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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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hindurch, die gestreuet und gewachsen waren
auf der Wolken-Bahn, worauf die Jungfrau
über die Erde zu dem Ewigen gieng.

Aber Albano, der verlassene Albano stand
ohne Thränen und Augen und Worte unter
den gemeinen Klagestimmen des Schmerzes im
rosenrothen Abendfeuer des heiligen Verklä¬
rungs-Zimmers, unter dem irrdischen Getüm¬
mel neben der stillen Gestalt; in tiefer Vergan¬
genheit zeigte ihm der Schmerz ein Medusen¬
haupt und er sah es noch an, als sein Herz
schon davon versteinert war und er hörte im¬
mer das finstere Haupt die Worte murmeln:
"Wie bitter hatte die Todte in Lilar über den
harten Albano geweint!" -- Ihr Bruder sagte
auf seiner Folter viele grausame Worte zu ihm;
er vernahm sie nicht, weil er dem grausamern
Gorgonenhaupt zuhörte.

"Sohn! (rief Gaspard Cesara ernst)
Sohn, kennst Du mich nicht?" Durch das
schwere Leichen-Herz blitzt ihm eine Lebens-
Stimme; er blickt umher, und auf den Vater,
ordnet sich erschreckend die Gestalt und stürzt
auf seine Brust und ruft nur "Vater!" und

hindurch, die geſtreuet und gewachſen waren
auf der Wolken-Bahn, worauf die Jungfrau
über die Erde zu dem Ewigen gieng.

Aber Albano, der verlaſſene Albano ſtand
ohne Thränen und Augen und Worte unter
den gemeinen Klageſtimmen des Schmerzes im
roſenrothen Abendfeuer des heiligen Verklä¬
rungs-Zimmers, unter dem irrdiſchen Getüm¬
mel neben der ſtillen Geſtalt; in tiefer Vergan¬
genheit zeigte ihm der Schmerz ein Meduſen¬
haupt und er ſah es noch an, als ſein Herz
ſchon davon verſteinert war und er hörte im¬
mer das finſtere Haupt die Worte murmeln:
„Wie bitter hatte die Todte in Lilar über den
harten Albano geweint!“ — Ihr Bruder ſagte
auf ſeiner Folter viele grauſame Worte zu ihm;
er vernahm ſie nicht, weil er dem grauſamern
Gorgonenhaupt zuhörte.

„Sohn! (rief Gaſpard Ceſara ernſt)
Sohn, kennſt Du mich nicht?“ Durch das
ſchwere Leichen-Herz blitzt ihm eine Lebens-
Stimme; er blickt umher, und auf den Vater,
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[390/0402] hindurch, die geſtreuet und gewachſen waren auf der Wolken-Bahn, worauf die Jungfrau über die Erde zu dem Ewigen gieng. Aber Albano, der verlaſſene Albano ſtand ohne Thränen und Augen und Worte unter den gemeinen Klageſtimmen des Schmerzes im roſenrothen Abendfeuer des heiligen Verklä¬ rungs-Zimmers, unter dem irrdiſchen Getüm¬ mel neben der ſtillen Geſtalt; in tiefer Vergan¬ genheit zeigte ihm der Schmerz ein Meduſen¬ haupt und er ſah es noch an, als ſein Herz ſchon davon verſteinert war und er hörte im¬ mer das finſtere Haupt die Worte murmeln: „Wie bitter hatte die Todte in Lilar über den harten Albano geweint!“ — Ihr Bruder ſagte auf ſeiner Folter viele grauſame Worte zu ihm; er vernahm ſie nicht, weil er dem grauſamern Gorgonenhaupt zuhörte. „Sohn! (rief Gaſpard Ceſara ernſt) Sohn, kennſt Du mich nicht?“ Durch das ſchwere Leichen-Herz blitzt ihm eine Lebens- Stimme; er blickt umher, und auf den Vater, ordnet ſich erſchreckend die Geſtalt und ſtürzt auf ſeine Bruſt und ruft nur „Vater!“ und

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/402>, abgerufen am 21.11.2024.