Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Schaumberge und Nebel-Riesen immer tiefer
aufthauete und zusammenkroch; und schaue nun
allein und trocken von meinem Berghorn her¬
unter, ganz besetzt mit den Blutigeln des Welt-
Ekels.

Bruder, es wird aber in diesem Jahre an¬
ders und ich flott. Deswegen wird Dir hier
im Februar ein langer mir ganz verdrüßlicher
Brief geschrieben, der Dir über meine nahe
Einspinnung und Verpuppung sagt, wo und
wie; denn bin ich einmal eine glänzende Chry¬
solide, so kann ich mich nur schwach mehr re¬
gen und zeigen.

Ich will mich deutlicher erklären, setzen
die Deutschen hinzu, wenn sie sich deutlich
erklärt haben. Es schickt und trifft sich beson¬
ders glücklich -- was ich schätze wie einer --,
daß gerade Ende des Jahrs Ende meines bis¬
herigen väterlichen Vermögens ist und folglich,
wenn Amsterdam aufhört zu zahlen, ich auch
falle und nichts mehr in Händen habe als schwa¬
che chiromantische Wahrsagungen und nichts
im Leibe habe außer dem Magen. Ich wollte,
ich könnte noch von meinem Nabel leben wie

Schaumberge und Nebel-Rieſen immer tiefer
aufthauete und zuſammenkroch; und ſchaue nun
allein und trocken von meinem Berghorn her¬
unter, ganz beſetzt mit den Blutigeln des Welt-
Ekels.

Bruder, es wird aber in dieſem Jahre an¬
ders und ich flott. Deswegen wird Dir hier
im Februar ein langer mir ganz verdrüßlicher
Brief geſchrieben, der Dir über meine nahe
Einſpinnung und Verpuppung ſagt, wo und
wie; denn bin ich einmal eine glänzende Chry¬
ſolide, ſo kann ich mich nur ſchwach mehr re¬
gen und zeigen.

Ich will mich deutlicher erklären, ſetzen
die Deutſchen hinzu, wenn ſie ſich deutlich
erklärt haben. Es ſchickt und trifft ſich beſon¬
ders glücklich — was ich ſchätze wie einer —,
daß gerade Ende des Jahrs Ende meines bis¬
herigen väterlichen Vermögens iſt und folglich,
wenn Amſterdam aufhört zu zahlen, ich auch
falle und nichts mehr in Händen habe als ſchwa¬
che chiromantiſche Wahrſagungen und nichts
im Leibe habe außer dem Magen. Ich wollte,
ich könnte noch von meinem Nabel leben wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="280"/>
Schaumberge und Nebel-Rie&#x017F;en immer tiefer<lb/>
aufthauete und zu&#x017F;ammenkroch; und &#x017F;chaue nun<lb/>
allein und trocken von meinem Berghorn her¬<lb/>
unter, ganz be&#x017F;etzt mit den Blutigeln des Welt-<lb/>
Ekels.</p><lb/>
          <p>Bruder, es wird aber in die&#x017F;em Jahre an¬<lb/>
ders und ich flott. Deswegen wird Dir hier<lb/>
im Februar ein langer mir ganz verdrüßlicher<lb/>
Brief ge&#x017F;chrieben, der Dir über meine nahe<lb/>
Ein&#x017F;pinnung und Verpuppung &#x017F;agt, wo und<lb/>
wie; denn bin ich einmal eine glänzende Chry¬<lb/>
&#x017F;olide, &#x017F;o kann ich mich nur &#x017F;chwach mehr re¬<lb/>
gen und zeigen.</p><lb/>
          <p>Ich will mich <hi rendition="#g">deutlicher</hi> erklären, &#x017F;etzen<lb/>
die Deut&#x017F;chen hinzu, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich <hi rendition="#g">deutlich</hi><lb/>
erklärt haben. Es &#x017F;chickt und trifft &#x017F;ich be&#x017F;on¬<lb/>
ders glücklich &#x2014; was ich &#x017F;chätze wie einer &#x2014;,<lb/>
daß gerade Ende des Jahrs Ende meines bis¬<lb/>
herigen väterlichen Vermögens i&#x017F;t und folglich,<lb/>
wenn Am&#x017F;terdam aufhört zu zahlen, ich auch<lb/>
falle und nichts mehr in Händen habe als &#x017F;chwa¬<lb/>
che chiromanti&#x017F;che Wahr&#x017F;agungen und nichts<lb/>
im Leibe habe außer dem Magen. Ich wollte,<lb/>
ich könnte noch von meinem Nabel leben wie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0292] Schaumberge und Nebel-Rieſen immer tiefer aufthauete und zuſammenkroch; und ſchaue nun allein und trocken von meinem Berghorn her¬ unter, ganz beſetzt mit den Blutigeln des Welt- Ekels. Bruder, es wird aber in dieſem Jahre an¬ ders und ich flott. Deswegen wird Dir hier im Februar ein langer mir ganz verdrüßlicher Brief geſchrieben, der Dir über meine nahe Einſpinnung und Verpuppung ſagt, wo und wie; denn bin ich einmal eine glänzende Chry¬ ſolide, ſo kann ich mich nur ſchwach mehr re¬ gen und zeigen. Ich will mich deutlicher erklären, ſetzen die Deutſchen hinzu, wenn ſie ſich deutlich erklärt haben. Es ſchickt und trifft ſich beſon¬ ders glücklich — was ich ſchätze wie einer —, daß gerade Ende des Jahrs Ende meines bis¬ herigen väterlichen Vermögens iſt und folglich, wenn Amſterdam aufhört zu zahlen, ich auch falle und nichts mehr in Händen habe als ſchwa¬ che chiromantiſche Wahrſagungen und nichts im Leibe habe außer dem Magen. Ich wollte, ich könnte noch von meinem Nabel leben wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/292
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/292>, abgerufen am 22.11.2024.