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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Leben reissen, dringend und zerstörend und tra¬
gend. Und so ist mir jetzt wieder und noch
stärker; ich möchte zu Dir hinüberfliegen und
sagen: Du bist mein Ruhm, mein Lorbeerkranz,
meine Ewigkeit, aber ich muß Dich verdienen;
ich kann nichts für Dich thun, außer für mich.
-- In der alten Zeit waren geliebte Jünglinge
groß, Thaten waren ihre Grazien und der Pan¬
zer ihr Feierkleid. -- Heute als ich auf den Golf
von Baja und auf die Ruinen hinübersah, wo
die Gärten und Palläste der großen Römer
noch mit Trümmern oder Nahmen liegen; und
als ich die alten trotzigen Riesen stehen sah
mitten in Blumen und Orangen und in lauen
Duftlüften, davon erquickt, aber nicht erweicht,
mit der Hand den schweren Dreizack hebend,
der drei Welttheile bewegte und mit der mar¬
kigen Brust entgegentretend dem Winter in
Norden, der Gluth in Afrika und jeder Wun¬
de: da fragte mein ganzes Herz: bist du so?
O Linda, kann der Mann anders seyn? Der
Löwe geht über die Erde, der Adler geht durch
den Himmel und der König dieser Könige habe
seine Bahn auf der Erde und in dem Himmel

Leben reiſſen, dringend und zerſtörend und tra¬
gend. Und ſo iſt mir jetzt wieder und noch
ſtärker; ich möchte zu Dir hinüberfliegen und
ſagen: Du biſt mein Ruhm, mein Lorbeerkranz,
meine Ewigkeit, aber ich muß Dich verdienen;
ich kann nichts für Dich thun, außer für mich.
— In der alten Zeit waren geliebte Jünglinge
groß, Thaten waren ihre Grazien und der Pan¬
zer ihr Feierkleid. — Heute als ich auf den Golf
von Baja und auf die Ruinen hinüberſah, wo
die Gärten und Palläſte der großen Römer
noch mit Trümmern oder Nahmen liegen; und
als ich die alten trotzigen Rieſen ſtehen ſah
mitten in Blumen und Orangen und in lauen
Duftlüften, davon erquickt, aber nicht erweicht,
mit der Hand den ſchweren Dreizack hebend,
der drei Welttheile bewegte und mit der mar¬
kigen Bruſt entgegentretend dem Winter in
Norden, der Gluth in Afrika und jeder Wun¬
de: da fragte mein ganzes Herz: biſt du ſo?
O Linda, kann der Mann anders ſeyn? Der
Löwe geht über die Erde, der Adler geht durch
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[175/0187] Leben reiſſen, dringend und zerſtörend und tra¬ gend. Und ſo iſt mir jetzt wieder und noch ſtärker; ich möchte zu Dir hinüberfliegen und ſagen: Du biſt mein Ruhm, mein Lorbeerkranz, meine Ewigkeit, aber ich muß Dich verdienen; ich kann nichts für Dich thun, außer für mich. — In der alten Zeit waren geliebte Jünglinge groß, Thaten waren ihre Grazien und der Pan¬ zer ihr Feierkleid. — Heute als ich auf den Golf von Baja und auf die Ruinen hinüberſah, wo die Gärten und Palläſte der großen Römer noch mit Trümmern oder Nahmen liegen; und als ich die alten trotzigen Rieſen ſtehen ſah mitten in Blumen und Orangen und in lauen Duftlüften, davon erquickt, aber nicht erweicht, mit der Hand den ſchweren Dreizack hebend, der drei Welttheile bewegte und mit der mar¬ kigen Bruſt entgegentretend dem Winter in Norden, der Gluth in Afrika und jeder Wun¬ de: da fragte mein ganzes Herz: biſt du ſo? O Linda, kann der Mann anders ſeyn? Der Löwe geht über die Erde, der Adler geht durch den Himmel und der König dieſer Könige habe ſeine Bahn auf der Erde und in dem Himmel

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/187>, abgerufen am 25.11.2024.