Thräne sank vom Himmel in das Meer und es braus'te hoch auf -- alle Wellen flatterten mit Floßfedern, meinem Schifflein wuchsen breite Flügel, die weiße Welt gieng über mich, und der lange Strom riß sich donnernd mit dem Schiffe auf dem Haupte aus seinem trocknen Bette auf und stand auf der Quelle und im Himmel, und das blumige Gebürge neben ihm -- und wehend glitt mein Flügel-Schiff durch grünen Rosen-Schein und durch weiches Tö¬ nen eines langen Blumen-Duftes in ein glän¬ zendes, unabsehliches Morgenland. -- --
Welch' ein entzücktes, leichtes, weites Eden! Eine helle, freudige Morgensonne ohne Thrä¬ nen der Nacht sah von einem Rosenkranz um¬ schwollen mir entgegen und stieg nicht höher. Hinauf und hinab glänzten die Auen hell von Morgenthau: ""die Freudenthränen der Liebe liegen drunten, (sangen oben die Einsiedler auf den langsam ziehenden Welten,) und wir werden sie auch vergießen,"" Ich flog an das Ufer, wo der Honig blühte, am andern blühte der Wein; und wie ich gieng, folgte mir auf den Wellen hüpfend mein geschmücktes Schiffchen
Thräne ſank vom Himmel in das Meer und es brauſ'te hoch auf — alle Wellen flatterten mit Floßfedern, meinem Schifflein wuchſen breite Flügel, die weiße Welt gieng über mich, und der lange Strom riß ſich donnernd mit dem Schiffe auf dem Haupte aus ſeinem trocknen Bette auf und ſtand auf der Quelle und im Himmel, und das blumige Gebürge neben ihm — und wehend glitt mein Flügel-Schiff durch grünen Roſen-Schein und durch weiches Tö¬ nen eines langen Blumen-Duftes in ein glän¬ zendes, unabſehliches Morgenland. — —
Welch' ein entzücktes, leichtes, weites Eden! Eine helle, freudige Morgenſonne ohne Thrä¬ nen der Nacht ſah von einem Roſenkranz um¬ ſchwollen mir entgegen und ſtieg nicht höher. Hinauf und hinab glänzten die Auen hell von Morgenthau: „„die Freudenthränen der Liebe liegen drunten, (ſangen oben die Einſiedler auf den langſam ziehenden Welten,) und wir werden ſie auch vergießen,““ Ich flog an das Ufer, wo der Honig blühte, am andern blühte der Wein; und wie ich gieng, folgte mir auf den Wellen hüpfend mein geſchmücktes Schiffchen
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Thräne ſank vom Himmel in das Meer und
es brauſ'te hoch auf — alle Wellen flatterten
mit Floßfedern, meinem Schifflein wuchſen breite
Flügel, die weiße Welt gieng über mich, und
der lange Strom riß ſich donnernd mit dem
Schiffe auf dem Haupte aus ſeinem trocknen
Bette auf und ſtand auf der Quelle und im
Himmel, und das blumige Gebürge neben ihm
— und wehend glitt mein Flügel-Schiff durch
grünen Roſen-Schein und durch weiches Tö¬
nen eines langen Blumen-Duftes in ein glän¬
zendes, unabſehliches Morgenland. — —
Welch' ein entzücktes, leichtes, weites Eden!
Eine helle, freudige Morgenſonne ohne Thrä¬
nen der Nacht ſah von einem Roſenkranz um¬
ſchwollen mir entgegen und ſtieg nicht höher.
Hinauf und hinab glänzten die Auen hell von
Morgenthau: „„die Freudenthränen der Liebe
liegen drunten, (ſangen oben die Einſiedler auf
den langſam ziehenden Welten,) und wir werden
ſie auch vergießen,““ Ich flog an das Ufer,
wo der Honig blühte, am andern blühte der
Wein; und wie ich gieng, folgte mir auf den
Wellen hüpfend mein geſchmücktes Schiffchen
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/435>, abgerufen am 21.11.2024.
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