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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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behielt Linda an der Hand. Die unterirdischen
Wasser der Todten-Echos und Alphörner rausch¬
ten ihnen nach, obwohl ferner. Juliennen ent¬
gieng es nicht, wie sehr Idoine ihr Gesicht,
bloß um es ihr mit den großen Tropfen in den
großen Augen zu entziehen, immer der dicht
verschleierten Linda zuwandte; und sie schloß
daraus, daß Idoine vieles wisse und kenne und
die Braut des Jünglings ehre, dem sie durch
ihre schöne Ähnlichkeit das frohe Leben zurück¬
gegeben.

"Was haben wir nun davon? (sagte Idoine
spät und nahe am Dorfe.) Wir sehen's vor¬
aus, daß wir zu weich würden und geben uns
doch hin. Darum nennen uns eben die Männer
schwach. Sie bereiten sich auf ihre Zukunft
durch lauter Abhärtungen vor, und nur wir
uns durch lauter Erweichungen." -- -- "Was
soll man denn machen, (sagte Julienne,) in
Flüsse springen, auf Berge, auf Pferde und
so weiter?" -- "Nein, (sagte Idoine,) denn
ich seh' es an meinen Bäuerinnen; sie leiden an
Nerven bei aller Muskel-Arbeit so gut wie
andere -- Mit dem Geiste, glaub' ich, müßten

wir

behielt Linda an der Hand. Die unterirdiſchen
Waſſer der Todten-Echos und Alphörner rauſch¬
ten ihnen nach, obwohl ferner. Juliennen ent¬
gieng es nicht, wie ſehr Idoine ihr Geſicht,
bloß um es ihr mit den großen Tropfen in den
großen Augen zu entziehen, immer der dicht
verſchleierten Linda zuwandte; und ſie ſchloß
daraus, daß Idoine vieles wiſſe und kenne und
die Braut des Jünglings ehre, dem ſie durch
ihre ſchöne Ähnlichkeit das frohe Leben zurück¬
gegeben.

„Was haben wir nun davon? (ſagte Idoine
ſpät und nahe am Dorfe.) Wir ſehen's vor¬
aus, daß wir zu weich würden und geben uns
doch hin. Darum nennen uns eben die Männer
ſchwach. Sie bereiten ſich auf ihre Zukunft
durch lauter Abhärtungen vor, und nur wir
uns durch lauter Erweichungen.“ — — „Was
ſoll man denn machen, (ſagte Julienne,) in
Flüſſe ſpringen, auf Berge, auf Pferde und
ſo weiter?“ — „Nein, (ſagte Idoine,) denn
ich ſeh' es an meinen Bäuerinnen; ſie leiden an
Nerven bei aller Muskel-Arbeit ſo gut wie
andere — Mit dem Geiſte, glaub' ich, müßten

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[336/0348] behielt Linda an der Hand. Die unterirdiſchen Waſſer der Todten-Echos und Alphörner rauſch¬ ten ihnen nach, obwohl ferner. Juliennen ent¬ gieng es nicht, wie ſehr Idoine ihr Geſicht, bloß um es ihr mit den großen Tropfen in den großen Augen zu entziehen, immer der dicht verſchleierten Linda zuwandte; und ſie ſchloß daraus, daß Idoine vieles wiſſe und kenne und die Braut des Jünglings ehre, dem ſie durch ihre ſchöne Ähnlichkeit das frohe Leben zurück¬ gegeben. „Was haben wir nun davon? (ſagte Idoine ſpät und nahe am Dorfe.) Wir ſehen's vor¬ aus, daß wir zu weich würden und geben uns doch hin. Darum nennen uns eben die Männer ſchwach. Sie bereiten ſich auf ihre Zukunft durch lauter Abhärtungen vor, und nur wir uns durch lauter Erweichungen.“ — — „Was ſoll man denn machen, (ſagte Julienne,) in Flüſſe ſpringen, auf Berge, auf Pferde und ſo weiter?“ — „Nein, (ſagte Idoine,) denn ich ſeh' es an meinen Bäuerinnen; ſie leiden an Nerven bei aller Muskel-Arbeit ſo gut wie andere — Mit dem Geiſte, glaub' ich, müßten wir

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/348>, abgerufen am 22.11.2024.