhältniſſe ſcheuen, die doch mit Ihr
„kommen?“ —
Sobald Karl zu ihm kam, ſagt' er ihm zu¬
erſt die Abreiſe und ſogar die Bitte um deſſen
Mitreiſe; bewegt von der erſten Trennung ſei¬
nes Jugendfreundes. Der Hauptmann — des¬
ſen Herz immer den Sangboden der Phantaſie
zum Anklang brauchte — war auf der Stelle
nicht vermögend, beträchtliche Empfindungen
über den Abſchied zu haben und zu mahlen.
Da gab ihm Albano — über die Lippe konnt'
ers nicht bringen — den ganzen Brief.
Unter dem Leſen wurde Roquairols gan¬
zes Geſicht häßlich, ſogar in des Freundes Au¬
ge. — Er ſchleuderte dann ein ſo flammendes
Zornauge gegen Albano, daß dieſer es erwi¬
derte unwillkührlich und unwiſſend. „O, wahrlich,
ich verſteh' Alles (ſagte Karl). So mußt' es ſich
löſen. Warte nur bis Morgen!“ Alle Mus¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/273 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/273>, abgerufen am 27.07.2024. |