Gemüth, die andern sehr herzlich und enthusi¬ astisch mit bornirter Rohheit, alle aber selbst¬ süchtig; wiewohl sie, wenn ihr Herz voll und nicht im Abnehmen ist, eben wie der volle Mond die wenigsten Flecken zeigen. Neben den Leh¬ ren meiner großen Mutter, neben Ihrem gros¬ sen Vater bestand Keiner. Ihren Roquairol konnte man weder lieben noch hassen noch ach¬ ten noch fürchten, wiewohl sehr nahe an alles dieses zusammen kommen.
Es machte viel auch, daß ich immer reisete; Reisen erhält oft kälter. Wenn ich nach der Küste sehe und denke, daß ein großer Römer bald in Baja, bald in Deutschland, bald in Gallien bald in Rom war, und daß ihm die Erde eine große Stadt wurde: so begreif' ich leicht, daß ihm die Menschen zu Massen wur¬ den. Reisen ist Beschäftigung, was uns Wei¬ bern immer fehlet. Die Männer haben immer zu thun und schicken die Seele auswärts, die Weiber müssen den ganzen Tag daheim bei ih¬ rem Herzen bleiben. In der Schweiz legt' ich mir (so wie die Prinzessinn Idoine) eine kleine Ökonomie an und ich weiß, wie man über
kleine
Gemüth, die andern ſehr herzlich und enthuſi¬ aſtiſch mit bornirter Rohheit, alle aber ſelbſt¬ ſüchtig; wiewohl ſie, wenn ihr Herz voll und nicht im Abnehmen iſt, eben wie der volle Mond die wenigſten Flecken zeigen. Neben den Leh¬ ren meiner großen Mutter, neben Ihrem gros¬ ſen Vater beſtand Keiner. Ihren Roquairol konnte man weder lieben noch haſſen noch ach¬ ten noch fürchten, wiewohl ſehr nahe an alles dieſes zuſammen kommen.
Es machte viel auch, daß ich immer reiſete; Reiſen erhält oft kälter. Wenn ich nach der Küſte ſehe und denke, daß ein großer Römer bald in Baja, bald in Deutſchland, bald in Gallien bald in Rom war, und daß ihm die Erde eine große Stadt wurde: ſo begreif' ich leicht, daß ihm die Menſchen zu Maſſen wur¬ den. Reiſen iſt Beſchäftigung, was uns Wei¬ bern immer fehlet. Die Männer haben immer zu thun und ſchicken die Seele auswärts, die Weiber müſſen den ganzen Tag daheim bei ih¬ rem Herzen bleiben. In der Schweiz legt' ich mir (ſo wie die Prinzeſſinn Idoine) eine kleine Ökonomie an und ich weiß, wie man über
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Gemüth, die andern ſehr herzlich und enthuſi¬
aſtiſch mit bornirter Rohheit, alle aber ſelbſt¬
ſüchtig; wiewohl ſie, wenn ihr Herz voll und
nicht im Abnehmen iſt, eben wie der volle Mond
die wenigſten Flecken zeigen. Neben den Leh¬
ren meiner großen Mutter, neben Ihrem gros¬
ſen Vater beſtand Keiner. Ihren Roquairol
konnte man weder lieben noch haſſen noch ach¬
ten noch fürchten, wiewohl ſehr nahe an alles
dieſes zuſammen kommen.
Es machte viel auch, daß ich immer reiſete;
Reiſen erhält oft kälter. Wenn ich nach der
Küſte ſehe und denke, daß ein großer Römer
bald in Baja, bald in Deutſchland, bald in
Gallien bald in Rom war, und daß ihm die
Erde eine große Stadt wurde: ſo begreif' ich
leicht, daß ihm die Menſchen zu Maſſen wur¬
den. Reiſen iſt Beſchäftigung, was uns Wei¬
bern immer fehlet. Die Männer haben immer
zu thun und ſchicken die Seele auswärts, die
Weiber müſſen den ganzen Tag daheim bei ih¬
rem Herzen bleiben. In der Schweiz legt' ich
mir (ſo wie die Prinzeſſinn Idoine) eine kleine
Ökonomie an und ich weiß, wie man über
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/204>, abgerufen am 23.11.2024.
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