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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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sagte zu ihm: "Fassung für Sie und Schonung
"für andere! Sie haben keinen Zeugen Ihrer
"Unterredung als Ihr Gewissen" und machte
dem stummen Jüngling das stille Krankenzim¬
mer auf.

Vom Schmerz belastet und gebückt trat er
leise hinein. In einem Krankenstuhl ruhte eine
weißgekleidete Gestalt mit weißen, tiefen Wan¬
gen und ineinander gelegten Händen und
lehnte den Kopf, den ein bunter Gras¬
blumenkranz umzog, an die Seitenlehne. Es
war seine vorige Liane. "Sey mir willkommen,
Albano!" sagte sie mit schwacher Stimme, aber
mit dem alten, aufgehenden Sonnen-Lächeln
und reicht' ihm die mühsam gehobne Hand ent¬
gegen; das schwere Haupt konnte sie nicht er¬
heben. Er trat hin, sank auf die Kniee und
hielt die theuere Hand, und die Lippe zitterte
stumm. "Sey mir recht willkommen mein gu¬
ter Albano!" wiederholte sie noch zärtlicher in
der Meinung, er hab' es das erstemal wohl
nicht gehört; und alle Thränen seines Herzens
riß die bekannte wiederkommende Stimme in
Einem Regen nieder. "Auch du, Liane!" stam¬

ſagte zu ihm: „Faſſung für Sie und Schonung
„für andere! Sie haben keinen Zeugen Ihrer
„Unterredung als Ihr Gewiſſen“ und machte
dem ſtummen Jüngling das ſtille Krankenzim¬
mer auf.

Vom Schmerz belaſtet und gebückt trat er
leiſe hinein. In einem Krankenſtuhl ruhte eine
weißgekleidete Geſtalt mit weißen, tiefen Wan¬
gen und ineinander gelegten Händen und
lehnte den Kopf, den ein bunter Gras¬
blumenkranz umzog, an die Seitenlehne. Es
war ſeine vorige Liane. „Sey mir willkommen,
Albano!“ ſagte ſie mit ſchwacher Stimme, aber
mit dem alten, aufgehenden Sonnen-Lächeln
und reicht' ihm die mühſam gehobne Hand ent¬
gegen; das ſchwere Haupt konnte ſie nicht er¬
heben. Er trat hin, ſank auf die Kniee und
hielt die theuere Hand, und die Lippe zitterte
ſtumm. „Sey mir recht willkommen mein gu¬
ter Albano!“ wiederholte ſie noch zärtlicher in
der Meinung, er hab' es das erſtemal wohl
nicht gehört; und alle Thränen ſeines Herzens
riß die bekannte wiederkommende Stimme in
Einem Regen nieder. „Auch du, Liane!“ ſtam¬

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[379/0391] ſagte zu ihm: „Faſſung für Sie und Schonung „für andere! Sie haben keinen Zeugen Ihrer „Unterredung als Ihr Gewiſſen“ und machte dem ſtummen Jüngling das ſtille Krankenzim¬ mer auf. Vom Schmerz belaſtet und gebückt trat er leiſe hinein. In einem Krankenſtuhl ruhte eine weißgekleidete Geſtalt mit weißen, tiefen Wan¬ gen und ineinander gelegten Händen und lehnte den Kopf, den ein bunter Gras¬ blumenkranz umzog, an die Seitenlehne. Es war ſeine vorige Liane. „Sey mir willkommen, Albano!“ ſagte ſie mit ſchwacher Stimme, aber mit dem alten, aufgehenden Sonnen-Lächeln und reicht' ihm die mühſam gehobne Hand ent¬ gegen; das ſchwere Haupt konnte ſie nicht er¬ heben. Er trat hin, ſank auf die Kniee und hielt die theuere Hand, und die Lippe zitterte ſtumm. „Sey mir recht willkommen mein gu¬ ter Albano!“ wiederholte ſie noch zärtlicher in der Meinung, er hab' es das erſtemal wohl nicht gehört; und alle Thränen ſeines Herzens riß die bekannte wiederkommende Stimme in Einem Regen nieder. „Auch du, Liane!“ ſtam¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/391>, abgerufen am 23.11.2024.