por in den Himmel und es stürzt auf Dich, wenn es stürzt. Lebe wohl! Ich fürchte wahr¬ lich weder das heisse Öhl noch die Flamme der Psyche." -- Hier ist Linda's Brief:
Wir beide leben sehr still, seit der artige Flüchtling auf Bergen und in Pallästen umher¬ schwärmt. Wir sprachen fast zu viel von ihm und ließen uns noch dazu die schwatzende Agata holen, um gar von seiner Reise zu erfahren. Ihre Julie ist voll Seegen und Hülfe für Lin¬ da. Noch nie sah' ich eine so klare, bestimmte, scharf durchblickende und doch kalte Natur, die nur gebend liebt, mehr als liebend giebt. Sie wird zwar nie die Schmerzen fühlen, die Ve¬ nus Urania ihren Erwählten schenkt; aber sie ist eine gebohrne Mutter und eine gebohrne Schwester; und ich frage sie zuweilen, warum hast Du nicht alle Brüder und alle Waisen?
Seit dem Erdbeben bin ich etwas kränklich. Ich habe es vielleicht nicht gewohnt, zu lieben und so zu sterben. Ich nehme ein philosophisches Buch -- denn Dichter greifen mich jetzt zu hef¬
por in den Himmel und es ſtürzt auf Dich, wenn es ſtürzt. Lebe wohl! Ich fürchte wahr¬ lich weder das heiſſe Öhl noch die Flamme der Pſyche.“ — Hier iſt Linda's Brief:
Wir beide leben ſehr ſtill, ſeit der artige Flüchtling auf Bergen und in Palläſten umher¬ ſchwärmt. Wir ſprachen faſt zu viel von ihm und ließen uns noch dazu die ſchwatzende Agata holen, um gar von ſeiner Reiſe zu erfahren. Ihre Julie iſt voll Seegen und Hülfe für Lin¬ da. Noch nie ſah' ich eine ſo klare, beſtimmte, ſcharf durchblickende und doch kalte Natur, die nur gebend liebt, mehr als liebend giebt. Sie wird zwar nie die Schmerzen fühlen, die Ve¬ nus Urania ihren Erwählten ſchenkt; aber ſie iſt eine gebohrne Mutter und eine gebohrne Schweſter; und ich frage ſie zuweilen, warum haſt Du nicht alle Brüder und alle Waiſen?
Seit dem Erdbeben bin ich etwas kränklich. Ich habe es vielleicht nicht gewohnt, zu lieben und ſo zu ſterben. Ich nehme ein philoſophiſches Buch — denn Dichter greifen mich jetzt zu hef¬
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por in den Himmel und es ſtürzt auf Dich,
wenn es ſtürzt. Lebe wohl! Ich fürchte wahr¬
lich weder das heiſſe Öhl noch die Flamme der
Pſyche.“ — Hier iſt Linda's Brief:
Wir beide leben ſehr ſtill, ſeit der artige
Flüchtling auf Bergen und in Palläſten umher¬
ſchwärmt. Wir ſprachen faſt zu viel von ihm
und ließen uns noch dazu die ſchwatzende Agata
holen, um gar von ſeiner Reiſe zu erfahren.
Ihre Julie iſt voll Seegen und Hülfe für Lin¬
da. Noch nie ſah' ich eine ſo klare, beſtimmte,
ſcharf durchblickende und doch kalte Natur, die
nur gebend liebt, mehr als liebend giebt. Sie
wird zwar nie die Schmerzen fühlen, die Ve¬
nus Urania ihren Erwählten ſchenkt; aber ſie
iſt eine gebohrne Mutter und eine gebohrne
Schweſter; und ich frage ſie zuweilen, warum
haſt Du nicht alle Brüder und alle Waiſen?
Seit dem Erdbeben bin ich etwas kränklich.
Ich habe es vielleicht nicht gewohnt, zu lieben
und ſo zu ſterben. Ich nehme ein philoſophiſches
Buch — denn Dichter greifen mich jetzt zu hef¬
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/201>, abgerufen am 19.05.2024.
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