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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Das alles hab' ich (wirst Du es glauben?)
aus seinem Munde, denn er ist wieder oft bei
mir und vertraut mir sein ganzes Herz. Mei¬
nes aber halt' ich fest zusammen, daß nur kein
Blutströpfchen daraus quillt, und Gott allein sieht,
wie es darin hergeht und weint. Ach Albano,
ein armes Mädchen, das gesund ist, muß viel
ausstehen eh' es sterben kann. Oft kann mein
Auge nicht länger trocken bleiben und ich sage
dann, sein Reden thu es, was doch theils auch
wahr ist. Dir aber zeig' ich das dessous des
cartes
. -- Nie, nimmer kann ich mehr die Sei¬
nige werden, denn er hat nicht redlich an mir
gehandelt, sondern ganz ruchlos und er weiß
es auch. Es wird ihm auch kein Kuß gestat¬
tet und ich sag ihm, er möge das nur nicht
ums Gottes willen für eine coquette Manier
halten, ihn an mich zu ziehen. Die guten El¬
tern wissen nicht recht was sie aus unserem
Umgang machen sollen und ich fürchte, der
Vater bricht los, dann hab ich sehr bittere
Tage. Aber soll ich das arme kranke blasse
Gemüth auch von mir verstoßen, soll die glü¬
hende Seele wie Rauch verduftend gen Him¬

G 2

Das alles hab' ich (wirſt Du es glauben?)
aus ſeinem Munde, denn er iſt wieder oft bei
mir und vertraut mir ſein ganzes Herz. Mei¬
nes aber halt' ich feſt zuſammen, daß nur kein
Blutströpfchen daraus quillt, und Gott allein ſieht,
wie es darin hergeht und weint. Ach Albano,
ein armes Mädchen, das geſund iſt, muß viel
ausſtehen eh' es ſterben kann. Oft kann mein
Auge nicht länger trocken bleiben und ich ſage
dann, ſein Reden thu es, was doch theils auch
wahr iſt. Dir aber zeig' ich das dessous des
cartes
. — Nie, nimmer kann ich mehr die Sei¬
nige werden, denn er hat nicht redlich an mir
gehandelt, ſondern ganz ruchlos und er weiß
es auch. Es wird ihm auch kein Kuß geſtat¬
tet und ich ſag ihm, er möge das nur nicht
ums Gottes willen für eine coquette Manier
halten, ihn an mich zu ziehen. Die guten El¬
tern wiſſen nicht recht was ſie aus unſerem
Umgang machen ſollen und ich fürchte, der
Vater bricht los, dann hab ich ſehr bittere
Tage. Aber ſoll ich das arme kranke blaſſe
Gemüth auch von mir verſtoßen, ſoll die glü¬
hende Seele wie Rauch verduftend gen Him¬

G 2
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[99/0111] Das alles hab' ich (wirſt Du es glauben?) aus ſeinem Munde, denn er iſt wieder oft bei mir und vertraut mir ſein ganzes Herz. Mei¬ nes aber halt' ich feſt zuſammen, daß nur kein Blutströpfchen daraus quillt, und Gott allein ſieht, wie es darin hergeht und weint. Ach Albano, ein armes Mädchen, das geſund iſt, muß viel ausſtehen eh' es ſterben kann. Oft kann mein Auge nicht länger trocken bleiben und ich ſage dann, ſein Reden thu es, was doch theils auch wahr iſt. Dir aber zeig' ich das dessous des cartes. — Nie, nimmer kann ich mehr die Sei¬ nige werden, denn er hat nicht redlich an mir gehandelt, ſondern ganz ruchlos und er weiß es auch. Es wird ihm auch kein Kuß geſtat¬ tet und ich ſag ihm, er möge das nur nicht ums Gottes willen für eine coquette Manier halten, ihn an mich zu ziehen. Die guten El¬ tern wiſſen nicht recht was ſie aus unſerem Umgang machen ſollen und ich fürchte, der Vater bricht los, dann hab ich ſehr bittere Tage. Aber ſoll ich das arme kranke blaſſe Gemüth auch von mir verſtoßen, ſoll die glü¬ hende Seele wie Rauch verduftend gen Him¬ G 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/111>, abgerufen am 04.12.2024.