wahr! -- (sagte sie.) Was sagen Sie zu ei¬ nem gallischen Krieg?" -- Er bekannte seinen Wunsch für dessen Entstehung und die eigne Theilnahme daran. Er konnte, sogar auf Ko¬ sten seiner Zukunft, gegen sie nichts seyn als offenherzig. "Seelig seyd Ihr Männer, (sagte sie) Ihr grabt Euch durch den Lebens-Schnee durch und trefft endlich die grüne Saat darun¬ ter an. Das kann keine Frau. Ein Weib ist doch ein dummes Ding der Natur. Ich ehre ein Paar Häupter der Revoluzion, besonders das politische Kraft-Ungeheuer, den Mira¬ beau, ob ich ihn gleich nicht lieb haben kann."
Unter diesen Reden stiegen sie am Epomeo auf. Agata begleitete die beiden Gespielinnen ihrer frühern Zeit mit voller Zunge und hun¬ grigem Ohre für so viele gegenseitige Neuig¬ keiten. Da er jetzt neben der schönen Jung¬ frau gieng und zuweilen in das Angesicht blick¬ te, das durch die geistige Kraft noch schöner wurde, zugleich Blume, Blüthe und Frucht, statt daß sonst umgekehrt der Kopf durch das Gesicht gewinnt: so richtete er strenge über sein bisheriges Betragen gegen dieses edle Wesen;
wahr! — (ſagte ſie.) Was ſagen Sie zu ei¬ nem galliſchen Krieg?“ — Er bekannte ſeinen Wunſch für deſſen Entſtehung und die eigne Theilnahme daran. Er konnte, ſogar auf Ko¬ ſten ſeiner Zukunft, gegen ſie nichts ſeyn als offenherzig. „Seelig ſeyd Ihr Männer, (ſagte ſie) Ihr grabt Euch durch den Lebens-Schnee durch und trefft endlich die grüne Saat darun¬ ter an. Das kann keine Frau. Ein Weib iſt doch ein dummes Ding der Natur. Ich ehre ein Paar Häupter der Revoluzion, beſonders das politiſche Kraft-Ungeheuer, den Mira¬ beau, ob ich ihn gleich nicht lieb haben kann.“
Unter dieſen Reden ſtiegen ſie am Epomeo auf. Agata begleitete die beiden Geſpielinnen ihrer frühern Zeit mit voller Zunge und hun¬ grigem Ohre für ſo viele gegenſeitige Neuig¬ keiten. Da er jetzt neben der ſchönen Jung¬ frau gieng und zuweilen in das Angeſicht blick¬ te, das durch die geiſtige Kraft noch ſchöner wurde, zugleich Blume, Blüthe und Frucht, ſtatt daß ſonſt umgekehrt der Kopf durch das Geſicht gewinnt: ſo richtete er ſtrenge über ſein bisheriges Betragen gegen dieſes edle Weſen;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0147"n="135"/>
wahr! — (ſagte ſie.) Was ſagen Sie zu ei¬<lb/>
nem galliſchen Krieg?“— Er bekannte ſeinen<lb/>
Wunſch für deſſen Entſtehung und die eigne<lb/>
Theilnahme daran. Er konnte, ſogar auf Ko¬<lb/>ſten ſeiner Zukunft, gegen ſie nichts ſeyn als<lb/>
offenherzig. „Seelig ſeyd Ihr Männer, (ſagte<lb/>ſie) Ihr grabt Euch durch den Lebens-Schnee<lb/>
durch und trefft endlich die grüne Saat darun¬<lb/>
ter an. Das kann keine Frau. Ein Weib iſt<lb/>
doch ein dummes Ding der Natur. Ich ehre<lb/>
ein Paar Häupter der Revoluzion, beſonders<lb/>
das politiſche Kraft-Ungeheuer, den Mira¬<lb/>
beau, ob ich ihn gleich nicht lieb haben kann.“</p><lb/><p>Unter dieſen Reden ſtiegen ſie am Epomeo<lb/>
auf. Agata begleitete die beiden Geſpielinnen<lb/>
ihrer frühern Zeit mit voller Zunge und hun¬<lb/>
grigem Ohre für ſo viele gegenſeitige Neuig¬<lb/>
keiten. Da er jetzt neben der ſchönen Jung¬<lb/>
frau gieng und zuweilen in das Angeſicht blick¬<lb/>
te, das durch die geiſtige Kraft noch ſchöner<lb/>
wurde, zugleich Blume, Blüthe und Frucht,<lb/>ſtatt daß ſonſt umgekehrt der Kopf durch das<lb/>
Geſicht gewinnt: ſo richtete er ſtrenge über ſein<lb/>
bisheriges Betragen gegen dieſes edle Weſen;<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[135/0147]
wahr! — (ſagte ſie.) Was ſagen Sie zu ei¬
nem galliſchen Krieg?“ — Er bekannte ſeinen
Wunſch für deſſen Entſtehung und die eigne
Theilnahme daran. Er konnte, ſogar auf Ko¬
ſten ſeiner Zukunft, gegen ſie nichts ſeyn als
offenherzig. „Seelig ſeyd Ihr Männer, (ſagte
ſie) Ihr grabt Euch durch den Lebens-Schnee
durch und trefft endlich die grüne Saat darun¬
ter an. Das kann keine Frau. Ein Weib iſt
doch ein dummes Ding der Natur. Ich ehre
ein Paar Häupter der Revoluzion, beſonders
das politiſche Kraft-Ungeheuer, den Mira¬
beau, ob ich ihn gleich nicht lieb haben kann.“
Unter dieſen Reden ſtiegen ſie am Epomeo
auf. Agata begleitete die beiden Geſpielinnen
ihrer frühern Zeit mit voller Zunge und hun¬
grigem Ohre für ſo viele gegenſeitige Neuig¬
keiten. Da er jetzt neben der ſchönen Jung¬
frau gieng und zuweilen in das Angeſicht blick¬
te, das durch die geiſtige Kraft noch ſchöner
wurde, zugleich Blume, Blüthe und Frucht,
ſtatt daß ſonſt umgekehrt der Kopf durch das
Geſicht gewinnt: ſo richtete er ſtrenge über ſein
bisheriges Betragen gegen dieſes edle Weſen;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/147>, abgerufen am 19.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.