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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Er gehen, Julienne!" und zog schnell ihre
Hand aus seiner und streichelte leicht über seine
Locken und seine Wange, und dann über sein
Auge und fragte: Wie? in einen Traum
verirrt. "Gleich, (sagte Julienne,) aber auf
den italienischen Winter muß man doch, um
nur heimzukommen, gar warten, auf den
Mond." Da fiel der Bruder der zarten
Schwester, welche ihm dadurch die längere
Gegenwart und der Freundinn das Wiederse¬
hen durch die stärkere Beleuchtung zubereiten
wollte, an das Herz und rief mit Thränen
aus: "O Schwester, wie viel hast Du nicht
für mich gethan, eh' ich etwas thun oder Dir
danken konnte, -- Du reichst mir ja alles, jedes
Glück, die höchste Seeligkeit, o wie bist Du!"
-- "Der Mond ist da! (rief sie) nun reise glück¬
lich und scheide!"

Wie ein silberner Tag war der Mond auf
die Gebürge heraufgetreten und die verklärte
Geliebte sah des Geliebten blühendes Angesicht
wieder. Er nahm ihre Hand und sagte: "lebe
wohl, Linda!" -- sie sahen sich lange an, die
Augen voll Seelen und sie wurden sich frem¬

Er gehen, Julienne!“ und zog ſchnell ihre
Hand aus ſeiner und ſtreichelte leicht über ſeine
Locken und ſeine Wange, und dann über ſein
Auge und fragte: Wie? in einen Traum
verirrt. „Gleich, (ſagte Julienne,) aber auf
den italieniſchen Winter muß man doch, um
nur heimzukommen, gar warten, auf den
Mond.“ Da fiel der Bruder der zarten
Schweſter, welche ihm dadurch die längere
Gegenwart und der Freundinn das Wiederſe¬
hen durch die ſtärkere Beleuchtung zubereiten
wollte, an das Herz und rief mit Thränen
aus: „O Schweſter, wie viel haſt Du nicht
für mich gethan, eh' ich etwas thun oder Dir
danken konnte, — Du reichſt mir ja alles, jedes
Glück, die höchſte Seeligkeit, o wie biſt Du!“
— „Der Mond iſt da! (rief ſie) nun reiſe glück¬
lich und ſcheide!“

Wie ein ſilberner Tag war der Mond auf
die Gebürge heraufgetreten und die verklärte
Geliebte ſah des Geliebten blühendes Angeſicht
wieder. Er nahm ihre Hand und ſagte: „lebe
wohl, Linda!“ — ſie ſahen ſich lange an, die
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[171/0183] Er gehen, Julienne!“ und zog ſchnell ihre Hand aus ſeiner und ſtreichelte leicht über ſeine Locken und ſeine Wange, und dann über ſein Auge und fragte: Wie? in einen Traum verirrt. „Gleich, (ſagte Julienne,) aber auf den italieniſchen Winter muß man doch, um nur heimzukommen, gar warten, auf den Mond.“ Da fiel der Bruder der zarten Schweſter, welche ihm dadurch die längere Gegenwart und der Freundinn das Wiederſe¬ hen durch die ſtärkere Beleuchtung zubereiten wollte, an das Herz und rief mit Thränen aus: „O Schweſter, wie viel haſt Du nicht für mich gethan, eh' ich etwas thun oder Dir danken konnte, — Du reichſt mir ja alles, jedes Glück, die höchſte Seeligkeit, o wie biſt Du!“ — „Der Mond iſt da! (rief ſie) nun reiſe glück¬ lich und ſcheide!“ Wie ein ſilberner Tag war der Mond auf die Gebürge heraufgetreten und die verklärte Geliebte ſah des Geliebten blühendes Angeſicht wieder. Er nahm ihre Hand und ſagte: „lebe wohl, Linda!“ — ſie ſahen ſich lange an, die Augen voll Seelen und ſie wurden ſich frem¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/183>, abgerufen am 25.11.2024.