Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

all borge, nur aber von ihr nichts annehme --
daß er noch immer weiter nichts begehre und
kenne als die Gräfinn -- und daß Gott wisse,
wohinaus das alles noch wolle." -- Allem Fra¬
gen zuvorkommend, setzte sie dazu: "er weiß
schon jetzt alles, Dein ganzes Leben mit dersel¬
bigen Person -- er thut dabei still und lustig,
aber ich kenn' ihn genugsam." -- "Ach! (seuf¬
zete sie in der Jammer-Fülle; und setzte sogleich
mit derselben Stimme dazu:) Du siehst mich
an, nicht wahr, Du findest mich sehr mager
gegen sonst?" -- "Ja wohl, Arme!" sagte er.
"Ich trank viel Essig seinetwegen, weil Karl
schlanke Taillen liebt; und der Gram thut auch
viel," sagte sie.

Albano wollte sie trösten mit der nähern
Möglichkeit einer Verbindung Karls mit ihr,
seit der entschiednen Unmöglichkeit jeder andern
und bot sich ihr gern zu jedem Vorwort und
Zwangsmittel an --; "er ist vor Gott und uns
Dein Mann," sagt' er. "Das hat er nie (ver¬
setzte sie erröthend) seyn mögen, nehmlich ho¬
nett; ich schrieb Dir ja, daß ich jetzt auch zu
stolz bin dazu." -- Nichts bestach ihn mehr

all borge, nur aber von ihr nichts annehme —
daß er noch immer weiter nichts begehre und
kenne als die Gräfinn — und daß Gott wiſſe,
wohinaus das alles noch wolle.“ — Allem Fra¬
gen zuvorkommend, ſetzte ſie dazu: „er weiß
ſchon jetzt alles, Dein ganzes Leben mit derſel¬
bigen Perſon — er thut dabei ſtill und luſtig,
aber ich kenn' ihn genugſam.“ — „Ach! (ſeuf¬
zete ſie in der Jammer-Fülle; und ſetzte ſogleich
mit derſelben Stimme dazu:) Du ſiehſt mich
an, nicht wahr, Du findeſt mich ſehr mager
gegen ſonſt?“ — „Ja wohl, Arme!“ ſagte er.
„Ich trank viel Eſſig ſeinetwegen, weil Karl
ſchlanke Taillen liebt; und der Gram thut auch
viel,“ ſagte ſie.

Albano wollte ſie tröſten mit der nähern
Möglichkeit einer Verbindung Karls mit ihr,
ſeit der entſchiednen Unmöglichkeit jeder andern
und bot ſich ihr gern zu jedem Vorwort und
Zwangsmittel an —; „er iſt vor Gott und uns
Dein Mann,“ ſagt' er. „Das hat er nie (ver¬
ſetzte ſie erröthend) ſeyn mögen, nehmlich ho¬
nett; ich ſchrieb Dir ja, daß ich jetzt auch zu
ſtolz bin dazu.“ — Nichts beſtach ihn mehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0282" n="270"/>
all borge, nur aber von ihr nichts annehme &#x2014;<lb/>
daß er noch immer weiter nichts begehre und<lb/>
kenne als die Gräfinn &#x2014; und daß Gott wi&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
wohinaus das alles noch wolle.&#x201C; &#x2014; Allem Fra¬<lb/>
gen zuvorkommend, &#x017F;etzte &#x017F;ie dazu: &#x201E;er weiß<lb/>
&#x017F;chon jetzt alles, Dein ganzes Leben mit der&#x017F;el¬<lb/>
bigen Per&#x017F;on &#x2014; er thut dabei &#x017F;till und lu&#x017F;tig,<lb/>
aber ich kenn' ihn genug&#x017F;am.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ach! (&#x017F;euf¬<lb/>
zete &#x017F;ie in der Jammer-Fülle; und &#x017F;etzte &#x017F;ogleich<lb/>
mit der&#x017F;elben Stimme dazu:) Du &#x017F;ieh&#x017F;t mich<lb/>
an, nicht wahr, Du finde&#x017F;t mich &#x017F;ehr mager<lb/>
gegen &#x017F;on&#x017F;t?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ja wohl, Arme!&#x201C; &#x017F;agte er.<lb/>
&#x201E;Ich trank viel E&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;einetwegen, weil Karl<lb/>
&#x017F;chlanke Taillen liebt; und der Gram thut auch<lb/>
viel,&#x201C; &#x017F;agte &#x017F;ie.</p><lb/>
          <p>Albano wollte &#x017F;ie trö&#x017F;ten mit der nähern<lb/>
Möglichkeit einer Verbindung Karls mit ihr,<lb/>
&#x017F;eit der ent&#x017F;chiednen Unmöglichkeit jeder andern<lb/>
und bot &#x017F;ich ihr gern zu jedem Vorwort und<lb/>
Zwangsmittel an &#x2014;; &#x201E;er i&#x017F;t vor Gott und uns<lb/>
Dein Mann,&#x201C; &#x017F;agt' er. &#x201E;Das hat er nie (ver¬<lb/>
&#x017F;etzte &#x017F;ie erröthend) &#x017F;eyn mögen, nehmlich ho¬<lb/>
nett; ich &#x017F;chrieb Dir ja, daß ich jetzt auch zu<lb/>
&#x017F;tolz bin dazu.&#x201C; &#x2014; Nichts be&#x017F;tach ihn mehr<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0282] all borge, nur aber von ihr nichts annehme — daß er noch immer weiter nichts begehre und kenne als die Gräfinn — und daß Gott wiſſe, wohinaus das alles noch wolle.“ — Allem Fra¬ gen zuvorkommend, ſetzte ſie dazu: „er weiß ſchon jetzt alles, Dein ganzes Leben mit derſel¬ bigen Perſon — er thut dabei ſtill und luſtig, aber ich kenn' ihn genugſam.“ — „Ach! (ſeuf¬ zete ſie in der Jammer-Fülle; und ſetzte ſogleich mit derſelben Stimme dazu:) Du ſiehſt mich an, nicht wahr, Du findeſt mich ſehr mager gegen ſonſt?“ — „Ja wohl, Arme!“ ſagte er. „Ich trank viel Eſſig ſeinetwegen, weil Karl ſchlanke Taillen liebt; und der Gram thut auch viel,“ ſagte ſie. Albano wollte ſie tröſten mit der nähern Möglichkeit einer Verbindung Karls mit ihr, ſeit der entſchiednen Unmöglichkeit jeder andern und bot ſich ihr gern zu jedem Vorwort und Zwangsmittel an —; „er iſt vor Gott und uns Dein Mann,“ ſagt' er. „Das hat er nie (ver¬ ſetzte ſie erröthend) ſeyn mögen, nehmlich ho¬ nett; ich ſchrieb Dir ja, daß ich jetzt auch zu ſtolz bin dazu.“ — Nichts beſtach ihn mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/282
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/282>, abgerufen am 22.11.2024.