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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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disch bekleidet, aber schön wie ein griechischer
Gott; das warme volle blumige Gesicht war
noch nicht im starren Leben überwintert und
blühte noch liebend. Er stürzte tief ins Meer
der Vergangenheit. Die kolossalischen Statuen
draussen, und die beglänzten Gebürge halten
sich aus dunkeln Wellen aufgerichtet und stan¬
den in tropfendem Schimmer. Man rief draus¬
sen. Er blickte wieder in sein Gesicht, aber zor¬
nig. "Wozu zweimal," sagt' er und zerquetschte
sein Gesicht, aber ihm war es wie Selbstmord
und Betasten des Ichs. Die väterliche Gestalt
gönnte er noch weniger der fremden unbewach¬
ten Stelle, aber sie war ihm zu heilig zur klein¬
sten Berührung.

Er gieng zurück und schwieg über die Bil¬
der, um nicht an Linda's Phantasie die großen
widerspenstigen Flügel aufzumachen. Der grü¬
nende, blühende, glänzende Tag verschlang bald
die kalten Schatten, die von Höhen und Grä¬
bern der Vergangenheit hereingefallen waren.
"Aber jetzt, (sagte Albano zu Linda,) da Sie
eben aus meiner Kinderstube gekommen sind,
führen Sie mich einmal in die Ihrige." --

diſch bekleidet, aber ſchön wie ein griechiſcher
Gott; das warme volle blumige Geſicht war
noch nicht im ſtarren Leben überwintert und
blühte noch liebend. Er ſtürzte tief ins Meer
der Vergangenheit. Die koloſſaliſchen Statuen
drauſſen, und die beglänzten Gebürge halten
ſich aus dunkeln Wellen aufgerichtet und ſtan¬
den in tropfendem Schimmer. Man rief draus¬
ſen. Er blickte wieder in ſein Geſicht, aber zor¬
nig. „Wozu zweimal,“ ſagt' er und zerquetſchte
ſein Geſicht, aber ihm war es wie Selbſtmord
und Betaſten des Ichs. Die väterliche Geſtalt
gönnte er noch weniger der fremden unbewach¬
ten Stelle, aber ſie war ihm zu heilig zur klein¬
ſten Berührung.

Er gieng zurück und ſchwieg über die Bil¬
der, um nicht an Linda's Phantaſie die großen
widerſpenſtigen Flügel aufzumachen. Der grü¬
nende, blühende, glänzende Tag verſchlang bald
die kalten Schatten, die von Höhen und Grä¬
bern der Vergangenheit hereingefallen waren.
„Aber jetzt, (ſagte Albano zu Linda,) da Sie
eben aus meiner Kinderſtube gekommen ſind,
führen Sie mich einmal in die Ihrige.“ —

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[236/0248] diſch bekleidet, aber ſchön wie ein griechiſcher Gott; das warme volle blumige Geſicht war noch nicht im ſtarren Leben überwintert und blühte noch liebend. Er ſtürzte tief ins Meer der Vergangenheit. Die koloſſaliſchen Statuen drauſſen, und die beglänzten Gebürge halten ſich aus dunkeln Wellen aufgerichtet und ſtan¬ den in tropfendem Schimmer. Man rief draus¬ ſen. Er blickte wieder in ſein Geſicht, aber zor¬ nig. „Wozu zweimal,“ ſagt' er und zerquetſchte ſein Geſicht, aber ihm war es wie Selbſtmord und Betaſten des Ichs. Die väterliche Geſtalt gönnte er noch weniger der fremden unbewach¬ ten Stelle, aber ſie war ihm zu heilig zur klein¬ ſten Berührung. Er gieng zurück und ſchwieg über die Bil¬ der, um nicht an Linda's Phantaſie die großen widerſpenſtigen Flügel aufzumachen. Der grü¬ nende, blühende, glänzende Tag verſchlang bald die kalten Schatten, die von Höhen und Grä¬ bern der Vergangenheit hereingefallen waren. „Aber jetzt, (ſagte Albano zu Linda,) da Sie eben aus meiner Kinderſtube gekommen ſind, führen Sie mich einmal in die Ihrige.“ —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/248>, abgerufen am 22.11.2024.