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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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hinab, die Brust gefüllt mit Lebenswärme, mit
Lebensglanz -- die Natur wehte mit frischern
Düften aus den Gärten her -- das Meer
rauschte unten wieder und auf dem Vesuv
brannte eine Amors-Fackel, ein Freudenfeuer
-- durch den Nacht-Himmel zogen noch einige
Adler nach dem Mond wie nach einer Sonne
-- und an das Himmels-Gewölbe war die
Himmelsleiter aus goldnen Sprossen von Ster¬
nen gelehnt.

Da Albano so einsam in der Seeligkeit
gieng, aufgelöset in die Wonne der Liebe, in
den Duft der Thäler, in den Glanz der Hö¬
hen, träumend, schwebend: so sah er Zugvö¬
gel über das Meer gegen den Apennin nach
Deutschland fliegen, wo Liane gelebt. "Heili¬
ge droben, (rief sein Herz,) du wolltest dies
Glück, erscheine und segne es!" Unerwartet
stand er vor einer Kapellen-Nische, worin die
heilige Jungfrau stand. Der Mond verklärte
die blasse Statue -- die Jungfrau belebte sich
unter dem Glanze und wurde Lianen ähnli¬
cher -- er knieete hin und heiß gab er Gott
die Dankgebete und Lianen die Thränen. Als

hinab, die Bruſt gefüllt mit Lebenswärme, mit
Lebensglanz — die Natur wehte mit friſchern
Düften aus den Gärten her — das Meer
rauſchte unten wieder und auf dem Veſuv
brannte eine Amors-Fackel, ein Freudenfeuer
— durch den Nacht-Himmel zogen noch einige
Adler nach dem Mond wie nach einer Sonne
— und an das Himmels-Gewölbe war die
Himmelsleiter aus goldnen Sproſſen von Ster¬
nen gelehnt.

Da Albano ſo einſam in der Seeligkeit
gieng, aufgelöſet in die Wonne der Liebe, in
den Duft der Thäler, in den Glanz der Hö¬
hen, träumend, ſchwebend: ſo ſah er Zugvö¬
gel über das Meer gegen den Apennin nach
Deutſchland fliegen, wo Liane gelebt. „Heili¬
ge droben, (rief ſein Herz,) du wollteſt dies
Glück, erſcheine und ſegne es!“ Unerwartet
ſtand er vor einer Kapellen-Niſche, worin die
heilige Jungfrau ſtand. Der Mond verklärte
die blaſſe Statue — die Jungfrau belebte ſich
unter dem Glanze und wurde Lianen ähnli¬
cher — er knieete hin und heiß gab er Gott
die Dankgebete und Lianen die Thränen. Als

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[140/0152] hinab, die Bruſt gefüllt mit Lebenswärme, mit Lebensglanz — die Natur wehte mit friſchern Düften aus den Gärten her — das Meer rauſchte unten wieder und auf dem Veſuv brannte eine Amors-Fackel, ein Freudenfeuer — durch den Nacht-Himmel zogen noch einige Adler nach dem Mond wie nach einer Sonne — und an das Himmels-Gewölbe war die Himmelsleiter aus goldnen Sproſſen von Ster¬ nen gelehnt. Da Albano ſo einſam in der Seeligkeit gieng, aufgelöſet in die Wonne der Liebe, in den Duft der Thäler, in den Glanz der Hö¬ hen, träumend, ſchwebend: ſo ſah er Zugvö¬ gel über das Meer gegen den Apennin nach Deutſchland fliegen, wo Liane gelebt. „Heili¬ ge droben, (rief ſein Herz,) du wollteſt dies Glück, erſcheine und ſegne es!“ Unerwartet ſtand er vor einer Kapellen-Niſche, worin die heilige Jungfrau ſtand. Der Mond verklärte die blaſſe Statue — die Jungfrau belebte ſich unter dem Glanze und wurde Lianen ähnli¬ cher — er knieete hin und heiß gab er Gott die Dankgebete und Lianen die Thränen. Als

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/152>, abgerufen am 28.11.2024.