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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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"Ich fuhr in einem weißen Kahn auf einem
finstern Strom, der zwischen glatten, hohen
Marmorwänden schoß. An meine einsame
Welle gekettet flog ich bange im Felsen-Gewin¬
de, in das zuweilen tief ein Donnerkeil einfuhr.
Plötzlich drehte sich der Strom immer breiter
und wilder um eine Wendeltreppe herum und
hinab. -- Da lag ein weites, plattes, graues
Land um mich, das die Sonnen-Sichel mit ei¬
nem eklen, erdfahlen Licht begoß. -- Weit von
mir stand ein untereinander gekrümmter Le¬
the-Fluß und kroch um sich selber herum. --
Auf einem unübersehlichen Stoppelfelde schossen
unzählige Walkyren *) auf Spinnenfäden pfeil¬
schnell hin und her und sangen: ""des Lebens-
""Schlacht, die weben wir""; dann ließen sie
einen fliegenden Sommer nach dem andern un¬
sichtbar gen Himmel wallen.

Oben zogen große Weltkugeln; auf jeder

*) Walkyren sind reizende Jungfrauen, die vor
der Schlacht diese weben und die Helden be¬
stimmen, die fallen müssen.

„Ich fuhr in einem weißen Kahn auf einem
finſtern Strom, der zwiſchen glatten, hohen
Marmorwänden ſchoß. An meine einſame
Welle gekettet flog ich bange im Felſen-Gewin¬
de, in das zuweilen tief ein Donnerkeil einfuhr.
Plötzlich drehte ſich der Strom immer breiter
und wilder um eine Wendeltreppe herum und
hinab. — Da lag ein weites, plattes, graues
Land um mich, das die Sonnen-Sichel mit ei¬
nem eklen, erdfahlen Licht begoß. — Weit von
mir ſtand ein untereinander gekrümmter Le¬
the-Fluß und kroch um ſich ſelber herum. —
Auf einem unüberſehlichen Stoppelfelde ſchoſſen
unzählige Walkyren *) auf Spinnenfäden pfeil¬
ſchnell hin und her und ſangen: „„des Lebens-
„„Schlacht, die weben wir““; dann ließen ſie
einen fliegenden Sommer nach dem andern un¬
ſichtbar gen Himmel wallen.

Oben zogen große Weltkugeln; auf jeder

*) Walkyren ſind reizende Jungfrauen, die vor
der Schlacht dieſe weben und die Helden be¬
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[420/0432] „Ich fuhr in einem weißen Kahn auf einem finſtern Strom, der zwiſchen glatten, hohen Marmorwänden ſchoß. An meine einſame Welle gekettet flog ich bange im Felſen-Gewin¬ de, in das zuweilen tief ein Donnerkeil einfuhr. Plötzlich drehte ſich der Strom immer breiter und wilder um eine Wendeltreppe herum und hinab. — Da lag ein weites, plattes, graues Land um mich, das die Sonnen-Sichel mit ei¬ nem eklen, erdfahlen Licht begoß. — Weit von mir ſtand ein untereinander gekrümmter Le¬ the-Fluß und kroch um ſich ſelber herum. — Auf einem unüberſehlichen Stoppelfelde ſchoſſen unzählige Walkyren *) auf Spinnenfäden pfeil¬ ſchnell hin und her und ſangen: „„des Lebens- „„Schlacht, die weben wir““; dann ließen ſie einen fliegenden Sommer nach dem andern un¬ ſichtbar gen Himmel wallen. Oben zogen große Weltkugeln; auf jeder *) Walkyren ſind reizende Jungfrauen, die vor der Schlacht dieſe weben und die Helden be¬ ſtimmen, die fallen müſſen.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/432>, abgerufen am 21.11.2024.